Vegan-Hype lässt Fake-Fleisch von Beyond Meat weiter boomen
Das Wichtigste in Kürze
- Veganismus erobert den Massenmarkt - der beste Beweis ist der Erfolg des Fleischersatz-Spezialisten Beyond Meat.
Mit einem fetten Umsatzplus im zweiten Quartal hat die kalifornische Firma die Erwartungen mal wieder übertroffen.
Doch der Boom wirft auch Fragen auf - zum Beispiel: Ist Fake-Fleisch überhaupt gesünder als das Original? Von den Kunststücken, die im Labor vollführt werden müssen, um pflanzliche Zutaten wie Hack-Buletten aussehen, schmecken und riechen zu lassen, sind jedenfalls nicht alle begeistert.
Das tut dem Höhenflug von Beyond Meat bislang jedoch keinen Abbruch: In den drei Monaten bis Ende Juni steigerte die Firma die Erlöse im Jahresvergleich von 17,4 Millionen Dollar um satte 287 Prozent auf 67,3 Millionen Dollar (60,4 Mio Euro). «Wir glauben, dass unser positiver Schwung das wachsende Verlangen der Mainstream-Verbraucher zeigt», erklärte Vorstandschef Ethan Brown bei der Zahlenvorlage am Montag nach US-Börsenschluss.
Beyond Meat stellt Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis her - ohne tierische Zutaten. Vor allem die veganen Burger der Firma haben für einen grossen Ansturm gesorgt. Als die zuvor nur im Grosshandel bei Metro verfügbaren Bratlinge im Mai bei Lidl in den Verkauf gingen, waren sie in Deutschland rasch vergriffen. Auch in den USA ist der Rummel um die von Promis wie Microsoft-Mitgründer Bill Gates und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio unterstützte Firma sehr gross.
Mit seinen Produkten liegt Beyond Meat voll im Trend einer Zeit, in der viele Menschen ihre Essgewohnheiten überdenken und sich der Verzicht auf Fleisch grosser Beliebtheit erfreut. Hinzu kommt eine clevere Vermarktung, die statt Geschäftsinteressen Gesundheit, Tier- und Klimaschutz sowie die Rettung des Planeten angesichts schwindender Ressourcen als Mission angibt.
Seit einem furiosen Börsengang Anfang Mai hat sich Beyond Meat auch zum Liebling der Wall Street entwickelt - die Aktie wurde zuletzt rund 700 Prozent über dem Ausgabepreis von 25 Dollar gehandelt. Dass der Börsenwert eines Unternehmens in rund drei Monaten von 1,5 Milliarden auf knapp zwölf Milliarden Dollar steigt, kommt nicht oft vor.
Geld verdient Beyond Meat bislang zwar nicht - im letzten Quartal nahm der Verlust verglichen mit dem Vorjahreswert um über ein Viertel auf 9,4 Millionen Dollar zu. Das machte Anlegern bislang aber nichts aus, auch wenn eine angekündigte Kapitalerhöhung den Kurs zuletzt drückte.
Doch Beyond Meat trifft nicht überall auf Gegenliebe. Zu den harmloseren Kritikern zählt die US-Fast-Food-Kette Arby's (Slogan: «Wir haben das Fleisch»). Sie drehte den Spiess Anfang Juli um und blies auf skurrile Art zum Gegenangriff - mit Gemüse aus Fleisch. Das Unternehmen verspricht eine ganz neue Essenskategorie: «Meat Vegetables» (auf deutsch: Fleischgemüse), kurz «Megetables». Ein erstes Produkt - eine Putenbrustkarotte namens «Marrot» - hat Arby's auch schon präsentiert. Das Ganze sei auf keinen Fall nur als Witz gemeint, versicherte ein Sprecher auf Nachfrage.
«Wenn andere Fleisch aus Gemüse machen können, warum sollten wir dann kein Gemüse aus Fleisch machen können?», fragte Arby's-Marketingchef Jim Taylor kürzlich im Firmenblog. Fleischersatzprodukte versuchten letztlich doch nur, Gemüse so aussehen zu lassen wie das, was Amerikaner wirklich wollten, meint Taylor: «Leckeres Fleisch». Insgesamt kann die Attacke von Arby's jedoch eher als humoristischer Seitenhieb und Versuch gesehen werden, vom Hype zu profitieren.
Aber es gibt auch ernster zu nehmende Stimmen, die wenig angetan klingen. So weisen Ernährungsforscher darauf hin, dass Fake-Varianten unter Gesundheitsaspekten keinen Fortschritt zu echtem Fleisch darstellen müssen. Der Anteil von Sodium und gesättigtem Fett sei in etwa gleich, warnte Diät-Coach Alissa Rumsey bei CNBC.
Für Argwohn sorgt zudem, dass Produkte aus den Laboren von Beyond Meat und dem Rivalen Impossible Foods eigentlich dem Inbegriff unter Öko-Gesichtspunkten verpönter industriell verarbeiteter Lebensmittel entsprechen.
Dass die Toleranz für hochprozessierte Nahrungsmittel mitunter auch Grenzen kennt, ist einer der Gründe, warum Beyond Meat und Impossible Foods nicht bei allen Fast-Food-Konzernen offene Türen einrennen. «Wir haben mit ihnen gesprochen, und leider passt es nicht zu unseren «Essen mit Integrität»-Prinzipien», sagte etwa Brian Niccol, Chef der Texmex-Kette Chipotle jüngst «Yahoo Finance». Das liege am hohen Grad der Bearbeitung, die nötig sei, um Pflanzen wie Fleisch schmecken zu lassen. Wohlgemerkt: Andere Ketten - von TGI Fridays über White Castle bis hin zu Burger King - reissen sich um die veganen Burger.