Was die Feuer für Reisen nach L.A. bedeuten
In der kalifornischen Metropole wüten seit fast einer Woche die Flammen. Das beeinflusst auch den Tourismus – was heisst das für Urlauber?
Die verheerenden Waldbrände in Los Angeles haben Tausende Gebäude zerstört. Mehr als 100'000 Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. 24 Menschen sind bisher gestorben, weitere werden vermisst – und die Lage ist weiter angespannt.
Angesichts der Bilder ist an Urlaub in und um L.A. kaum zu denken. Trotzdem dürften sich einige Menschen fragen, was das für den Tourismus bedeutet.
Denn L.A. ist mit Hollywood Sign, Walk of Fame, Beverly Hills, Venice Beach, bedeutenden Kunstmuseen und vielem mehr für sich genommen ein beliebtes Reiseziel, und zugleich auch häufiger Ausgangs- oder Endpunkt von Rundreisen durch Kalifornien. Welche Folgen haben die Brände für solche Reisepläne?
Die aktuelle Lage
Mehrere Grossbrände toben in und um die Metropole herum und sind noch immer teils nur wenig eingedämmt. Aktuelle Informationen über die Feuer und Evakuierungszonen liefert eine online verfügbare Karte des Department of Forestry and Fire Protection.
Die Luftqualität in der Stadt ist zum Teil schlecht, auch fernab der Brände. Gerade Kinder, Ältere und Personen mit gesundheitlichen Problemen sollten aufpassen, heisst es vom Tourismusbüro der Stadt, Discover Los Angeles. Wie es um die Luftqualität bestellt ist, lässt sich recht genau auf den Karten der Plattform Airnow.gov in Erfahrung bringen.
Verschiedene Attraktionen der Stadt sind infolge der Brände oder starker Winde geschlossen, darunter der Hollywood Park und der LA Zoo. Eine Übersicht gibt es auf der Website von Discover Los Angeles. Der internationale Flughafen (LAX) läuft bislang im normalen Betrieb.
Keine Evakuierungen trotz Waldbrandgefahr
«Wir haben einige Gäste in den Waldbrand-Beobachtungsregionen», teilt Melanie Gerhardt vom Veranstalter Dertour mit. «Bislang mussten keine Gäste aus betroffenen Zonen oder Hotels evakuiert werden», so die Sicherheits- und Krisenmanagerin des deutschen Marktführers für US-Reisen. Man behalte die Entwicklungen genau im Blick.
Selbstfahrer-Gäste, die vor Ort im Mietauto oder Camper eine Rundreise machen, habe man frühzeitig per SMS informiert und umgeroutet. Neu anreisende Selbstfahrer-Gäste erhielten einen an die Situation vor Ort angepassten Routenverlauf, so Gerhardt weiter. Darum sei es auch so wichtig, dass Urlauber bei der Reisebuchung ihre Handynummer angeben.
Wer zeitnah reist, kann sich bei Dertour umentscheiden: «Wir bieten Reisegästen an, ihre Bausteinleistung in den betroffenen Gebieten bis 18.01.2025 umzubuchen oder zu stornieren», so Gerhardt. Reisegästen mit einem Hotelaufenthalt im Warngebiet biete man Alternativen an und informiere sie individuell. Auch Flugpauschalreisegäste behalte man im Blick.
Der Blick in die Zukunft
Der Nordamerika-Spezialreiseveranstalter Canusa Touristik teilt mit, dass vieles zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar sei, wenn es um die mittelfristigen Auswirkungen auf den Tourismus in der Region gehe. «Wir informieren Kunden immer frühzeitig und proaktiv, damit sie wissen, dass wir uns kümmern und sie unterstützen», so Inhaber Tilo Krause-Dünow.
Mit Blick auf Hotelkapazitäten bestehe derzeit kein Grund zur Sorge, da die Stadtteile von L.A., in denen die Kunden überwiegend übernachten, momentan noch nicht direkt betroffen seien von den Bränden. «Sollte sich daran etwas ändern, können wir jederzeit flexibel reagieren und haben genügend Ausweichmöglichkeiten in der Region», so Krause-Dünow.
Keine langfristigen Auswirkungen erwartet
Für Rundreisen sei gerade nicht die Hauptreisezeit, diese finden vermehrt ab März statt, so der Inhaber von Canusa Touristik weiter. «Unsere Hawaii-Kunden nutzen L.A. jedoch zu jeder Zeit gern als Stopover-Ort, um den Hin- oder Rückflug zu unterbrechen.»
Laut Melanie Gerhardt von Dertour haben die Waldbrände kaum Auswirkungen auf die Reisepläne der «aktuell wenigen Gäste vor Ort». Mittelfristig erwartet der Veranstalter «keinen negativen Einfluss auf die Nachfrage».
Ähnlich schätzt der Deutsche Reiseverband (DRV) die Situation ein. Aus der Erfahrung heraus sei mittel- bis langfristig nur mit wenig Folgen für das Reiseziel zu rechnen, so eine Sprecherin auf Anfrage.
Reiserecht: Wann ist Storno möglich?
Pauschalreisegäste, deren Abreise in den nächsten Tagen bevorsteht, sollten sich an ihren Veranstalter wenden, um sich über die Lage vor Ort zu informieren und Optionen, etwa auf Umbuchungen, abzuklopfen. Vorschnell auf eigene Faust die Reise abzusagen, ist nicht zu empfehlen. Empfindliche Storno-Gebühren können anfallen. Denn Angst oder Unbehagen allein sind kein Grund für eine kostenfreie Stornierung.
Anders sieht es aus, wenn die geplante Reise tatsächlich erheblich beeinträchtigt ist. Zum Beispiel, wenn es dort, wo das Hotel steht, grosse Zerstörungen gibt. Dann liegen «aussergewöhnliche Umstände» vor, die zum kostenlosen Reiserücktritt berechtigen. In so einer Situation sagen Veranstalter aber in der Regel von selbst zeitnahe Reisen ab oder bieten Umbuchungen an.
Versicherungsbedingungen bei Naturkatastrophen prüfen
Im Gegensatz zu Pauschalreisenden können sich Menschen, die Flug und Hotel individuell gebucht haben, nicht auf aussergewöhnliche Umstände berufen und auf einen Veranstalter zurückziehen. Sie sind auf die Geschäftsbedingungen der Einzelanbieter angewiesen. Also etwa der Airline und der Unterkunft.
Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherungen leisten bei Naturkatastrophen oft nicht. Dennoch sei es nützlich, die Versicherungsbedingungen dahingehend einmal zu prüfen, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Gerade bei Individualreisen, wo man sonst oft auf den Kosten sitzen bleibe, lohne sich das.