Drogenboss «El Chapo» muss lebenslang ins Gefängnis
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Justizbehörden haben die lebenslange Haftstrafe für den früheren mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán als Sieg der Gerechtigkeit gefeiert.
«Die lebenslange Strafe ist das einzige gerechte Ergebnis für jemanden, der sein Leben damit verbracht hat, Gift in unserem Land zu verbreiten», sagte US-Staatsanwalt Fajardo Orshan nach der Verkündung des Strafmasses am Mittwoch (Ortszeit). «Nie wieder wird er Gift in unser Land schütten können oder Millionen verdienen, während Unschuldige ihr Leben verlieren», sagte US-Staatsanwalt Richard Donoghue.
Zuvor hatte Richter Brian Cogan mitgeteilt, dass Guzmán für den Rest seines Lebens ins Gefängnis muss. Der 62-Jährige wurde zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre verurteilt und darf keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Cogan sprach von einer «überwältigenden Grausamkeit» von Guzmáns Taten.
Ausserdem forderte das Gericht «El Chapo» auf, eine Summe von 12,6 Milliarden Dollar (etwa 11,2 Milliarden Euro) zu zahlen. Dies sei eine «konservative Schätzung» der Summe, die Guzmán aus der Drogenkriminalität eingenommen habe, hatte die Staatsanwaltschaft zuvor mitgeteilt.
Er habe keinen fairen Prozess bekommen, kritisierte Guzmán, der während des Verfahrens zuvor nicht das Wort erhoben hatte, US-Medienberichten zufolge während der Anhörung. «Da mich die Regierung der Vereinigten Staaten in ein Gefängnis schicken wird, von wo aus mein Name nie wieder gehört werden wird, nutze ich diese Gelegenheit, um zu sagen, dass es hier keine Gerechtigkeit gegeben hat.» Zudem beklagte er die Zustände seiner Einzelhaft als «psychologische, emotionale und mentale Folter 24 Stunden am Tag». Bevor er abgeführt wurde, warf Guzmán, der in einem grauen Anzug erschienen war, seiner Frau Emma Coronel Aispuro, die unter den Zuschauern im Gerichtssaal war, einen Luftkuss zu.
«Alles, was er wollte, war Gerechtigkeit - und die hat er schliesslich nicht bekommen», sagte Guzmáns Verteidiger Jeffrey Lichtman. «Es war ein Show-Prozess und zwar seit dem ersten Tag.» Unter anderem hätten die Juroren entgegen der Vorschriften die Medienberichterstattung über den Prozess verfolgt. Raymond Donovan von der US-Drogenbekämpfungsbehörde sprach dagegen von «Gerechtigkeit, nicht nur für die mexikanische Regierung, sondern auch für alle Opfer von Guzmán in Mexiko».
In dem Prozess, einem der grössten zu Drogenkriminalität in der Geschichte der USA, hatte eine Jury «El Chapo» vor fünf Monaten in allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden - unter anderem wegen Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, Herstellung und internationaler Verbreitung der Drogen Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana sowie wegen Geldwäsche und Gebrauchs von Schusswaffen. Die US-Regierung feierte den Schuldspruch als grossen Erfolg und kündigte weiter hartes Vorgehen gegen Schmugglerkartelle an.
Die Staatsanwaltschaft hatte sich für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen. Guzmáns Verteidiger hatten bis zuletzt erfolglos versucht, den Prozess neu aufrollen zu lassen. Die nach Bundesgesetz zulässige Todesstrafe war nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko, von wo aus Guzmán nach seiner Festnahme ausgeliefert worden war, ausgeschlossen. Der Ex-Drogenboss war 25 Jahre lang Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells. Experten zufolge ist dessen Einfluss aber auch ohne Guzmán ungebrochen.
Guzmán, der wegen seiner Körpergrösse von 1,64 Meter den Spitznamen «El Chapo» («der Kurze») trägt, ist derzeit in einem Hochsicherheitsgefängnis in New Yorks Stadtteil Manhattan eingesperrt. In Mexiko gelang es dem Ex-Drogenboss bereits zweimal, aus dem Gefängnis auszubrechen: 2001 entkam er in einem Wäschekorb und 2015 durch einen Tunnel, den Komplizen bis unter seine Zelle gegraben hatten. Es gilt als wahrscheinlich, dass Guzmán nun in ein Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado verlegt wird - dort sitzen auch zahlreiche andere Schwerverbrecher ein.