U-Boot-Drama: Warum gingen Superreiche das Titanic-Risiko ein?

Das U-Boot-Drama im Atlantik schockiert – wirft bei vielen aber auch Fragen auf. Warum haben sich die reichen Passagiere einem derartigen Risiko ausgesetzt?

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Auch der britische Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding ist an Bord der «Titan». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die fünf Passagiere des Tauchboots «Titan» sind bei der Implosion des Gefährts gestorben.
  • Auf Social Media wird debattiert, wieso die Männer dieses Risiko eingegangen sind.
  • Ein Psychologe erklärt: Superreiche sind gegenüber normalen Erlebnissen abgestumpft.
  • Deshalb suchen sie immer extremere Abenteuer, wie U-Boot-Fahren oder den Flug ins All.

Seit Donnerstag herrscht traurige Gewissheit: Die Passagiere des vermissten «Ocean Gate»-U-Boots, das zum Titanic-Wrack abtauchte, sind tot. Schon am Sonntag soll das Gefährt implodiert sein, laut Experten starben alle fünf Insassen innert Millisekunden schmerzlos.

Viele treibt die Frage nach dem Warum um – warum würde man ein derartiges Risiko eingehen? In den sozialen Medien entfacht eine heisse Debatte.

Würden Sie in einem U-Boot zur Titanic fahren wollen?

Denn: Die Titanic liegt fast vier Kilometer unter der Wasseroberfläche. Nur wenige Unterwassergefährte kommen überhaupt so weit – die meisten schaffen nur bis zu 300 Meter. Von Beginn an stand also fest, dass sich eine allfällige Rettung schwierig gestalten würde.

Technische Fehler und gefährliche Ströme

Auch Berichte von Ex-Passagieren lassen aufhorchen: Der deutsche Unternehmer Arthur Loibl reiste vor zwei Jahren mit «Ocean Gate» zur Titanic. Zuerst habe er fünf Stunden im U-Boot warten müssen, weil die Elektronik zusammenbrach, erzählt er dem «Bayerischen Rundfunk».

Beim Tauchgang sei ein Stabilisationsrohr kaputtgegangen. Andere Defekte im U-Boot seien «mit Kabelbindern zusammengeflickt» worden.

Doch auch Unterwasser-Strömungen bergen grosse Risiken, wie der frühere ABC-Reporter Michael Guillen auf Social Media schreibt. Er nahm im Jahr 2000 Bilder des Wracks auf, als sein U-Boot plötzlich von einer Strömung erfasst wurde. Es wurde in Richtung der Titanic-Propeller getrieben und blieb danach 30 Minuten unter dem Schiffsheck stecken.

Reiche haben «Illusion der Allmacht»

Warum also würde man sich solchen Gefahren aussetzen? Eine Tiktok-Nutzerin glaubt, eine Antwort gefunden zu haben.

Sam Doll zufolge haben einige reiche Menschen «eine Illusion der Allmacht. Heisst, sie glauben, nichts Schlimmes kann ihnen passieren.» Das führe dazu, dass Betroffene «dumme» Risiken eingingen. Viele stimmen ihr bei – ihr Video hat über 200'000 Likes und rund 3000 Kommentare.

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Diese fünf Männer starben auf dem Weg zur Titanic: Millionär Shahzada Dawood und Sohn Suleman, Titanic-Experte Paul-Henry Nargeolet, Betreiberfirma-Chef Stockton Rush und Abenteurer Hamish H - keystone

Fakt ist, dass die Passagiere tatsächlich fast alle überaus wohlhabend sind. An Bord der Titan befanden sich der britische Unternehmer Hamish Harding, der britisch-pakistanische Unternehmer Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn. Auch OceanGate-CEO Stockton Rush und der Titanic-Experte Paul-Henri Nargeolet werden vermisst.

Psychologe: «Reiche wollen sich lebendig fühlen»

Steckt hinter der Vermutung der User also tatsächlich ein Stückchen Wahrheit?

Scott Lyons, Psychologe für Superreiche, gibt den TikTokern recht. Die Milliardäre versuchen mit solchen Aktionen, «sich lebendig zu fühlen», sagt er der britischen «Daily Mail». «Weil in Teilen ihres Lebens, wie etwa bei den Finanzen, grosse Sicherheit besteht, suchen sie Risiko und Adrenalin woanders.»

Der Experte ist überzeugt: «Menschen suchen eher nach Adrenalin, wenn sie gelangweilt sind. Wenn man ein extravagantes Leben führt, werden gewisse Dinge weniger reizvoll.»

Sprich: Wer jederzeit tun kann, wovon normale Menschen nur träumen, hat davon auch irgendwann genug. Jetski fahren, goldene Steaks essen und sich seinen Traum-Ferrari kaufen, löst beim zehnten Mal nicht mehr das gewünschte Dopamin aus.

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Mit Blue Origin bringt Amazon-Gründer Jeff Bezos Superreiche ins All. - keystone

«Deshalb sehen wir immer mehr extreme Sachen, wie Milliardäre, die ins All fliegen», so Lyons.

Auch die Zahlen aus der Abenteuer-Tourismus-Industrie bestätigen den Trend. Gemäss der «Daily Mail» war die Branche 2022 noch 322 Milliarden Dollar schwer. 2023 ist sie auf rund eine Billion angewachsen.

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