Haft

Missbrauchsprozess: Ex-Popstar R. Kelly muss 30 Jahre in Haft

Das New Yorker Gericht hat sein Urteil gefällt: Der Musiker R. Kelly muss wegen sexuellen Missbrauchsvorwürfen für 30 Jahre ins Gefängnis.

sänger R Kelly
R. Kelly während einer Anhörung. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • R. Kelly ist in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden.
  • Dem Ex-Popstar wurde unter anderem sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen vorgeworfen.
  • Einige weibliche Opfer sagten vor Gericht unter Tränen gegen den Musiker aus.

Der frühere Pop-Superstar R. Kelly ist in einem Missbrauchsprozess zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Das teilte Richterin Ann Donnelly am Mittwoch an einem Gericht in New York mit. Eine Jury hatte den Musiker im vergangenen Jahr nach mehrwöchigem Prozess in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden.

Kelly wurden sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung vorgeworfen. Die Vorwürfe hatte er stets zurückgewiesen. Am Gericht erschien er mit schwarzer Brille, schwarzer Corona-Maske und khakifarbenem Oberteil.

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Ein Sketch der Geschehnisse im Gerichtssaal: Kitti Jones spricht über ihre Erlebnisse. - Keystone

Bevor Richterin Donnelly das Strafmass verkündete, erzählten sieben Opfer von Kelly nacheinander und teilweise unter Tränen noch einmal ihre Geschichten. Die Frauen schauten und sprachen ihn manchmal direkt an. Doch Kelly starrte entweder geradeaus, auf die Notizen vor sich auf dem Tisch, oder unterhielt sich leise mit seinen Verteidigerinnen.

Der Musiker habe einen «Gotteskomplex», habe «Millionen Menschen manipuliert» und «jämmerliche, unerklärliche» Taten begangen, sagte eine Frau. «Ich bin nicht hier wegen des Geldes und schon gar nicht für Hollywood», sagte eine andere. «Ich bin hier, weil ich Gerechtigkeit suche.»

R. Kelly sei «schamlos» und «ekelhaft»

Die Frauen berichteten erneut von dem sexuellen, physischen und mentalen Missbrauch, den sie durch Kelly erfuhren. Dabei waren sie teilweise noch minderjährig. «Robert, du hast so viele Menschen zerstört», sagte eine Frau. «Du bist ein Missbrauchstäter, du bist schamlos, du bist ekelhaft und du bist selbstgerecht», klagte ein weiteres Opfer.

Eine weitere sagte, es gehe ihr nicht um Kellys Reue. Denn sie könne sehen, dass er keine zeige. Die Frauen berichteten auch, dass sie von Fans des Sängers, die ihnen nicht glaubten, im Internet angegriffen worden seien.

Halten Sie eine 30-jährige Haftstrafe für angemessen?

Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld mehr als 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe zwischen 50'000 und 250'000 Dollar verlangt. Eine solche Strafe sei wegen der Schwere seiner Verbrechen angemessen. Ausserdem gehe von Kelly nach wie vor eine Gefahr aus, hiess es. Seit seiner Festnahme im Sommer 2019 sitzt er im Gefängnis.

Kellys Musik wird nicht mehr gespielt

Die Anwälte des für den «I Believe I Can Fly»-Sängers hatten eine deutlich geringere Strafe gefordert. Vor der Verkündung des Strafmasses gab es vor Gericht zudem erneut Diskussionen über die Vermögensverhältnisse des Musikers. Die Staatsanwaltschaft behauptete, dass Kelly Millionen aus Rechteverkäufen zustünden.

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Jennifer Bonjean ist die Verteidigerin von R. Kelly. - Keystone

Die Verteidigung des Musikers wies das zurück und gab an, er sei quasi bankrott. «Seine Musik wird nicht mehr gespielt», sagte Anwältin Jennifer Bonjean. «Wir sehen es an seinen Tantiemen, seit dem Prozess sind die extrem zurückgegangen.»

Letztes Mal wurde er freigesprochen

Das Verfahren ist eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung der MeToo-Ära. Vertreter der MeToo-Bewegung hatten bereits das Urteil gegen Kelly gefeiert. Der Ex-Superstar sei «der Schlimmste» der vielen Sexualstraftäter gewesen, die sie in ihrer Laufbahn verfolgt habe.

Dies hatte Frauenrechtsanwältin Gloria Allred, die mehrere Klägerinnen in dem Verfahren vertrat, gesagt. Er habe seine Berühmtheit dazu benutzt, Minderjährige zu missbrauchen, einzuschüchtern und zu demütigen.

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Lizzette Martinez (l.) ist die Autorin von «Jane Doe #9 how I survived R. Kelly» - Keystone

Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht – und wurde freigesprochen.

Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron. Mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben und mehreren Grammys gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.

Weitere Prozesse in anderen US-Bundesstaaten

Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation «Surviving R. Kelly» die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.

Mit der Strafmassverkündung in New York sind die juristischen Auseinandersetzungen für Kelly noch nicht vorbei: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. Ein Prozess in Chicago soll schon Mitte August beginnen.

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