Kamala Harris

Wird Kamala Harris ihre Nähe zu Joe Biden zum Verhängnis?

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

USA,

«Auf Schritt und Tritt begleitet»; «Alle Fehler abgesegnet»; «Über geistige Fähigkeiten gelogen». Wird Kamala Harris die Nähe zu Joe Biden zum Verhängnis?

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Trump-Vize J.D. Vance schiesst scharf gegen Kamala Harris: «Sie hat jeden einzelnen Fehler von Joe Biden abgesegnet und über seine geistige (Un)fähigkeit, als Präsident zu dienen, gelogen.» - Twitter @JD Vance

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Republikaner blasen nach dem Rückzug von Joe Biden zum Angriff auf Kamala Harris.
  • Die 59-Jährige wird aller Voraussicht nach die neue Demokraten-Kandidatin.
  • «Sie hat über Bidens geistige Leistungsfähigkeit gelogen», schiesst Trump-Vize J.D. Vance.
  • Zudem habe sie Fehler von Biden abgesegnet. Wird Harris die Nähe zu Biden zum Verhängnis?
  • USA-Experte Josef Braml ordnet im Interview mit Nau.ch ein.

Joe Biden steigt aus dem Rennen ums Weisse Haus aus. Heute Morgen erklärt der noch amtierende US-Präsident: Es sei «Zeit für neue Stimmen, frische Stimmen, ja, jüngere Stimmen». Seine bisherige Vize Kamala Harris sei «erfahren, hartnäckig und fähig» – sie soll seine Nachfolgerin werden.

Harris gilt als Top-Favoritin, um als Demokraten-Kandidatin aufgestellt zu werden. In Umfragen liegt sie aktuell gar vor Donald Trump. Seit Bidens Rücktritt ist sie auch die neue Zielscheibe der Republikaner.

Kamala Harris Joe Biden
Trump-Vize J.D. Vance attackiert Kamala Harris nach dem Rückzug von Joe Biden heftig. - X

«Sie ist eine Million Mal schlimmer als Joe Biden. Sie hat jeden einzelnen Fehler abgesegnet. Und über seine geistige (Un)fähigkeit, als Präsident zu dienen, gelogen», schiesst Trump-Vize J.D. Vance (Video oben).

Zieht dieses Republikaner-Argument? Wird Kamala Harris am Ende die Nähe zu Joe Biden im Weissen Haus zum Verhängnis? USA-Experte Josef Braml im Interview mit Nau.ch.

«Kamala Harris hatte nicht die Möglichkeit, den Präsidenten zu hinterfragen»

Nau.ch: Kamala Harris hat «der Nation einen Präsidenten aufgehalst, der seinen Job nicht machen kann» (Zitat J.D. Vance). Könnte ihr dieses Republikaner-Argument noch zum Verhängnis werden?

Josef Braml: «Präsident Biden, seine Unterstützer und die mit den Demokraten sympathisierenden Medien haben der Partei möglicherweise geschadet, indem sie Bedenken über Bidens mentale und physische Gesundheit als Verschwörungstheorien zurückgewiesen haben. Während Präsident Trump bekannt für seine zahlreichen Unwahrheiten ist, stehen nun auch die Demokraten vor einem Glaubwürdigkeitsproblem.»

Wie bist du politisch eingestellt?

Nau.ch: Und Kamala Harris? Hätte sie überhaupt etwas anders machen können?

Braml: «Vizepräsidentin Kamala Harris hatte nicht die Möglichkeit, den Präsidenten und Oberbefehlshaber zu hinterfragen. Da ein solches Vorgehen als schwerwiegende Illoyalität interpretiert worden wäre. Vielleicht haben aber viele Vertreter der vermeintlich unabhängigen Medien, die sich als Hüter der Demokratie sehen, darin versagt, auf den offensichtlichen Punkt hinzuweisen: Joe Biden besitzt nicht mehr seine volle körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Es ist auch fraglich, ob er sein Amt weiterführen kann.»

«It's the economy, stupid!»

Nau.ch: Sollte sich Kamala Harris in gewissen Dingen von Joe Biden distanzieren, um bessere Chancen zu haben, US-Präsidentin zu werden?

Braml: «Indem sie Bidens wenig zielführende Strategie weiterführt, begeht Harris einen gravierenden Fehler. Ähnlich wie Biden will die ehemalige Staatsanwältin nun als Chefanklägerin die amerikanische Demokratie vor Trump retten. Den meisten Amerikanerinnen und Amerikanern ist jedoch das eigene Hemd, ihr wirtschaftliches Auskommen, näher als die institutionelle Jacke der Demokratie. ‹It’s the economy, stupid!›»

Wie viel verdienst du?

Nau.ch: Ist die jahrelange Zusammenarbeit mit Joe Biden ein Plus- oder ein Minus-Punkt?

Braml: «Kamala Harris steht im Zusammenhang mit aktuellen Herausforderungen, die auch Präsident Biden betreffen. Insbesondere den Kaufkraftverlust durch Inflation und Probleme mit illegaler Einwanderung.»

«J.D. Vance spitzt zu, aber ...»

Nau.ch: J.D. Vance wirft Kamala Harris auch vor: «In den letzten vier Jahren hat sie Bidens Politik der offenen Grenzen und des grünen Betrugs mitunterzeichnet, die die Kosten für Wohnen und Lebensmittel in die Höhe getrieben hat.»

Braml: «J.D. Vance spitzt zu, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Bidens interventionistische und protektionistische Wirtschaftspolitik die Inflation verstärkt hat. Eine Bewertung, die auch von Ökonomen geteilt wird, die traditionell den Demokraten nahestehen, wie Larry Summers.»

Nau.ch: In welchen Punkten werden die Republikaner Kamala Harris attackieren?

Braml: «Obwohl das Inflationstempo nachgelassen hat, spüren viele Amerikaner durch die anhaltend hohen Preise weniger Kaufkraft. Manche zehren von ihren Ersparnissen, andere machen mehr Schulden. Die zur Bekämpfung der Inflation erhöhten Zinsen verschärfen das Problem und senken die Konsumlaune, was sich in den Konsumentenindizes zeigt und auf tiefere wirtschaftliche Schwierigkeiten hinweist. Ein Fakt, den die Republikaner gezielt aufgreifen.»

«Es scheint, dass Kamala Harris in diese Falle tappt»

Nau.ch: Was sind die Errungenschaften und Fehler von Kamala Harris in ihrer Vize-Amtszeit?

Braml: «Kamala Harris hat sich als effektiv in der Beschaffung von Wahlkampfspenden erwiesen. Allerdings ist sie bei den Wählern bisher noch nicht durch bedeutende inhaltliche Beiträge aufgefallen. Als Vizepräsidentin war es vernünftig, sich nicht vor den Präsidenten zu stellen, ihn übertrumpfen zu wollen. Nun, da Biden zurückgetreten ist, bleibt jedoch wenig Zeit für sie, ihr persönliches Profil zu schärfen. Sie sollte darauf achten, keine kontroversen Themen wie Abtreibungsrechte voranzutreiben, die dem politischen Gegner in die Hände spielen und dessen Anhängerschaft mobilisieren. Doch es scheint, dass sie in diese Falle tappt, um ihre liberale Basis zu bedienen.»

****

Zur Person: Dr. Josef Braml ist USA-Experte und European Director der «Trilateral Commission» – einer einflussreichen globalen Plattform für den Dialog eines exklusiven Kreises politischer und wirtschaftlicher Entscheider und Entscheiderinnen Amerikas, Europas und Asiens.

Zuletzt erschienen beim Verlag C.H.Beck sein mit Mathew Burrows verfasstes Buch «Die Traumwandler. Wie China und die USA in einen neuen Weltkrieg schlittern» und sein weiterhin aktueller Bestseller «Die transatlantische Illusion. Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können».

Kommentare

User #224 (nicht angemeldet)

Trump ist ein Verkäufer und Baulöwe. Streng gesehen ist er eigentlich kein Politiker. Als er in Nordkorea bei Kim Jong-un zu Besuch war, sagte er am Meer zu ihm, da könnte man schöne Hotels bauen.

User #4347 (nicht angemeldet)

Musk gibt seinen Senf dazu...ist Nau auf per du oder gibt auch noch Reporter senf dazu ?

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