Baltimore gibt Schiff Schuld an Brückeneinsturz

Rosa Schmitz
Rosa Schmitz

USA,

Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore, Maryland, spricht die Stadt die Eigentümer und Betreiber des Containerschiffs Dali schuldig – und verlangt Entschädigung.

Baltimore Brückeneinsturz
Das Frachtschiff Dali unter den Trümmern der Francis Scott Key Bridge in Baltimore, Maryland. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 26. März kam es im US-Bundesstaat Maryland zum Einsturz einer Brücke.
  • Ein Containerschiff war in einen 2,6 Kilometer langer Abschnitt dieser gestürzt.
  • Nun sagt die Stadt Baltimore, dass die Eigentümer und Betreiber des Schiffs Schuld haben.
  • Sie sollen Haftungszahlungen leisten.

Letzten Monat hat das Containerschiff Dali die Francis-Scott-Key-Brücke in Baltimore, Maryland (USA), zum Einsturz gebracht. Nun sagt die Stadt Baltimore vor Gericht, dass dessen Eigentümer und Betreiber nicht von ihrer Haftung entbunden werden sollten. Der Grund: Das Schiff war «nicht seetüchtig», berichtet «Washington Post».

Kurz: Baltimore gibt den Verantwortlichen des Schiffs die Schuld.

Die «Dali» hatte am 26. März beim Verlassen des Hafens ihre Kraft verloren und ist in einen Stützpfeiler gerast. Dadurch stürzte ein 2,6 Kilometer langer Abschnitt ein. Ausgerechnet dort, wo acht Bauarbeiter an der Fahrbahn arbeiteten – sechs von ihnen kamen ums Leben, zwei überlebten.

Streit um Haftungsdeckelung

Die Unternehmen Grace Ocean, Eigentümer der «Dali», und Synergy Marine, Schiffsbetreiber, reichten nach dem Vorfall eine Petition beim Bezirksgericht ein. Sie baten den Richter, die Summe zu begrenzen, die sie an Haftungszahlungen leisten müssten. Auf etwa 43,6 Millionen Dollar (39,7 Millionen Franken).

Haben Sie die Berichte um den Brückeneinsturz in Baltimore verfolgt?

Doch der Brückeneinsturz wurde durch «Fahrlässigkeit der Schiffsbesatzung und des Landmanagements» verursacht, so die Anwälte Baltimores. Deshalb sollte es ihnen zufolge keine solche Deckelung geben. Ihrer Meinung nach kann die Haftung nicht begrenzt werden, wenn es Beweise für ein Verschulden gibt. Eine Behauptung, die ihrer Meinung nach vor Gericht bewiesen werden könnte.

Hinweise auf technische Probleme

In den eingereichten Unterlagen wird ein Bericht der AP vom 15. April zitiert.

Darin behauptet eine «Person mit Kenntnis der Situation», dass Alarme an den Kühlcontainern der «Dali» ertönten. Und das schon, während das Schiff in Baltimore vor Anker lag. Diese sollen auf eine «inkonsistente Stromversorgung» hingewiesen haben. Die Fehlmeldung wurde, so die Behauptung, aber «nicht untersucht oder – falls doch – nicht behoben».

Dazu sagen Baltimores Anwälte: «Nichts davon hätte passieren dürfen.»

Darüber hinaus erhob die Stadt mehrere allgemeine Vorwürfe gegen die Eigentümer und Betreiber. Sie hätten versäumt, die Schiffsbesatzung ordnungsgemäss auszubilden und sichere Arbeits- und Betriebsverfahren zu befolgen. Auch hätten sie das Schiff nicht ordnungsgemäss ausgestattet.

Heisst: Es sollen keine angemessenen Inspektionen durchgeführt und das Schiff nicht richtig verwaltet worden sein.

Beweise oder Beispiele zur Untermauerung dieser Behauptungen lieferte die Stadt allerdings keine. Und auf Anfrage der «Washington Post» reagierten die Anwälte erst mal nicht. Auch die Sprecher von Grace Ocean und Synergy Marine wollten keine Stellung nehmen.

Untersuchungen zum Brückeneinsturz laufen

Baltimores Anwälte sagen, der Brückeneinsturz habe «den Hafen von Baltimore lahmgelegt». Dabei heben sie hervor, wie wichtig dieser als Quelle für Einnahmen und Arbeitsplätze sei. Zudem gelte er als gewisser Stolz für die Stadt und ihre Bewohner.

Baltimore müsse sich nun mit Aufräumarbeiten herumschlagen und Steuerverluste hinnehmen. Und: Baltimores Strassen würden durch den Umweg um die nun fehlende Brücke belastet werden.

Untersucht wird der Brückeneinsturz vom Nationalen Verkehrssicherheitsausschuss (NTSB) und dem Marine-Untersuchungsausschuss der Küstenwache. Erwartet wird, dass die NTSB im Mai einen vorläufigen Bericht zu ihrer Untersuchung veröffentlicht. Auch das FBI hat eine separate strafrechtliche Untersuchung des Unglücks eingeleitet.

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Kommentare

User #8792 (nicht angemeldet)

Nein, die Brücke war nicht stark genug gebaut. Ich findes es grob fahrlässig, dass man eine solch filigrane Brücke gebaut hat. Zumindest die Stützen hätten besser gegen Schiffe abgesichtert werden müssen. AKWs müssen auch einen Flugzeugabsturz aushalten. Da ist es nur logisch, dass eine Brücke ein Schiff aushalten muss ohne gleich einzustürzen. Es war somit also nur ein Frage der Zeit bis das passiert.

User #4428 (nicht angemeldet)

Das das Schiff schuld ist ist klar, aber wieso und warum werden die Untersuchungen zeigen.

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