Menschenrechtler: Berichte über «standrechtliche Hinrichtungen»
Die Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» sollen Berichte über Hinrichtungen durch die Taliban in Afghanistan vorliegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Human Rights Watch berichtet von «standrechtlichen Hinrichtungen» in Afghanistan.
- Die Organisation fordert eine Aufklärung von US-Präsident Joe Biden.
Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) liegen nach eigenen Angaben Berichte über «standrechtliche Hinrichtungen» durch die Taliban in Afghanistan vor. Bei den mutmasslichen Opfern handele es sich um frühere afghanische Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte.
Dies sagte die Vizedirektorin für HRW in Asien, Patricia Gossman, am Freitag in einer Online-Schalte mit Journalisten. Das Ausmass sei noch unklar. Viele dieser Vorfälle fänden den Erkenntnissen zufolge ausserhalb der Hauptstadt Kabul in den afghanischen Provinzen statt. Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme einer Amnestie zugesagt.
Zu wenig Koordination am Flughafen in Kabul
Die Vorsitzende der «Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission», Schaharsad Akbar, kritisierte das Chaos bei der Evakuierung von gefährdeten Afghanen.
Es sei extrem schwierig, zum Flughafen in Kabul zu gelangen, sagte sie. Dort wiederum gebe es zu wenig Koordination zwischen den Nationen, die Menschen ausflögen, und denjenigen, die den Flughafen schützten.
Ihre Organisation beispielsweise habe 90 hoch gefährdete Mitarbeiter identifiziert. 20 davon hätten Zusagen für Evakuierungsflüge bekommen. «Wir waren nicht in der Lage, auch nur eine einzige Person zu evakuieren.»
Akbar sagte weiter: «Die Befürchtung ist, dass der Flughafen, dass alles den Taliban überlassen wird und dass die Menschen ausgeliefert sein werden. Es könte zu Massakern kommen, wenn die ausländischen, die westlichen Bürger evakuiert wurden.»
Sie fügte hinzu: «Wenn die USA den Abzug ihres gesamten Militärs planten, warum wurde das nicht besser gemacht? Diese ganze Abzugssituation wurde von Anfang an schlecht gehandhabt.»
Joe Biden unter Druck
Die HRW-Direktorin in Washington, Sarah Holewinski, forderte Aufklärung von US-Präsident Joe Biden. Und zwar nämlich darüber, ob die US-Streitkräfte immer noch wie geplant am 31. August Kabul verlassen sollten.
Wenn die Zahl der Evakuierungsflüge nicht dramatisch aufgestockt werden, würden bis dahin zahlreiche gefährdete Afghanen nicht ausgeflogen werden, sagte Holewinski. «Die Vereinigten Staaten haben eine moralische Verantwortung, ihnen zu helfen.»