Vor Hurrikan ziehen Tornados über Florida – «extrem gefährlich»
Im US-Bundesstaat Florida laufen die Vorbereitungen auf den herannahenden Hurrikan Milton auf Hochtouren.
Das Wichtigste in Kürze
- Millionen Menschen in Florida wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
- Viele verbarrikadieren ihre Häuser und stellen sich auf das Schlimmste ein.
- Hurrikan Milton wird wohl am Mittwochabend (Ortszeit) auf die Westküste treffen.
Es sind dramatische Szenen, die sich derzeit in Florida abspielen. Wegen Hurrikan Milton flüchten Tausende von Menschen aus Florida. Viele, die das Gebiet verlassen wollten, stiessen jedoch auf Schwierigkeiten: Der Sender CNN berichtete von Staus, Treibstoffengpässen und ausgebuchten Hotels.
Meteorologen rechnen währenddessen mit apokalyptischen Zuständen. Das Nationale Hurrikanzentrum warnt, dass Milton das Potenzial habe, einer der zerstörerischsten Hurrikans in der Region überhaupt zu werden.
Es wurde darauf hingewiesen, dass normalerweise trockene Küstengebiete durch den ansteigenden Meeresspiegel überflutet werden könnten.
Lebensgefährliche Sturmfluten mit bis zu fünf Meter hohen Wellen, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle seien zu erwarten. Der gesamte Bundesstaat befindet sich im Ausnahmezustand.
Am Mittwochabend (Ortszeit) soll der Tropensturm an der Westküste auf Land treffen.
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20.58: Joe Biden hat erneut vor Milton gewarnt: «Es sieht aus wie der Sturm des Jahrhunderts.»
Der US-Präsident warnte ausserdem vor kursierenden Falschinformationen. In den vergangenen Wochen seien auf «rücksichtslose, unverantwortliche und erbarmungslose» Art und Weise Falschinformationen und Lügen verbreitet worden, sagte Biden. Diese beunruhigten die Menschen. Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, stehe an der Spitze dieser Lügenkampagne.
Trump verbreitete bei Wahlkampfveranstaltungen in den vergangenen Tagen unter anderem die Verschwörungstheorie, Mittel der Katastrophenschutzbehörde würden an Migranten ohne legalen Status fliessen – damit wollten die Demokraten diese Menschen illegal zur Stimmabgabe für Harris bewegen. Falschbehauptungen der republikanischen Kongressabgeordneten Marjorie Taylor Greene, die behauptete, die Bundesregierung kontrolliere das Wetter, nannte Biden «mehr als lächerlich». Damit müsse nun Schluss sein.
18.56: Hurrikan Milton zieht immer weiter auf die Küste Floridas zu – und das mit überraschender Kraft. Auf die Region Tampa Bay wird er wohl mit einer Sturmflut von 10 bis 15 Fuss (3 bis 4,5 Meter) treffen.
Derart heftig ist Milton aufgrund der Erwärmung des Ozeans, verursacht durch den Klimawandel. Diesen Sommer wurden im Golf von Mexiko Rekordtemperaturen gemessen. Und in den letzten Wochen kam es sogar zu einem zusätzlichen Wärmeschub – einer «marinen Hitzewelle».
Dies liefert Stürmen zusätzliche Kraft. Wärme fördert nämlich die Verdunstung des Meerwassers. Was wiederum dazu führt, dass Stürme schneller wachsen. Zudem gewinnen die Winde an Stärke und es wird mehr Regen im Landesinneren abgeladen.
«Marine Hitzewellen sind wie Monster der Zukunft», sagt Soheil Radfar, Forscher für Küstengefahren an der University of Alabama. Milton erhöhte seine Windgeschwindigkeit innerhalb von 24 Stunden schliesslich um 145 Kilometer die Stunde.
Mehrere Fischer in Mexiko vermisst
18.35: Nach dem Durchzug des Hurrikans «Milton» vor der mexikanischen Halinsel Yucatán werden nach Angaben des nationalen Fischerverbands vier Boote mit rund 15 Fischern vermisst. Es habe nach dem Sturm keine Kommunikation mehr mit ihnen gegeben, sagte der Präsident des Verbandes in Yucatán, Enrique Sánchez, dem Fernsehsender N+.
Die Präsidentin des lateinamerikanischen Landes, Claudia Sheinbaum, bestätigte bei ihrer täglichen Pressekonferenz, dass einige Fischerboote noch vermisst würden. Ein Boot sei nach Angaben der Marine inzwischen gefunden worden. Zur Zahl der noch vermissten Fischer und Boote machte die Präsidentin keine Angaben. Medienberichten zufolge sollen die Boote bereits auf See gewesen sein, als sich «Milton» schnell zu einem starken Hurrikan entwickelte.
Tornados ziehen über Florida
17.21: Bevor Milton auf Land trifft, ziehen Tornados als Vorläufer über Florida. Der Nationale Wetterdienst warnt mehrfach vor solchen Stürmen. Unter anderem vor einem «grossen und extrem gefährlichen Tornado».
🌪️🚨BREAKING: Two large tornadoes from Hurricane Milton crossed Interstate 75 in the Florida Everglades around 10 a.m. EDT, moving north between the towns of Miles City and Andytown.
— AccuWeather (@accuweather) October 9, 2024
The tornado shown here was east of the first tornado and closer to Andytown. pic.twitter.com/M65dpsvgWV
Gemäss «Accuweather» sind bereits zwei grosse Tornados über Florida gezogen. Dazu gibt es auch Aufnahmen der Stürme.
17.18: Die «New York Times» zeigt in einer Grafik, wann der Hurrikan Milton auf Land treffen soll. Demnach soll dies um 2 Uhr Ortszeit etwas südlich von Tampa der Fall sein. Das wäre 8 Uhr morgens Schweizer Zeit.
Video zeigt aufziehenden Hurrikan
15.32: Florida erwacht an einem schicksalhaften Tag. Vom Land aus sind die ersten Vorboten von Milton bereits zu erkennen. Ein User postete auf TikTok ein Video aus Key West, auf dem der aufziehende Hurrikan am Horizont durch zahlreiche Blitze zu erkennen ist.
Erwartet wird, dass Milton die Küste Floridas in den frühen Morgenstunden MEZ am Donnerstag treffen wird.
Ein Schweizer in Florida
14.40: Die Wetter-Turbulenzen in Florida machen auch dem 22-jährigen Joël Siegrist aus Zürich zu schaffen. Kaum war Hurrikan Helene vorübergezogen, kündigte sich bereits der nächste Sturm an: Hurrikan Milton.
Am Montag vibrierte das Handy des Schweizers mit einer Warnung: Ein Evakuierungsalarm wurde ausgelöst, wie er auf seinem Tiktok-Kanal erzählt. Sein gemietetes Zuhause liegt genau dort, wo bei einer Flut als erstes Land unter Wasser stehen würde. «Es kommt, wie es kommt – man kann nicht mehr viel ändern», sagte er zuversichtlich nach dem Alarm.
Schon am Sonntag hatte Joël begonnen sich auf eine mögliche Evakuierung einzustellen, schaute ständig TV. Er traf Vorkehrungen, um sein Mietshaus zu schützen. Und er traf Vorbereitungen für seine Evakuierung: «Ich habe alles gepackt: Essen aus dem Kühlschrank, zwei Kanister mit je 15 Liter Benzin.»
Schliesslich machte er sich auf den Weg nach Miami. Seine Sommerferien in Cape Coral müssen warten.
Name auf Beine schreiben
13.20: Der Polizeichef von Holmes Beach in Florida hat gegenüber CNN Aussagen gemacht, die schockieren. Wohl zeigen sie aber einfach auf, wie schlimm der Hurrikan die Region treffen wird.
Viele Leute hätten sich bereits in Sicherheit gebracht, so William Trokajer gegenüber dem US-Sender. Er warnt diejenigen Bürger, die bleiben: «Schreiben Sie Ihren Namen auf das Bein.» Auch die Sozialversicherungsnummern solle man auf dem Körper notieren, so Trokajer.
Diese Massnahme solle den Rettungskräften nach dem Sturm die Arbeit erleichtern.
12.10: Vor der Ankunft von Hurrikan «Milton» florieren in den betroffenen Gebieten Gerüchte, die Hilfsmassnahmen behindern. Dies befeuert die politische Diskussion um den Umgang mit Falschnachrichten und Verschwörungstheorien.
Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass Naturkatastrophen Gerüchte befeuerten, zitierten US-Medien die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Mit dem aktuellen Ausmass habe sie aber nicht gerechnet: «Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe».
Menschen in den betroffenen Gebieten würden durch kursierende Gerüchte davon abgehalten, Hilfe zu suchen. Deshalb hat die Behörde eine Website eingerichtet, auf der Falschnachrichten widerlegt werden. Darunter zum Beispiel die Behauptung, die Katastrophenschutzbehörde verhindere in Florida Evakuierungen.
«Das ist ein schädliches Gerücht, das Leben in Gefahr bringen kann», hiess es auf der Seite dazu. «Wenn Sie zur Evakuierung aufgefordert werden, tun sie das sofort.»
Staus und Engpässe: Evakuierung gestaltet sich schwierig
12.05: Die Flucht aus der Evakuierungszone gestaltet sich laut CNN schwierig. Es gebe Staus und Treibstoffengpässe und Hotels seien ausgebucht. Zahlreiche Flughäfen der Region stellten zudem den Betrieb ein.
Der Bundesstaat und die US-Regierung leiteten umfassende Vorbereitungen auf Hilfsmassnahmen ein.
Nach Einschätzung von Experten dürfte «Milton» sich zwar etwas abschwächen, bevor er Land erreicht. Doch vor allem seine enorme Ausdehnung birgt erhebliches Zerstörungspotenzial.
Sechsfache Mutter kann nicht vor Hurrikan flüchten
11.45: Die Bürgermeisterin von Tampa, Jane Castor, warnte, dass Menschen in den Evakuierungszonen «sterben werden». Doch nicht alle können sich die Flucht vor dem Hurrikan leisten.
Auf Tiktok geht gerade Videos von Amanda Moss viral. In diesem erklärt die US-Amerikanerin, warum sie und ihre Familie trotz offizieller Warnungen nicht evakuieren können.
Sie hat nicht genug Geld, ihre Familie mit sechs Kindern und vier französischen Bulldoggen und ihrer Schwiegermutter zu evakuieren. In einem Video sagte sie unter Tränen: «Die mütterliche Angst ist real. Wir haben das Geld für eine Evakuierung nicht und wohin sollen wir gehen?»
Ihr Auto hat nicht genug Platz, eine Fahrt aus dem Bundesstaat dauert fast zehn Stunden. Sie befürchtet ohne Benzin liegenzubleiben oder während des Landfalls des Hurrikans auf den Strassen Floridas festzusitzen. Auch die Kosten für Flüge oder Unterkünfte wie Hotels oder Airbnb kann die Familie nicht stemmen.
Video zeigt Hurrikan aus dem All
10:20: In Florida steigt die Anspannung vor dem Abend weiter an. Derweil veröffentlicht ein Astronaut ein Video, das den Hurrikan Milton von der Raumstation ISS aus zeigt.
Timelapse flying by Hurricane Milton about 2 hours ago.
— Matthew Dominick (@dominickmatthew) October 8, 2024
1/6400 sec exposure, 14mm, ISO 500, 0.5 sec interval, 30fps pic.twitter.com/p5wBlC95mx
Die Astronauten-Crew ist wegen des Hurrikans vorerst im All gefangen. Sie kann erst später als wie ursprünglich geplant am Montag auf die Erde zurückkehren.
09:06: Man rechnet damit, dass Milton bis zu 5 Meter hohe Flutwellen mit sich bringen könnte. Was bedeutet das genau? Eine 3D-Animation von «The Weather Channel» zeigt die Folgen realistisch auf.
Überflutete Strassen und Häuser, entwurzelte Bäume, Gegenstände die herumfliegen oder -schwimmen. Die ganze zerstörerische Kraft eines Hurrikans dieser Stärke wird in der Animation sehr anschaulich dargestellt – beängstigend!