«New Glenn»: Bezos-Rakete hebt erstmals ab – Landung scheitert
Amazon-Gründer Jeff Bezos hat mit seinem Weltraumunternehmen Blue Origin einen Erfolg zu verzeichnen. Die Rakete «New Glenn» ist abgehoben.
Das Wichtigste in Kürze
- «New Glenn», die Rakete von Blue Origin, ist zu ihrem ersten Teststart abgehoben.
- Elon Musk hat seinem Rivalen Jeff Bezos zum erfolgreichen Start gratuliert.
- Dennoch endete der Testflug nicht wie erhofft.
Die Schwerlastrakete «New Glenn» des Weltraumunternehmens Blue Origin ist zu ihrem ersten Teststart abgehoben, wie Live-Aufnahmen des Unternehmens zeigten.
Die rund 100 Meter hohe, nach dem US-Astronauten John Glenn (1921–2016) benannte Rakete hob vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Die Trägerrakete sollte im Verlauf des Testflugs im Atlantik auf einem Schiff landen.
Doch der erste Testflug endete nicht wie erhofft. Zwar erreichte die Rakete wie geplant die Erdumlaufbahn, aber eine Landung auf einer Plattform im Atlantik blieb aus.
«Wir versuchen die Landung im Frühling wieder», schrieb Blue-Origin-Geschäftsführer Dave Limp auf der Plattform X.
Teststarts von Raketen äusserst kompliziert
Bei der Schwerlastrakete «New Glenn» handelt es sich um eine zweistufige Rakete. Diese Stufen sind übereinander montiert und werden nacheinander gezündet. Die erste, also untere Stufe von «New Glenn» soll irgendwann, so der Plan, nach ihrem Einsatz aufrecht landen und wiederverwendet werden können.
Diese angestrebte Landung des auch Booster genannten Teils auf einer Plattform im Atlantik passierte bei dem Test in der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit) nicht. «Wir haben den Booster beim Abstieg verloren», teilte das Weltraumunternehmen von Milliardär Jeff Bezos mit. Die Landung gleich beim ersten Testflug sei ein «sehr ehrgeiziges Ziel» gewesen, wird Geschäftsführer Limp zitiert.
Die zweite, obere Stufe flog wie vorgesehen. Blue Origin erklärte, dass auch die Ladung den angestrebten Ziel-Orbit erreicht habe und Daten empfange.
Die ersten Teststarts von Raketen sind äusserst kompliziert. Als das «Starship» des Rivalen SpaceX vor knapp zwei Jahren erstmals abhob, brach das System wenige Minuten nach dem Start auseinander. Auch der zweite Start endete in einer Explosion.
Blue Origin arbeitete bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete.
Wegen ungünstiger Bedingungen und eines technischen Problems war der Testflug zuvor mehrfach verschoben worden. Anfang der Woche wurde er sogar kurz vorher abgebrochen, weil sich Eis an einem Triebwerk gebildet hatte.
Kommunikation testen
An Bord hatte die zweistufige Schwerlastrakete einen Prototyp des Raumfahrzeugs «Blue Ring», das später Satelliten ins All bringen soll. Unter anderem sollte bei dem Flug die Kommunikationsfähigkeit von «Blue Ring» von Ingenieuren auf der Erde getestet werden.
Nach eigenen Angaben arbeitet Blue Origin bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete, die etwa 45 Tonnen Material in die niedrige Erdumlaufbahn transportieren kann. Auch Astronauten sollen damit künftig Missionen absolvieren.
Die erste Stufe von «New Glenn» ist nach Unternehmensangaben für mindestens 25 Flüge ausgelegt. Das werde zu deutlich weniger Abfall und Kosten führen. Auch SpaceX setzt auf wiederverwendbare Raketenteile. Bei anderen Raketen wie der europäischen Trägerrakete Ariane 6 fallen die Antriebe einfach ins Meer.
Konkurrenz für SpaceX: Musk gratuliert
Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos will dem Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk Konkurrenz machen.
Die Raumfahrtfirma von Musk fliegt vor allem mit seiner «Falcon Heavy»-Rakete schon seit Jahren für die US-Raumfahrtbehörde Nasa und andere Auftraggeber. Die «Falcon Heavy» kann etwa 64 Tonnen Material transportieren.
Der SpaceX-Gründer hat seinem Rivalen Jeff Bezos zum erfolgreichen Start von dessen Schwerlastrakete «New Glenn» gratuliert. «Herzlichen Glückwunsch zum Erreichen der Erdumlaufbahn beim ersten Versuch!», schrieb Musk auf seiner Plattform X.
Kurze All-Ausflüge für Weltraum-Touristen
SpaceX entwickelt derzeit auch das grösste jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte, das «Starship». In mittlerweile sechs Starts hat es das «Starship» nun aber mehrfach in die Erdumlaufbahn geschafft.
Einmal flog die untere Raketenstufe auch wie erhofft zurück zum Startplatz und wurde mit Greifarmen dort aufgefangen. Der nächste «Starship»-Test ist für Donnerstagabend deutscher Zeit geplant.
Blue Origin bietet bislang vor allem kurze All-Ausflüge für Weltraum-Touristen mit der Rakete «New Shepard» an. Bei deren erstem Flug war 2021 auch Bezos selbst an Bord.