Coronavirus in Mexiko: In Restis müssen Kunden Schuhe desinfizieren
Das Coronavirus hat Mexiko fest im Griff, die Zahlen steigen täglich um Tausende. Ein Schweizer, der in San Miguel wohnt, schildert die aktuelle Lage.
Das Wichtigste in Kürze
- Mexiko hat als viertes Land in Lateinamerika mehr als 100'000 registrierte Corona-Fälle.
- Nach den USA und Brasilien ist es das Land mit den am schnellsten ansteigenden Zahlen.
- Ein Schweizer, der in Mexiko wohnt und arbeitet, schildert nun die Situation.
Nach Brasilien wird auch Mexiko zu einem Hotspot des Coronavirus. Bis am Donnerstag zählte das mittelamerikanische Land mehr als 105'000 bestätigte Infektionen. Gestorben sind am Coronavirus knapp über 12'000 Menschen. Am Mittwoch gab Mexiko erstmals mehr als tausend neue Coronavirus-Todesfälle an einem Tag bekannt.
Mexiko ist nach Brasilien, Chile und Peru das vierte Land in Lateinamerika, das die 100'000er-Marke überschritten hat. Trotzdem werden die Massnahmen nun in einigen Gegenden schon gelockert.
Fälle von Coronavirus in den letzten zwei Wochen markant angestiegen
Der Schweizer Marco Massarotti ist vor rund vier Jahren nach Mexiko ausgewandert. Er wohnt mit seiner Familie in San Miguel. Dort besitzt er auch ein Restaurant, das «Casa Nostra». «Die Situation bei uns war lange Zeit entspannt, in den letzten zwei Wochen sind die Fälle dann dramatisch angestiegen.»
Das habe wohl auch damit zu tun, dass am 10. Mai der Muttertag gefeiert wurde und dementsprechend grosse Familientreffen stattgefunden hätten.
Ausserdem: «Die Menschen müssen hier trotz Lockdown arbeiten, sie können es sich finanziell nicht leisten, eine Pause zu machen», so Massarotti. Zudem habe der Präsident lange propagiert, man solle sich weiter umarmen und küssen. Mit Gottes Segen werde alles gut. Erst Ende März habe es einen Umschwung gegeben.
Nur 0,4 bis 0,6 auf 1000 Personen werden getestet
Mexiko ist eines der Länder, das weltweit am wenigsten testet. Laut Behördenangaben sind es nur zwischen 0,4 bis 0,6 auf 1000 Personen. «Es werden nur die getestet, die mit besonders schweren Krankheitsverläufen ins Spital eingeliefert werden», so Massarotti. «Anstonsten können sich nur die wohlhabenderen Bewohner – vorwiegend Ausländer – den Corona-Test leisten.»
Ein Test kostet rund 7000 Pesos, das sind etwa 350 Franken. In Mexiko City zum Beispiel sind in den staatlichen Spitälern bereits 70 Prozent der Intensivbetten besetzt. Die Restriktionen scheinen teilweise aber noch heftiger zu sein als in der Schweiz.
«Öffnung kommt zu früh»
«Am 23. März musste ich mein Restaurant schliessen. Seit dem 1. Juni dürfte ich es theoretisch wieder öffnen. Meiner Meinung nach ist das aber deutlich zu früh, der Peak des Coronavirus ist noch nicht erreicht.» Er warte deshalb noch weitere zwei Wochen, bis er wieder öffne.
Momentan sei das Team daran, alles zu desinfizieren. «Alle Mitarbeiter tragen einen Spuckschutz vor dem Gesicht, Kittel und Handschuhe», so Massarotti.
Die Kunden müssen sich – wie auch in der Schweiz – die Hände desinfizieren. Zusätzlich: «Wir messen jedem Gast die Temperatur und desinfizieren auch die Schuhe. Jeder Gast muss seine Kontaktdaten zwingend angeben.»
Doch selbst wenn in der Region um San Miguel die Restaurants öffnen dürfen, die Parks und Hotels sind weiter geschlossen. Menschenansammlungen sind verboten.