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Auf der Spur des schönsten Affen der Welt

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Vietnam,

Manche sagen, er sehe aus wie der Weihnachtsmann. Andere vergleichen ihn mit einem bunten Kuscheltier. Der Rotschenklige Kleideraffe ist einer der ausgefallensten Primaten der Erde.

Rotschenklige Kleideraffen im Dschungel rund um das InterContinental Danang Sun Peninsula Resort. Die vom Aussterben bedrohten Primaten leben heute nur noch in Vietnam (hauptsächlich auf der Son Tra Halbinsel) und in Laos.
Rotschenklige Kleideraffen im Dschungel rund um das InterContinental Danang Sun Peninsula Resort. Die vom Aussterben bedrohten Primaten leben heute nur noch in Vietnam (hauptsächlich auf der Son Tra Halbinsel) und in Laos. - InterContinental Danang Sun Peninsula Resort/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die herrliche Kreatur lässt lange auf sich warten.

Obwohl sie viele Farben trägt, weiss sie sich im dichten Dschungel der Halbinsel Son Tra an der Küste Zentralvietnams gut zu verstecken. Dann aber verrät sich das Tier: Der lange weisse Schwanz baumelt von einem Ast herunter und lugt zwischen dem Blätterwerk verräterisch hervor. Dann rücken rot-braune Beine ins Bild, helle Arme, schwarze Hände und ein orangefarbenes Gesicht mit weissem Bart. Schliesslich zeigt er sich in voller Pracht: der Rotschenklige Kleideraffe, einer der seltensten und schönsten Primaten der Erde.

Auf Englisch klingt sein Name irgendwie reizvoller: «Red-shanked Douc Langur», oder bei den Experten in Vietnam kurz «Douc». Die Menschen in Son Tra nennen ihn schlicht «special monkey». Das passt, denn was könnte spezieller sein als dieser Affe?

Schätzungen zufolge bevölkern nur noch etwa 2000 Exemplare den Planeten, sagt Zoologe Anthony Barker. Die meisten davon leben auf der Halbinsel Son Tra nahe der Stadt Da Nang und im Nachbarland Laos, erzählt der 28-jährige Brite. Er kümmert sich im Regenwald rund um das InterContinental Danang Sun Peninsula Resort um den Schutz der Tiere. Vier Familien tollen durch die Wildnis rund um das Hotel, insgesamt schätzungsweise 60 bis 70 Exemplare. Sie teilen sich den paradiesischen Lebensraum mit Makaken, bunten Nektarvögeln, Rotbauchhörnchen, Giftschlangen und riesigen Schmetterlingen.

Menschen gegenüber eher gleichgültig

Mit einem Fernglas sucht Barker die Lieblingsplätze der Tiere ab. Manchmal ist tagelang kein einziges Exemplar aufzuspüren, dann wieder zeigen sich Gruppen mehrere Tage am Stück ganz in der Nähe der Hotelzimmer. Sie sind dabei weder scheu noch angriffslustig, sondern den Menschen gegenüber eher gleichgültig. Ihr Blick hat etwas Tiefgründiges, als würden sie ein Geheimnis kennen, das sie nicht teilen wollen.

Manche Gäste werden bei dem Anblick ganz emotional. «Einige fangen an zu weinen, wenn sie erstmals einen "Douc" sehen», sagt Barker. «Kein Wunder, denn die Tiere sind absolut ungewöhnlich und wunderschön», schwärmt der Experte. Er vergleicht sie mit einem «weisen Santa Claus». Gleichzeitig wirkten sie aber mit ihren grün-blauen Augenlidern fast weiblich. «Make-up monkey», werde der Rotschenklige Kleideraffe deshalb auch genannt. «Die meisten Besucher hier können kaum glauben, dass sie zuvor noch nie von den Tieren gehört haben.»

Zähmen lässt sich der Primat nicht. Die, die es versucht haben, sind meist kläglich gescheitert. Das hat auch mit der Ernährungsweise zu tun: Der Rotschenklige Kleideraffe (Pygathrix nemaeus) lebt ausschliesslich auf Bäumen und frisst hauptsächlich Blätter. Das Naturschutzgebiet in Son Tra ist mit seinen zahlreichen Katappen- und Feigenbäumen das ideale Habitat - anders als ein Zoo.

Sperrt man das Tier in einen Käfig, so verliert es zudem oft an Farbe. «Das ist wahrscheinlich wie bei Menschen, die blass werden, wenn es ihnen nicht gut geht», meint Barker.

Grösste Bedrohung ist der Mensch

Barker lässt «Affen-Brücken» über die Wege des Resorts bauen, damit die Tiere problemlos in der Höhe in ein anderes Waldstück ziehen können. Die Affen sind schnelle und begabte Kletterer. Besonders eindrucksvoll wird es, wenn sie mit ihren leuchtend roten Beinen an einem Ast hin- und herschwingen und dann in voller Länge mit einem grossen Satz in einen anderen Baum springen.

Die grösste Bedrohung für die Primaten ist - wie so oft - der Mensch. Barker sucht regelmässig den Wald rund um das Resort ab. «Bislang haben wir zwei Fallen von Wilderern gefunden», sagt er. Die Tiere werden vor allem für ihr Fleisch als Nahrungsmittel und ihre Gehirne als Zutat für traditionelle asiatische Medizin gejagt.

In Vietnam glaubten einige, dass es besondere Kräfte verleihe, die Affen zu essen, während sie noch leben, erzählt Barker. «Ein Jäger hat vor einigen Jahren live im Internet gestreamt, wie er eins der Tiere bei lebendigem Leib gegessen hat», erinnert er sich. Die vietnamesische Regierung greife aber mittlerweile mit harten Strafen durch, um bedrohte Tiere besser zu schützen.

Population schon durch Vietnamkrieg dezimiert

Die Zahl der Kleideraffen nimmt wegen des Verlusts des natürlichen Lebensraums schon seit Jahrzehnten ab. Bereits im Vietnamkrieg wurden die Populationen durch Bombardierungen und den Einsatz von Entlaubungsmittel dezimiert. Und so unglaublich es scheint: Auf einer Militärbasis in Son Tra nutzte die Armee die Primaten früher als Zielscheibe bei Schiessübungen.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt den «Red-shanked Douc Langur» auf ihrer Roten Liste als «vom Aussterben bedroht». In den letzten drei Generationen (36 Jahre) sei die Zahl der Tiere vermutlich um 80 Prozent zurückgegangen. «Und der Rückgang wird sich voraussichtlich in den nächsten 36 Jahren mit einer ähnlichen (oder sogar etwas höheren) Rate fortsetzen», warnt die Organisation.

In Son Tra scheint aber zumindest momentan die Welt für die Affen-Familien in Ordnung. Die Kleinen spielen übermütig im Geäst, während die Eltern Blätter kauend den sonnigen Nachmittag geniessen. Sogar zwei seltene Zwillingsgeburten hat es hier schon gegeben. «Wenn ich ein Exemplar sehe, lasse ich immer noch alles stehen und liegen», sagt Marketing-Manager John Hamilton. Der Kanadier lebt seit 18 Monaten in Son Tra, und um sein Haus herum tummeln sich die «Doucs» besonders gern. «Es sind wirklich bemerkenswerte Geschöpfe», sagt er.

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