Carlos Ghosn nutzte «illegal» türkische Privatjets für Flucht
Die abenteuerliche Flucht des Automanagers Carlos Ghosn aus Japan wirft einige Fragen auf. Inzwischen zeigt sich, wo er überall Helfer hatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Charterfirma MNG erstattete Anzeige gegen den EX-Nissan-Chef Carlos Ghosn.
- Ghosn profitierte auf seiner Flucht von Flugbuchungen, die nicht für ihn vorgesehen waren.
Der frühere Autoboss Carlos Ghosn hat für seine Flucht aus Japan in den Libanon Jets der türkischen Firma MNG genutzt. Das gab die Charterfirma am Freitag auf ihrer Webseite bekannt. Die Privatflugzeuge seien «illegal» benutzt worden. Die Firma habe Anzeige erstattet, «um jene zu belangen, die beteiligt waren».
Verstoss gegen Börsenauflagen
Der in Japan auf Kaution freigelassene Ghosn war am Sonntag vergangener Woche überraschend in den Libanon geflüchtet. Der frühere Konzernchef von Renault war am 19. November 2018 in Tokio wegen Verstosses gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden.
Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft in Japan entlassen. Unter anderem wurde ihm verboten, das Land zu verlassen. Carlos Ghosn hat die französische, die brasilianische und die libanesische Staatsangehörigkeit. Er gilt als Architekt des internationalen Autobündnisses zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi.
Mitarbeiter hat Dokumente gefälscht
MNG erklärte, ein Mitarbeiter habe zugegeben, Dokumente gefälscht zu haben. Die zwei Flugbuchungen hätten scheinbar nicht miteinander in Verbindung gestanden, und Ghosn sei nicht als Passagier aufgeführt gewesen. Der Mann habe ohne Wissen der Firmenleitung gehandelt.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte am Donnerstag berichtet, dass in der Türkei sieben mutmassliche Helfer festgenommen worden seien. Darunter seien vier Piloten. Sie würden verdächtigt, Ghosn bei der Flucht mit einem Privatjet geholfen zu haben. Anadolu berichtete am Freitag, dass sie dem Gericht vorgeführt worden seien.
Alleine die Wohnung verlassen
Vor seiner Flucht wurde Carlos Ghosn von einer Überwachungskamera beim Verlassen seiner Wohnung in Tokio gefilmt. Die Aufnahmen zeigen demnach, wie der Manager am 29. Dezember gegen Mittag alleine das Haus verlässt, meldete der japanische Sender NHK am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Am Donnerstag wurde die Wohnung des 65-Jährigen in Tokio durchsucht.
Nachdem MNG durch die Medien erfuhr, dass Ghosn von den Flugbuchungen profitierte, anstelle der angegebenen Passagiere, wurde eine Untersuchung eingeleitet. Am ersten Januar habe man Anzeige erstattet. Dies teilte MNG mit. Die Jets gehörten MNG nicht, würden aber von der Firma betrieben.