Das Tempo bei Gesetzesreformen für eine Gleichberechtigung von Frauen weltweit ist einer Untersuchung zufolge auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren zurückgegangen.
Weltbank-Bericht zu Gleichberechtigung vorgelegt
Weltbank-Bericht zu Gleichberechtigung vorgelegt - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Weltbank beklagt «Reformmüdigkeit» bei dem Thema in aller Welt.
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Im vergangenen Jahr seien nur 34 Gesetzesreformen in 18 Ländern für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Wirtschaftsleben beschlossen worden, heisst es in einem am Donnerstag von der Weltbank veröffentlichten Bericht. Das ist die niedrigste Zahl seit dem Jahr 2001 – und für die Weltbank ein Zeichen für «Reformmüdigkeit».

Zum Vergleich: Die grösste Zahl von Gesetzesreformen war in den Jahren 2002 und 2008 mit jeweils 73 gemessen worden. Laut Weltbank würde es beim jetzigen Tempo mindestens noch 50 Jahre dauern, bis die mehr als 1500 notwendigen Reformen beschlossen würden, die in den untersuchten Ländern für eine vollständige rechtliche Gleichstellung von Frauen nötig seien.

Der Bericht untersucht Gesetzesreformen in 190 Ländern in acht Bereichen, in denen es um die Teilhabe von Frauen am Wirtschaftsleben geht: Mobilität, Arbeitsplatz, Bezahlung, Ehe, Elternschaft, Unternehmertum, Vermögenswerte und Renten. Die Untersuchung für das vergangenen Jahr umfasst Reformen, die bis zum Oktober 2022 beschlossen wurden. Bei den meisten Reformen ging es um eine bezahlte Elternzeit, eine Aufhebung von Beschränkungen bei der Arbeit von Frauen und eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern.

Der Weltbank-Index zur Gleichberechtigung von Frauen im Wirtschaftsleben stieg leicht auf 77,1. Das bedeutet, dass Frauen weltweit im Schnitt 77 Prozent der Rechte von Männern haben.

Weltbank-Chefvolkswirt Indermit Gill warnte, Gleichberechtigung zu verweigern sei nicht nur «unfair» gegenüber Frauen. «Es ist ein Hindernis für die Fähigkeit von Ländern, sich für eine grüne, widerstandsfähige und inklusive Entwicklung einzusetzen.» Laut der Weltbank könnte eine Schliessung des sogenannten Gender Gap in der Arbeitswelt das langfristige Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Schnitt um fast 20 Prozent anheben.

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