Experten: Twitter hat vor Gericht bessere Karten als Elon Musk
Elon Musk will den Kauf von Twitter aufkündigen. Der Kurznachrichtendienst will deswegen vor Gericht gehen. Seine Rechtsposition sei stark, so Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Twitter-Anwälte bezeichnen den Rückzug von Elon Musk als ungültig.
- Das Unternehmen will gegen den Tesla-Chef gerichtlich vorgehen.
- Experten halten die Rechtsposition von Twitter für stark.
Twitter stellt die Weichen für eine juristische Auseinandersetzung mit Tech-Milliardär Elon Musk um dessen Versuch, die Übernahme des Online-Dienstes abzublasen. Twitters Anwälte hielten in einem Brief fest, seine Aufkündigung des Deals sei aus Sicht des Unternehmens «ungültig und unrechtmässig».
Twitter habe anders als von Musk behauptet nicht gegen die Übernahmevereinbarung verstossen, heisst es in dem veröffentlichten Schreiben. Hingegen verletze Musk mit seinem Rückzieher die Übereinkunft wissentlich und absichtlich.
Der Kurznachrichtendienst kündigte deshalb an, am offiziellen Sitz des Unternehmens im Bundesstaat Delaware vor Gericht gehen zu wollen. Ob sich dieser Schritt jedoch tatsächlich lohnen wird, bezweifeln Experten.
Die verschmähten Unternehmen zögen oft einen neuen Deal zu einem niedrigeren Preis oder eine finanzielle Entschädigung dem Klageweg vor. «Für eine Einigung auf einen niedrigeren Übernahme-Preis spricht, dass ein Rechtsstreit teuer ist.» Das sagt Adam Badawi, Juraprofessor an der Universität Berkeley, gegenüber «Reuters».
Experte: Musk muss Zahl der Fake-Account bezeugen können
Musk hatte am Freitag mitgeteilt, dass er von der Vereinbarung zum Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar zurücktrete. Zur Begründung verwies er auf seine Behauptung, Twitter habe mehr Fake-Accounts als die genannten weniger als fünf Prozent.
Musk hatte erklärt, dass falsche Twitter-Angaben über die Anzahl der Spam-Konten eine «wesentliche nachteilige Auswirkung» darstellen könnten. Aus diesem Grund sei es ihm auch möglich, von dem Geschäft zurückzutreten.
«Wenn es vor Gericht geht, muss Musk mit hoher Wahrscheinlichkeit beweisen, dass die Spam-Kontonummern nicht nur falsch waren, sondern, dass sie so falsch waren, dass sie erhebliche Auswirkungen auf die künftigen Einnahmen von Twitter haben werden», sagt Ann Lipton, Vize-Dekanin für Forschung an der Tulane Law School. Nur in einem Fall vor einem Gericht in Delaware habe bislang ein Käufer recht bekommen.
Der einzige Grund, den Musk vor Gericht anbringen könnte, sei die Entlassung zwei hochrangiger Mitarbeiter von Twitter. «Das ist wahrscheinlich der einzige Punkt, der Bestand haben wird», sagt Brian Quinn, Professor an der Boston College Law School. Er bezweifle aber, dass die Entlassungen so schwerwiegend seien, um das Geschäft von Twitter zu beeinträchtigten.