Alexej Nawalny fordert Ende von nächtlichen Haft-Kontrollen
Alexej Nawalny wird noch jahrelang in Russland in einem Haftlager sitzen. Die stündlichen Kontrollen in der Nacht machen dem Kremlkritiker aber zu schaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kremlkritiker Alexej Nawalny sitzt zurzeit seine Haft in einem Straflager in Russland ab.
- Vor Gericht kritisiert er nun die nächtlichen, regelmässigen Kontrollen durch Wächter.
- Dies sei «praktisch Folter» und man würde «binnen einer Woche verrückt werden».
Seit Wochen sitzt der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny in einem Haftlager in Russland. Nun kritisiert der 44-Jährige erneut die prekären Bedingungen vor Ort.
Er wehrt sich vor allem gegen die stündlichen Nachtkontrollen durch Wärter in seiner Zelle. Per Videoübertragung erklärte er am Montag in einer Gerichtsanhörung, dass er nichts getan habe, das die strenge Überwachung rechtfertige.
So klagte er laut dem «Spiegel» etwa: «Ich will nur, dass sie aufhören, zu mir zu kommen und mich nachts aufzuwecken. Was habe ich getan: Bin ich über den Zaun geklettert? Habe ich einen Tunnel gegraben? Oder habe ich jemandem eine Pistole entwendet?»
Alexej Nawalny: Haftlager vermutet Fluchtrisiko
Seine Forderungen wurden vom unabhängigen TV-Sender Doschd übertragen. Alexej Nawalny verlangte vom Richter unter anderem eine Erklärung, warum man bei ihm eine Fluchtgefahr vermute.
Die regelmässigen Kontrollen kämen nämlich «praktisch Folter gleich». Man würde «binnen einer Woche verrückt werden», wenn man das Gleiche erdulden müsste, wie Nawalny zurzeit.
Hungerstreik in Haft
Der Kremlkritiker wurde im August 2020 Opfer eines Giftanschlags. Labore wiesen in seinem Körper Spuren des militärischen Kampfstoffs Nowitschok nach. Der russische Kreml bestreitet bis heute jegliche Verantwortung für den Vorfall.
Im Januar wurde Alexej Nawalny in Russland festgenommen und wegen mutmasslicher Verstösse gegen Bewährungsauflagen zu rund zweieinhalb Jahren Haftlager verurteilt.
Am 31. März war er in einen Hungerstreik getreten. Er wollte damit gegen die unzureichende medizinische Versorgung protestieren. Weniger als einen Monat später beendete er den Hungerstreik jedoch wieder.