Minneapolis: Schwarzer CNN-Journalist wird vor Kamera verhaftet
Die US-Stadt Minneapolis befindet sich nach dem Tod eines Schwarzen bei einem brutalen Polizeieinsatz im Ausnahmezustand.
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Stadt ist nach einem durch die Polizei getöteten Afro-Amerikaner im Aufruhr.
- Proteste gegen Polizeigewalt arteten in schwere Ausschreitungen aus.
- Der Gouverneur des Staates hat deshalb die Nationalgarde mobilisiert.
Ausschreitungen, Plünderungen, Brandstiftungen und Tränengas: Die US-Stadt Minneapolis befindet sich nach dem Tod eines Schwarzen bei einem brutalen Polizeieinsatz im Ausnahmezustand.
Hunderte Demonstranten durchbrachen am Donnerstagabend Absperrungen vor der Wache, warfen Fensterscheiben ein und verschafften sich so Zugang zu dem Gebäude, das die Beamten vorher verlassen hatten. Auch an anderen Orten gab es Proteste, Plünderungen und Brandstiftungen.
Aufruhr brachte auch die Verhaftung eines schwarzen CNN-Journalisten. Dieser wurde am Freitagmorgen (Ortszeit) verhaftet – mitten in einer Liveschaltung. Auch der Kameracrew wurden Handschellen angelegt.
In der Live-Aufnahme war zu sehen, wie Jimenez die heranrückende Polizei wiederholt fragte, ob das Team seinen Standort ändern solle. «Wir können dahin zurückgehen, wohin ihr wollt. Wir sind gerade live. Wir sind zu viert, wir sind ein Team.»
Wow RT @CNN: Minnesota police arrest CNN reporter and camera crew as they report from protests in Minneapolis https://t.co/9XqVi6EnWU pic.twitter.com/3U2FXZIwB3
— Loony T (@LoonyT) May 29, 2020
Auf der Webseite des Senders hiess es weiter, ein weisshäutiger CNN-Kollege, Josh Campbell, der sich mit einem anderen Team in dem Gebiet befand, sei von der Polizei respektvoll behandelt und nicht festgenommen worden.
Mittlerweile hat sich der Gourverneur Tim Walz bei CNN entschuldigt, er werde die Reporter umgehend freilassen. «Das ist völlig inakzeptabel», hält er fest.
Trump drohte mit Schüssen – und wird von Twitter verwarnt
Nun droht US-Präsident Trump heute Morgen mit dem Einschreiten des Militärs. Diese «Schläger» würden den verstorbenen George Floyd (†46) entehren, dies lasse er nicht zu. Er habe gerade mit dem Gouverneur des US-Bundesstaates Minnesota, Tim Walz, gesprochen, das Militär stehe ihm stets zur Verfügung.
Weiter droht Trump: «Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schiessen!»
Trump warf dem Bürgermeister der Stadt «völlige Führungslosigkeit» vor. «Entweder kriegt der sehr schwache Bürgermeister der Radikalen Linken, Jacob Frey, die Kurve und bringt die Stadt unter Kontrolle, oder ich schicke die Nationalgarde rein und erledige den Job richtig.»
Kurz nach Veröffentlichung des Tweets versetzte Twitter ihm einen Warnhinweis. Und könnte damit den Konflikt mit dem US-Präsidenten noch weiter zuspitzen. Zunächst wird der Tweet ausgeblendet, wenn der User drauf klickt, erscheint jedoch weiterhin der ganze Text.
Der Tweet zu den Ausschreitungen in der Stadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota nach dem Tod eines Afroamerikaners verherrliche Gewalt, erklärte der Kurznachrichtendienst am Freitag. Deshalb sei er mit einer entsprechenden Notiz versehen worden, bleibe aber auf der Plattform, weil dies im öffentlichen Interesse sei.
In Minneapolis herrscht Notstand
Walz hatte zuvor bereits die Nationalgarde mobilisiert. Der Gouverneur erklärte am Donnerstag (Ortszeit) einen Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete. Das ging aus seiner Verfügung hervor.
Mehr als 500 Soldaten seien in die Region Minneapolis entsandt worden, teilte Minnesotas Nationalgarde mit. Ihre Aufgabe sei es, Leben und Eigentum zu schützen sowie friedliche Demonstrationen zu gewährleisten. Die Nationalgarde zählt zur Reserve der US-Armee und untersteht in Friedenszeiten der Führung eines Bundesstaats. In nationalen Notfällen kann der Präsident jedoch die Nationalgarde mobilisieren.
Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd (†46) war es in Minneapolis bereits in der Nacht zu Donnerstag zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Brutaler Polizeieinsatz gegen Afro-Amerikaner
Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstranten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer auf sozialen Medien verbreitete.
Ein weisser Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals des 46-Jährigen, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor.
Wiederholt sagte der Afroamerikaner: «Ich kann nicht atmen.» Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus. Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen, aber bislang nicht festgenommen.
Die Bundespolizei FBI und die örtliche Staatsanwaltschaft erklärten am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme, den Ermittlungen und einer möglichen Anklage werde «höchste Priorität» gegeben.
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump eine beschleunigte Untersuchung versprochen. Trump sagte am Donnerstag im Weissen Haus, er habe sich das Video angeschaut.
«Das war eine sehr schlechte Sache, die ich gesehen habe.» Auf Nachfrage sagte der Präsident, mit Floyds Familie habe er bislang noch nicht gesprochen.