Joe Biden will Trump bei Wahl 2020 herausfordern
Monatelang hat Joe Biden das Land zappeln lassen. Nun verkündet der ehemalige Vize-Präsident offiziell seine Kandidatur für das Weisse Haus. In Umfragen schneidet der 76-Jährige bislang gut ab. Aber das Rennen ist lang - und die parteiinterne Konkurrenz gross.
Das Wichtigste in Kürze
- Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden will für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Donald Trump antreten.
Der 76-Jährige veröffentlichte auf Twitter eine Videobotschaft, in der er seine Kandidatur offiziell verkündete.
«Wenn wir Donald Trump acht Jahre im Weissen Haus geben, wird er für immer und fundamental das Wesen dieser Nation verändern», warnte Biden. Er könne nicht untätig zusehen, wie das passiere. Die wesentlichen Werte, die Demokratie und das Ansehen des Landes in der Welt stünden auf dem Spiel. Mit Biden gibt es nun 20 demokratische Präsidentschaftsbewerber. Dabei beginnen die parteiinternen Vorwahlen bei den Demokraten erst im kommenden Jahr.
In seinem Video verwies Biden auf die rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia im August 2017 und warf Trump vor, er habe die rechte Gewalt damals verharmlost. «Wir dürfen nicht vergessen, was in Charlottesville passiert ist», mahnte Biden. «Noch wichtiger ist, dass wir uns erinnern, wer wir sind.»
Monatelang war über eine Kandidatur Bidens spekuliert worden. Er selbst heizte die Spekulationen durch verschiedene Aussagen regelmässig weiter an, ohne sich aber festzulegen. Biden steigt nun vergleichsweise spät in das interne Rennen seiner Partei ein.
19 weitere demokratische Anwärter gibt es bereits. Dazu gehören die Senatoren Elizabeth Warren, Kamala Harris, Cory Booker, Kirsten Gillibrand und Amy Klobuchar sowie der frühere Arbeitsminister Julian Castro, der Ex-Kongressabgeordnete Beto O'Rourke, der aufstrebende Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, und der unabhängige Senator Bernie Sanders, der bereits 2016 bei den demokratischen Vorwahlen angetreten war und damals Hillary Clinton unterlag.
In Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern landete Biden in den vergangenen Wochen fast durchgehend auf Platz eins, obwohl er seine Kandidatur noch gar nicht erklärt hatte. Er wurde dort bislang als potenzieller Bewerber gelistet. Sanders liegt in den Umfragen hinter Biden auf Platz zwei, die anderen Bewerber folgen erst mit deutlichem Abstand. Die Aussagekraft dieser frühen Erhebungen ist allerdings begrenzt. Bis zur entscheidenden Phase des Rennens ist es noch lange hin. Die parteiinternen Vorwahlen, bei denen die Demokraten ihren Kandidaten für die eigentliche Wahl im November 2020 festlegen, beginnen erst im Februar 2020 in Iowa.
Kurz vor der Verkündung seiner Kandidatur war Biden zuletzt auf negative Weise in die Schlagzeilen geraten: In den vergangenen Wochen gingen mehrere Frauen mit Vorwürfen gegen ihn an die Öffentlichkeit. Sie beklagten, Biden habe sich ihnen gegenüber in der Vergangenheit übergriffig verhalten - etwa durch ungebetene körperliche Nähe oder ungewollte Liebkosungen wie ein Tätscheln des Oberschenkels oder einen Kuss auf den Hinterkopf. Der Demokrat gelobte daraufhin öffentlich Besserung und versprach, er werde künftig «aufmerksamer und respektvoller sein mit dem persönlichen Raum von Menschen».
Das grosse Feld der Demokraten könnte nach Meinung von Experten zur Gefahr für die Partei werden. Parteiinterne Gefechte zehren Ressourcen auf und helfen in der Regel dem Gegenkandidaten. Auch bei den Republikanern hatte es 2016 ein grosses Feld gegeben, was damals den Aufstieg des politischen Aussenseiters Trump mit begünstigte. Trump will 2020 für eine weitere Amtszeit antreten.
Der US-Präsident reagierte am Donnerstag mit Spott auf Bidens Kandidatur. «Willkommen im Rennen, schläfriger Joe», schrieb Trump auf Twitter und sagte «fiese» Vorwahlen bei den Demokraten voraus. Biden werde es dort mit Leuten zu tun haben, «die wirklich einige sehr kranke und verrückte Ideen haben».