Afghanistan als Zuflucht für IS-Kämpfer

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In Syrien und im Irak hat die IS-Terrormiliz fast alle Gebiete verloren. Kämpfer von dort sollen nach Afghanistan gekommen sein. Wird das kriegszerrissene Land zum nächsten Kalifatsprojekt des IS?

Bereits 500 Kämpfer rekrutiert

Jenseits seiner beweglichen Terrorzellen hatte der IS lange nur im Osten Afghanistans, in der Provinz Nangarhar, ein kleines Herrschaftsgebiet. Da lassen allerdings das afghanische und amerikanische Militär kontinuierlich Bomben auf ihn hinabregnen - im April unter anderem die grösste nicht-nukleare Bombe im US-Arsenal. Der Norden bietet den Extremisten mehr Schutz. 500 Kämpfer habe der IS dort mittlerweile rekrutiert, sagt Haschar.

Das neueste IS-Expansionsprojekt ist eines von mehreren Anzeichen dafür, dass die Extremisten ihren Fokus verstärkt auf Afghanistan richten. Sie werden dort immer aktiver, während sie in Syrien und im Irak fast ihr komplettes Herrschaftsgebiet verloren haben und das «Kalifat» zusammengebrochen ist.

Von Syrien und Irak nach Afghanistan

Der IS ist in Afghanistan erst seit drei Jahren aktiv. 2015 hatte er dort die Provinz «Chorasan» ausgerufen, in Anlehnung an den Namen einer historischen Gegend in der Region. Die USA, die afghanische Regierung, aber auch die radikalislamischen Taliban hatten ihn von Anfang an konsequent bekämpft, und er hatte angeblich nie mehr als 3000 Kämpfer - trotzdem nimmt Afghanistan in der IS-Propaganda seit Monaten mehr Raum ein. Während die Zahl der Berichte aus Syrien und Irak abgenommen hat, häufen sich angebliche Erfolgsmeldungen aus «Chorasan». In dieser Woche verbreitete die IS-Propaganda unter dem Logo der «IS-Provinz» eine ganze Bilderserie zum Bau einer Bombe.

Die sunnitischen Extremisten setzen auf Afghanistan, weil sie dort zu finden hoffen, was sie in Irak und Syrien gross werden liess: ein schwacher Staat, der nicht in der Lage ist, sein ganzes Staatsgebiet zu kontrollieren, ausserdem Spannungen zwischen unterschiedlichen Ethnien und Konfessionen. Mit Anschlägen gegen die bei ihm verhassten Schiiten will der IS auch in Afghanistan Sunniten für sich gewinnen.

Es wäre eine fatale Entwicklung, sollte sich die Terrormiliz weiter ausbreiten. Dies ist sowieso schon eine explosive Gegend. Auch die Taliban gewinnen derzeit wieder an Boden. Drei Jahre nach dem Ende der Nato-Kampfmission kontrollieren sie wieder etwa 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent.

IS-Kämpfer in Syrien.
IS-Kämpfer in Syrien. - Dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Terrormiliz IS hat in Syrien und im Irak fast alle Gebiete verloren.
  • IS-Kämpfer sollen sich nun Zuflucht in Afghanistan suchen.

Im November tauchen erstmals Gerüchte von Franzosen auf, die im Norden Afghanistans Kämpfer rekrutieren. Sie sollen einen Übersetzer dabeihaben, sagt Rahmatullah Haschar, ein Stammesältester aus der Provinz Dschausdschan. Dort versucht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Fuss zu fassen und lockt offenbar ausländische Kämpfer an. «Da sind alle möglichen Hautfarben dabei - schwarz, weiss, rot», sagt Haschar. «Einige waren vorher in Syrien, höre ich.»

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