Künstliche Intelligenz: Jetzt gibts erste generierte News-Sendungen
Beim amerikanischen Sender «Channel 1» ist alles künstliche Intelligenz – von der Berichterstattung bis zur Moderation. Ein Experte sieht dies kritisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Das amerikanische Start-up «Channel 1» will den Journalismus revolutionieren.
- Seine gesamte Berichterstattung wird durch KI generiert – auch das Videomaterial.
- Ein Experte warnt: Das Vertrauen in die Medien könnte geschmälert werden.
Eine Moderatorin berichtet über die Ukraine. Es sind Bilder aus dem Kriegsgebiet zu sehen – alles erscheint wie eine normale Nachrichtensendung. Doch in Wirklichkeit steht keine Frau vor der Kameralinse. Die Moderation, ihre Stimme und die Recherche sind durch künstliche Intelligenz (KI) erstellt.
Die gezeigten Moderatorinnen und Moderatoren gibt es zwar wirklich. Laut den Gründern des Senders werden sie jedoch mit KI zum Sprechen gebracht. Sie stehen also nicht im Studio, sondern ein Computer generiert nach ihrer Vorlage einen Avatar und bringt ihn zum Sprechen.
Täuschend echte Nachrichten, doch die ganze Arbeit macht eine KI. So lautet das Konzept des amerikanischen Start-ups «Channel 1». Im Verlaufe dieses Jahres wird der Sender loslegen. Einen ersten Einblick in den neuartigen Journalismus liefert das Unternehmen auf X (ehemals Twitter).
Der Einsatz von KI im Journalismus ist eigentlich nichts Neues. Bereits im Jahr 2006 wurden die ersten computergenerierten Finanzberichte veröffentlicht. Wetter- und Sportberichte folgten. Bei «Channel 1» ist jedoch neu, dass selbst die Moderation durch KI generiert ist.
Künstliche Intelligenz untersteht keiner Ethik
Expertinnen und Experten diskutieren heiss, inwiefern der Einsatz von KI im Journalismus gefährlich sein kann. Gerade die Objektivität der Berichterstattung kann beeinträchtigt werden.
Der Medienforscher Tobias Rohrbach sagt zu Nau.ch: «Es gibt mittlerweile eine Menge Forschung zu systematischem Bias (Deutsch: Verzerrungen) in Algorithmen.» Und warnt: Diese können spezifische soziale Gruppen diskriminieren.
Ein weiteres Problem: Die künstliche Intelligenz untersteht «keiner Ethik, sei es bei der Auswahl von Quellen oder der Gewichtung von Positionen». Rohrbach betont, dass sich Journalistinnen und Journalisten zu gewissen berufsethischen Kriterien verpflichten. Eine Maschine tue dies jedoch nicht.
«Damit verbunden sind auch ethische Fragen der Verantwortung und Bedenken, inwiefern die Meinungsvielfalt sichergestellt werden kann», so Rohrbach. Weiter seien auch Persönlichkeits- und Datenschutzrechte ungeklärt. Diese können besonders bei der Video-Generierung verletzt werden.
Transparent kommunizieren
Gerade «Channel 1» zeigt, wie schwer man KI-generierte Nachrichten von realen unterscheiden kann. «Nutzerinnen und Nutzer haben kaum Chancen, den Einsatz von KI zu erkennen», so Rohrbach.
Deshalb sollten die Medienorganisationen unbedingt transparent kommunizieren. Intransparenz könne das Vertrauen in die Medien schmälern – «ein heiss diskutiertes Phänomen der letzten Jahre».