Brasilianische Luftwaffe fliegt Einsätze zum Schutz der Yanomami
Das brasilianische Militär hat einen Einsatz zum Schutz des indigenen Volkes der Yanomami begonnen.
Seit Mittwoch seien Kampfjets und Überwachungsflugzeuge über dem entlegenen Schutzgebiet der Yanomami im Amazonas-Regenwald im Einsatz, teilte die Luftwaffe mit. So solle verhindert werden, dass kleine Flugzeuge illegale Goldgräber-Camps versorgten.
Den illegalen Goldschürfern wird vorgeworfen, in das Schutzgebiet einzudringen, dort Krankheiten unter der indigenen Bevölkerung zu verbreiten, die Menschenrechte der Bewohner zu verletzen und massive Umweltschäden anzurichten.
Der seit Jahresbeginn amtierende Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte am Montag die Schliessung des Luftraums über Teilen der Region angeordnet. In seinem Dekret ermächtigte er das Militär, Flugzeuge umzuleiten, die der Belieferung illegaler Lager verdächtigt werden.
Die brasilianische Polizei hatte in der vergangenen Woche Ermittlungen wegen Völkermords und anderer Straftatbestände eingeleitet, nachdem Bilder von verhungerten Yanomami-Kindern um die Welt gegangen waren.
Laut offiziellen Daten waren im Schutzgebiet der Yanomami im vergangenen Jahr 99 Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung, Lungenentzündung, Malaria oder anderen Infektionskrankheiten gestorben. Nach Angaben des brasilianischen Gesundheitsministeriums waren darunter 67 Kinder unter einem Jahr.
«Dieses Problem hat eine Ursache, die wir kennen und beseitigen werden: illegaler Goldabbau», sagte am Dienstag der neue Verteidigungsminister José Múcio in einem Interview. Alle verdächtigen Flugzeuge über dem Gebiet würden zur Landung gezwungen und müssten sich identifizieren. Seit vergangener Woche habe das Militär bereits 61 Tonnen Nahrungsmittel und Medikamente in das Yanomami-Gebiet geflogen, sagte Múcio.
Auf dem weitläufigen Yanomami-Territorium leben rund 30.400 Menschen. Es erstreckt sich über die brasilianischen Bundesstaaten Roraima und Amazonas sowie Teile des benachbarten Venezuela.
Aufgrund der Zerstörung des Regenwaldes haben die Indigenen zunehmend Schwierigkeiten, sich zu ernähren. Zudem werden sie von illegalen Goldgräbern bedrängt und angegriffen. Die Goldgräber sollen nach Angaben der Yanomami Einheimische getötet, Frauen und Jugendliche sexuell missbraucht und Flüsse mit Quecksilber verseucht haben.
Laut der Umweltschutzorganisation WWF sind humanitäre Katastrophen durch illegalen Bergbau in indigenen Territorien kein Einzelfall. Im Gebiet der Mundurukus im brasilianischen Bundesstaat Pará seien «90 Prozent der Indigenen mit Quecksilber vergiftet», teilte der WWF am Donnerstag mit.
Geologische Daten einer von WWF und Forschungszentren betriebenen Plattform zeigten nach Angaben der Umweltorganisation im vergangenen Jahr, dass 70 Prozent des im Bergbau verwendeten Quecksilbers in die Atmosphäre gelangten und 30 Prozent in den Boden und das Wasser sickerten. Der WWF forderte Lula auf, sich für den Stopp des illegalen Bergbaus in indigenen Gebieten einzusetzen und zu verhindern, dass illegal abgebautes Gold in den Handel gelangt.
Unter Lulas Amtsvorgänger Jair Bolsonaro hatten Brände und Abholzungen im brasilianischen Regenwald stark zugenommen. Laut WWF wurden unter dem rechtsradikalen Ex-Präsidenten Journalisten und humanitäre Organisationen daran gehindert, sich ein Bild der Lage zu machen. Daher kämen die Bilder der Katastrophe erst jetzt ans Licht.
Der Linkspolitiker Lula versprach bei seinem Amtsantritt, die Vernichtung der für den Klimaschutz essenziellen Regenwälder zu stoppen. Auch erklärte er den Schutz der Indigenen zu einem Schwerpunkt seiner Regierung.