WhatsApp verbreitet Fake-News vor Brasilien-Wahl

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Brasilien,

Am 28. Oktober ist Stichwahl in Brasilien. Anhänger des Rechtsextremen Kandidaten kämpfen mit gefälschten Nachrichten für Stimmen.

Brasiliens Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro spricht während einer Wahlkampfveranstaltung.
Brasiliens Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro spricht während einer Wahlkampfveranstaltung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor der Stichwahl in Brasilien werden über WhatsApp gefälschte Nachrichten verschickt.
  • Plattformen des Facebook-Konzerns wurden vermehrt für Propagandazwecke missbraucht.

Wie bei uns ist WhatsApp in Brasilien Alltag. Mehr als die Hälfte der 210 Millionen Einwohner nutzen den Messenger-Dienst der Facebook-Tochter.

In einer Woche wählt Brasilien. In der Stichwahl steht der Rechtsradikale Jair Bolsonaro und der linke Fernando Haddad zur Verfügung. Wobei die Chancen für den Vertreter der linken Arbeiterpartei schlecht stehen.

Auch, weil via WhatsApp Lügen über Haddad verbreitet werden. Diese wurden an Millionen von WhatsApp-Nutzer aus ganz Brasilien verschickt. Die Botschaft: Die Arbeiterpartei plane eine kommunistische Diktatur. Als Beweise dienten gefälschte Bild-, Ton- und Video-Aufnahmen. Behauptet wurde auch, dass Haddad Pädophilie und Inzest befürworte.

Andere Nachrichten zeigten Fotos des beliebten Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Daneben die Nummer 17. Denn: In Brasilien schreibt man keinen Namen auf einen Zettel, sondern gibt mit einer Nummer seine Stimme ab. Nur: Die Nummer 17 steht für den Rechtsradikalen Bolsonaro.

WhatsApp sperrt Konten

WhatsApp hat mittlerweile reagiert und über 100'000 Nutzerkonten gesperrt. Das dürfte nicht ganz einfach sein, sind Nachrichten der Facebook-Tochter verschlüsselt. Laut «Gizmodo» hätten die Propaganda-Konten aufgrund ihrer «abnormalen Verhaltensweise» identifiziert werden können.

Es ist nicht zum ersten Mal, dass Facebook als Fake-News-Schleuder missbraucht wird. In Indien kam es wegen gefälschten WhatsApp-Nachrichten zu Morden, in Myanmar wurde Facebook vom Militär genutzt, um Rohingyas ausfindig machen zu können. Und in den USA sollen Falschmeldungen auf Facebook die Präsidentschaftswahlen beeinflusst haben.

Um Missbrauch zu verhindern, hat Facebook mittlerweile den sogenannten «War Room» lanciert. Hier arbeiten Spezialisten aus zwanzig Teams zusammen. Etwa Daten-Analysten, Software-Ingenieure und Sicherheits-Experten. Gemeinsam sollen sie erkennen, wenn Facebook, WhatsApp oder Instagram für Propagandazwecke missbraucht werden.

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