Trump drängt US-Arzneimittelbehörde zu sofortiger Impfstoffzulassung
US-Präsident Donald Trump hat die Arzneimittelbehörde FDA in rabiatem Ton zu einer sofortigen Zulassung von Corona-Impfstoffen aufgefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident übt massiven Druck auf FDA aus.
FDA-Chef Stephen Hahn solle «die verdammten Impfstoffe JETZT» rausbringen, schrieb Trump am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Hören Sie auf, Spiele zu spielen, und fangen Sie damit an, Leben zu retten!!!» Die FDA bezeichnete der Präsident als «grosse, alte, langsame Schildkröte».
Die «Washington Post» berichtete, Trumps Stabschef Mark Meadows habe Hahn zum sofortigen Rücktritt aufgefordert, falls nicht noch am Freitag ein Impfstoff zugelassen werde. Demnach beschleunigte die FDA in der Folge ihre Prozedur, um die für Samstagmorgen geplante Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Pharmapartners Pfizer vorzuziehen.
Eine bei der FDA angesiedelte unabhängige Impfkommission hatte am Donnerstagabend eine Notfallzulassung für den Impfstoff empfohlen. Eine offizielle Zulassung der FDA wurde binnen kurzer Zeit erwartet, mit den Impfungen könnte schon am Montag begonnen werden. Bereits am vergangenen Dienstag hatte die Arzneimittelbehörde erklärt, sie stufe den Impfstoff als sicher und wirksam ein.
Trump hatte die schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen zum Hauptziel seiner Politik im Umgang mit der tödlichen Pandemie gemacht. Experten befürchten, mit Druck auf die Zulassungsbehörden könnte der Präsident das Vertrauen in künftige Impfstoffe untergraben.
Der gewählte US-Präsident Joe Biden warb am Freitag um eben jenes Vertrauen in die Wirkstoffe. Die Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe verlaufe «ohne politische Einflussnahme», sagte der 78-Jährige am Freitag in seiner Heimatstadt Wilmington.
Die USA sind zahlenmässig das am schwersten von der Corona-Krise betroffene Land weltweit: Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehr als 15,7 Millionen Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen, mehr als 293.000 Menschen starben. Allein am Mittwoch und Donnerstag registrierten die USA jeweils mehr als 3000 Corona-Tote binnen eines Tages.