Snapchat steigt in den digitalen Handel ein
Snapchat wurde mit automatisch verschwindenden Fotos gross. Jetzt will der Dienst auch zur Plattform für digitalen Handel werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Snapchat will wie WeChat oder Tencent mit Geschäften dritter mehr Gewinn erzielen.
- Mit den neusten Anwendungen können Kinotickets bezogen und Lernkarten erstellt werden.
- Snapchat will auch neue Funktionen im AR-Bereich anbieten.
Snapchat will in den Online-Handel einsteigen. Die Foto-Plattform öffnet sich für Dienste anderer Anbieter und folgt damit dem Vorbild chinesischer Super-Apps wie WeChat. Mit der Funktion können abgespeckte Versionen anderer Apps direkt in Snapchat integriert werden. Mit den ersten vorgestellten Anwendungen kann man unter anderem Kinotickets kaufen und Lernkarten erstellen.
Apps wie WeChat und Tencent holen Milliarden mit Geschäften anderer Anbieter auf ihren Plattformen rein. Snapchat plant aktuell allerdings keine solchen Abgaben. Tencent ist ein Grossaktionär des Foto-Apps.
In einer anderen Neuerung wird Snapchat künftig auf der integrierten Karte Informationen zu Cafés, Restaurants und Einkaufsläden anzeigen. Die Karte diente bisher vor allem dazu, den Aufenthaltsort von Freunden zu sehen. Auch will Die Foto-App Konkurrenz bei der sogenannten erweiterten Realität machen, bei der digitale Inhalte in reale Umgebungen integriert werden. Nach ersten Spass-Anwendungen wie virtuellen Masken baute Snapchat eine Geschäftsplattform auf, mit der man digital zum Beispiel Turnschuhe anprobieren kann.
Snapchat baut «Local Lenses»-Funktion aus
Bei einer Partnerkonferenz am 11. Juni zeigte Snap sein erweitertes Arsenal für App-Entwickler in dem Bereich. Dazu gehört die Funktion «Local Lenses», bei der gesamte Strassenzüge in 3D eingescannt werden. Auf Basis dieser Modelle werden Erlebnisse in erweiterter Realität zu ermöglicht.
Mit der «Scan»-Funktion werden Objekte vor der Kamera erkannt und Informationen dazu angezeigt - als Beispiel nennt Snapchat Hunderassen. Eine ähnliche visuelle Suchmaschine baute Google mit seinem Angebot «Lens» auf. Die Foto-App macht dagegen nicht alles selbst, sondern dient als Plattform für verschiedene spezialisierte Dienste. Diverse Apps können die Snapchat-Kamera mit ihren Funktionen einbinden - und zugleich mit eigenen Algorithmen fürs maschinelle Lernen kombinieren.
Mit der Funktion «Dynamic Lenses» können Entwickler in Echtzeit Informationen aus ihren Apps einbinden. Das könnte noch interessant werden, wenn es auch AR-Brillen gibt, in denen digitale Inhalte auf die Gläser projiziert werden. Laut Medienberichten arbeitet unter anderem Apple daran. Der iPhone-Konzern setzt schon seit Jahren ebenfalls auf AR-Anwendungen.