Seit 50 Jahren wird Weihnachten im Weltraum gefeiert
Das Wichtigste in Kürze
- 1968 feierten Astronauten im Weltall zum ersten Mal Weihnachten.
- Damals gab es sogar echtes Trutenfleisch.
Nach der zehnten Runde um den Mond funkte Jim Lovell am Morgen des 25. Dezember 1968 nach Houston (USA): «Bitte nehmt zur Kenntnis, dass der Weihnachtsmann existiert». Danach wurde die Apollo 8 – der erste bemannte Flug zum Mond, eine Vorbereitungsmission auf die Mondlandung von Apollo 11 – wieder auf Kurs Richtung Erde gebracht, und Lovell und seine Kollegen Frank Borman und William Anders machten sich ans Feiern.
Vom Weihnachtsschmaus versprachen sie sich nicht allzu viel, gefriergetrocknetes Astronauten-Futter war nun mal keine Delikatesse. Aber statt den üblichen Presswürfeln fanden sie in der Speisekammer Beutel mit einem traditionellen amerikanischen Weihnachtsmenü: echtes Trutenfleisch, Sauce und Preiselbeeren.
Die Fresspäckchen - es waren dieselben, wie sie in diesem Jahr auch die Soldaten in Vietnam bekamen – waren schön verziert mit roten und grünen Geschenkbändeln und einem «Merry Christmas»-Schildchen. Es sei das beste Essen der ganzen Mission gewesen, schwärmte Borman später, viel besser als das, was die Kollegen von der Mission Control in Houston kriegten: Die mussten sich mit Wurst-Sandwiches begnügen.
Nichts mit Prost!
Auf der Apollo 8 dagegen gab es sogar ein Mini-Fläschchen mit Brandy für jeden. Auf Befehl von Commander Borman blieben die Flakons aber ungeöffnet. Borman war im Ausschuss gewesen, der den tödlichen Brandunfall von Apollo 1 untersucht hatte und wollte jedes Risiko von alkoholinduzierten Fehlleistungen vermeiden. Nach der Landung erhielten die Raumfahrer ihr Fläschchen aber doch noch. Lovell liess seins 2008 versteigern. Fast 18'000 Dollar bekam er für den Schluck Brandy, der hinter dem Mond gewesen war.
Das Weihnachtsfest der drei Raumfahrer blieb weitgehend vor der Weltöffentlichkeit verborgen. Ihre grosse Festtags-Show für geschätzte eine Milliarde Fernsehzuschauer in 64 Ländern hatten die drei am Vortag, dem Heiligabend, abgezogen.
Nachdem sie die bis heute berühmten Bilder der über dem Mondhorizont aufgehenden «blauen Murmel» Erde geschossen hatten, lasen sie in ihrer Live-Übertragung die ersten zehn Verse der Schöpfungsgeschichte. «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe...»
Das gefiel einer gewissen Madalyn Murray O’Hair, Gründerin der Organisation American Atheists, ganz und gar nicht: Sie reichte im August 1969 Klage vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein, in der sie den Astronauten als Regierungsangestellten religiöse Handlungen im Weltraum untersagen wollte. Die Klage wurde zwar abgewiesen, aber die Nasa ging fortan in Glaubensfragen etwas diskreter vor.