«Perseverance» auf dem Weg zum Mars
Das Wichtigste in Kürze
- Mit deutscher Hightech an Bord ist der US-Marsrover «Perseverance» zu seiner Reise zum Mars gestartet.
Der mehr als eine Tonne schwere unbemannte Roboter von der Grösse eines Kleinwagens hob am Morgen pünktlich in einer Atlas-V-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab.
Im Februar soll der Rover nach Angaben der US-Raumfahrtagentur Nasa in einem ausgetrockneten See, dem «Jezero Crater», auf dem Mars landen. «Perseverance» (auf Deutsch etwa «Durchhaltevermögen») ist eine Art verbesserte Version des 2012 auf dem Mars gelandeten «Curiosity»-Rovers und gilt als bislang technisch anspruchsvollster Mars-Roboter. An Bord hat er unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 2 Mikrofone, 23 Kameras, einen Laser und sogar einen kleinen Hubschrauber.
Unter den Geräten sind auch Thermosensoren des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien in Jena. Sie können berührungslos die Oberflächentemperatur messen. Die deutsche Technik soll dazu beitragen, die klimatischen Bedingungen auf dem Nachbarplaneten vor einer ersten bemannten Mars-Mission zu erforschen.
Die USA planen, von 2024 an auf dem Mond einen Aussenposten für eine Mars-Mission aufzubauen, die vielleicht schon zehn Jahre später starten könnte. Nasa-Chef Jim Bridenstine zufolge zielt die «Perseverance»-Mission deshalb auch darauf ab, «dass eines Tages Menschen nicht nur auf dem Mond leben und arbeiten, sondern auch auf einem anderen Planeten».
Der rund 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) teure Rover, der acht Jahre lang entworfen und gebaut wurde, soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen, sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen und Proben von Steinen und Staub nehmen - einige von diesen sollen auch in einem Behälter gesammelt und Jahre später zur Erde gebracht werden. Wissenschaftler erhoffen sich von «Perseverance» unter anderem auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums.
Bei der Auswertung bedeutender Kameradaten und -bilder wird nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch die Expertise seiner Forscher genutzt: Geplant seien Panoramaaufnahmen des Mars nicht nur in Farbe, sondern auch in 3D und mineralogische Analysen mit einem Spektrometer.
«Perseverance» ist bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars bringen will - nach dem «Sojourner» 1997, den Zwillingsrobotern «Spirit» und «Opportunity» 2004 und dem einzigen noch aktiven Rover «Curiosity». Zudem schaffte es unter anderem 2018 der stationäre Nasa-Lander «InSight» zum Mars, auch mehrere Sonden kreisen um den Roten Planeten.
Trotzdem ist diese Mission auch eine Premiere, denn «Perseverance» kommt zusammen mit «Ingenuity» (Einfallsreichtum): Ein Min-Hubschrauber, der im Vorfeld unter Weltraum-Fans für viel Aufregung sorgte - denn mit ihm soll zum ersten Mal ein Helikopter auf einem fremden Planeten starten. Die Herausforderungen für das nur 1,8 Kilogramm schwere Gerät sind riesig: Die dünne Mars-Atmosphäre entspricht etwa der 30 Kilometer über der Erde - herkömmliche Hubschrauber haben es nicht einmal halb so hoch geschafft.
Deshalb drehen die vier «Ingenuity»-Rotorblätter aus Kohlefaser viel schneller, als sie es in der Erdatmosphäre müssten. Zudem muss der Hubschrauber eisige Temperaturen von bis zu -90 Grad aushalten können. Wenn alles klappt, soll der Helikopter ein paar kurze Flüge alleine machen, denn fernsteuern lässt «Ingenuity» sich von der Erde kaum, wenn sogar Licht selbst bei günstigster Konstellation mehr als drei Minuten von einem Planeten zum anderen braucht.
Derzeit stehen Erde und Mars günstig für Flüge zu unserem Nachbarplaneten. Deshalb hatten bereits am 20. Juli die Vereinigten Arabischen Emirate als erste arabische Nation eine Raumsonde in Richtung Mars geschickt. Sie soll aber nicht landen. Drei Tage später startete China ein Raumschiff Richtung Mars, das unter anderem ein Gefährt von der Grösse eines Golfmobils enthält. Beide Raumsonden sollen wie «Perseverance» im Februar an ihrem Ziel ankommen.
Der Nasa-Wissenschaftsdirektor, Thomas Zurbuchen, betonte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, dass diese Missionen nicht in Konkurrenz zu «Perseverance» stünden. «Wir sind froh, wenn immer andere Länder auch mit uns zusammen forschen und auch ihr Geld ausgeben, um eben diese wichtige Forschung zu machen», so Zurbuchen. Die Wissenschaft sei international: «Wir klatschen einander zu».
Nur rund 40 Prozent aller bisher weltweit gestarteten Mars-Missionen waren erfolgreich. 2016 war etwa die Sonde «Schiaparelli» der europäischen Raumfahrtagentur Esa infolge eines Computerfehlers beim Landeanflug abgestürzt.