Maria Butina: Russische Agentin bezeichnet US-Haft als «Folter»
Maria Butina wurde als russische Agentin in den USA verurteilt. Am Samstag wurde sie abgeschoben. Nun kritisiert sie die US-Justiz und spricht von «Folter».
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA musste Maria Butina wegen illegaler Agententätigkeit hinter Gitter.
- Wegen ihrer Haftbedingungen erhebt sie schwere Vorwürfe gegen die amerikanische Justiz.
Nach ihrer Abschiebung aus den USA hat die wegen illegaler Agententätigkeit verurteilte Russin Maria Butina schwere Vorwürfe gegen die US-Justiz erhoben. «Was mir geschehen ist, zeigt definitiv, dass Amerika sein Justizsystem verliert». Dies sagte die 30-Jährige nach ihrer Rückkehr nach Moskau am Samstag dem Staatssender Russia Today.
Dass sie in der Untersuchungshaft an 117 Tagen in Einzelhaft gewesen sei, sei «Folter» gewesen. «Das war wahrscheinlich die schrecklichste Erfahrung meines Lebens», sagte sie. «Ich nehme an, sie wollten meinen Willen brechen.» Maria Butina beharrte darauf, dass sie sich nichts habe zu Schulden kommen lassen.
«Ich war nur eine Studentin, die daran geglaubt hat, Frieden zwischen den beiden Ländern zu schaffen», sagte sie. Sie habe sich vor Gericht nur schuldig bekannt, um eine ungerechtfertigte Höchststrafe von 15 Jahren Haft zu vermeiden.
Zu 18 Monaten Haft verurteilt
Butina war im Juli 2018 in den USA festgenommen worden und in Untersuchungshaft gekommen. Später wurde sie in Washington wegen illegaler Agententätigkeit zu 18 Monaten Haft verurteilt. Die Regierung in Moskau hatte von erfundenen Anschuldigungen gesprochen.
Maria Butina hatte vor einem Bundesgericht eingeräumt, unter Anleitung eines Moskauer Regierungsvertreters in den USA tätig gewesen zu sein. Ihre Aktivitäten fielen demnach auch in die Zeit des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016.
Butina, die sich als Waffenrechtsaktivistin engagierte, soll unter anderem versucht haben, die US-Waffenlobby National Rifle Association (NRA) zu infiltrieren. Die NRA steht den Republikanern von US-Präsident Donald Trump nahe.
Russische Agentin Maria Butina wieder in Moskau
Butina kündigte an, sich auch nach ihrer Rückkehr nach Russland als Waffenrechtsaktivistin zu engagieren. Sie wolle sich ausserdem für Menschen einsetzen, die ungerechtfertig im Gefängnis seien. Sie werde über die Bedingungen ihrer Gefangenschaft sprechen, weil ein Land daran gemessen werde sollte, wie es seine Gefangenen behandle. «Sie behandeln ihre Gefangenen sehr schlecht.»
Nicht erwähnt wurden in dem Russia-Today-Interview das Justizsystem in Butinas russischer Heimat. Dieses steht wegen willkürlicher Urteile und käuflicher Richter international in der Kritik. Auch in den russischen Straflagern kritisieren Menschenrechtler und ehemalige Insassen immer wieder verheerende Zustände. Darunter auch Folter und lebensgefährliche hygienische Bedingungen.
Butina war am Freitag aus dem Bundesgefängnis in Tallahassee im Bundesstaat Florida entlassen worden. Beamten der US-Polizei- und Zollbehörde ICE schoben sie dann ab. Am Samstag kehrte sie nach Moskau zurück.
Unter Tränen und glücklich umarmte sie auf dem Flughafen Scheremetjewo in der russischen Hauptstadt ihren Vater. Dies war auf Fernsehbildern zu sehen. Nach Butinas Angaben verhängten die USA eine Einreisesperre gegen sie.
Mit Studentenvisum in die USA
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte die Freilassung der 30-Jährigen zuvor begrüsst. «Wir freuen uns, dass die amerikanische Justiz nach langem Hinauszögern endlich die Lösung gefunden hat, die wir angestrebt haben». Dies sagte er der Agentur Interfax zufolge.
Butina war mit einem Studentenvisum in die USA eingereist und in Washington immatrikuliert, als sie festgenommen wurde. Die US-Bundespolizei FBI hielt das Studium für eine Tarnung ihrer Agententätigkeit.