US-Waffengewalt: Jeder Sechste erlebt, wie jemand erschossen wird

Julian Blatter
Julian Blatter

USA,

Jede sechste Person in den USA war schon mal dabei, als jemand erschossen wurde, zeigt eine neue Studie. Eine Lösung des Waffenproblems ist nicht in Sicht.

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Die USA sind das Land der Waffen. Nirgendwo sonst auf der Welt sterben so viele Zivilisten an Waffengewalt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie zeigt: 17 Prozent der Amerikaner haben erlebt, wie jemand erschossen wird.
  • Jeder Fünfte hat ein Familienmitglied durch Waffengewalt verloren.
  • Ein Experte erklärt, warum keine Lösung in Sicht ist. Die Zahlen könnten gar noch steigen.

Die USA sind das Land der Waffen. Forschende gehen laut «The Trace» davon aus, dass etwa 352 Millionen legale Waffen im Umlauf sind.

Seit Jahresbeginn sind gemäss der Non-Profit-Organisation «Gun Violence Archive» bisher 11'754 Menschen durch Waffengewalt gestorben (Stand 12. April 2023).

Eine neue Studie der «Kaiser Family Foundation» verdeutlicht das düstere Bild. Sie zeigt, wie real die Gefahr durch Waffen in den USA wirklich ist.

Jeder fünfte Amerikaner verliert Familienmitglied

Die Zahlen der repräsentativen Umfrage klingen alarmierend. 17 Prozent der Befragten haben persönlich miterlebt, wie jemand erschossen wurde. 4 Prozent haben eine Waffe bereits zur Selbstverteidigung eingesetzt, ebenso viele wurden bei einer Schiesserei verletzt. Und beinahe jeder fünfte Befragte gab an, ein Familienmitglied durch Waffengewalt verloren zu haben.

Besitzen Sie eine Schusswaffe?

Die verbreitete Waffengewalt ist in den Köpfen präsent: 84 Prozent der Befragten gaben an, mindestens eine Vorsichtsmassnahme getroffen zu haben, um sich oder ihre Familie zu schützen. Bei in diesem Jahr bislang 147 sogenannter Mass Shootings, 73 getöteten Kindern und 408 getöteten Teenagern scheint das kaum verwunderlich.

Minderheiten sind in so gut wie allen untersuchten Punkten stärker von Waffengewalt betroffen.

Keine Lösung in Sicht

Nach jedem grossen Mass Shooting – 147 waren es 2023 bisher – geht in den USA die gleiche Diskussion los. Waffengegner fordern Verbote und Regularien, Republikaner und Waffenlobby stellen sich standhaft dagegen. Das Einzige, was einen bösen Menschen mit einer Waffe stoppe, sei ein guter Mensch mit einer Waffe, so ihr Credo.

Thomas Greven ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nordamerika-Studienprogramm der Universität Bonn (D). Er weiss: «Weniger Waffen, das ist der einzige Weg. Aber der ist versperrt.»

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Dr. Thomas Greven, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nordamerikastudienprogramm der Universität Bonn (D). - zVg

Nicht nur würden die Republikaner Einschränkungen beim Waffenbesitz verhindern, sondern das Waffentragen trotz der ständigen Amokläufe weiter erleichtern. «Die von ihnen vorgeschlagenen Sicherheitsmassnahmen, zum Beispiel Lehrer zu bewaffnen, sind allesamt Scheinlösungen und verschärfen das Sicherheitsproblem.»

Greven: Zahlen könnten nochmals steigen

Daher kommt Greven zu dem Schluss: «Die Zahl der Vorfälle wird weiter hoch bleiben oder gar steigen.» Er befürchte, dass sich politisch motivierte Gewalttaten häufen könnten, insbesondere im Kontext des Wahlkampfs und der juristischen Probleme Donald Trumps.

Apropos Donald Trump: Auch wenn es schwer zu sagen sei, denkt Greven, dass unter Trump der Waffenbesitz «sicherlich» weiter erleichtert würde. Vorausgesetzt, die Republikaner haben Mehrheiten in den Parlamenten. «Und dann stiege auch die Zahl der Toten», so Greven.

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