Coronavirus trifft Indien mit voller Härte
Indien hat nach den USA und Brasilien die meisten Infektionen mit dem Coronavirus. Bereits Anfang Juni wurde der Lockdown gelockert. Spitalbetten fehlen.
Das Wichtigste in Kürze
- Indien hat nach den USA und Brasilien die drittmeisten Infektionen mit dem Coronavirus.
- Seit Anfang Juli kommen täglich über 20'000 Fälle dazu.
- Indien hatte den strikten Lockdown Anfang Juni gelockert.
Seit Montag ist Indien das Land mit den drittmeisten Corona-Fällen. Am Montag gab es laut Zahlen der Johns Hopkins Universität rund 22'300 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus. Am Sonntag wurden 24'200 Infektionen registriert, am Samstag sogar 24'900. So viele wie noch nie.
Insgesamt zählt Indien 719'664 registrierte Ansteckungen. 20'159 Menschen sind am Coronavirus gestorben. Nur Brasilien (rund 1,6 Millionen Infektionen) und die USA (fast 3 Millionen Infektionen) sind noch stärker betroffen.
Die Ansteckungskurve in Indien zeigt steil nach oben. Am stärksten betroffen sind die indischen Metropolen Neu Delhi, Mumbai und Chennai.
Ansteckungen mit Coronavirus steigen mit Rückkehr von Wanderarbeitern
Indien hatte zuerst einen strengen Lockdown verordnet. Ab Anfang Juni wurden die Massnahmen jedoch wieder gelockert. Während des Lockdowns hatten Millionen Menschen ihre Arbeit verloren. Viele hatten Angst, zu verhungern.
Mit der Rückkehr von Millionen Wanderarbeitern stiegen die Ansteckungen mit dem Coronavirus wieder an. Wie die internationale Newsplattform «The Guardian» berichtet, kam es im Bundesstaat Bihar zu einem 25-fachen Anstieg. Nachdem drei Millionen Wanderarbeiter zurückkehrten, seien die Fälle von 485 auf 12'140 angestiegen.
Wegen Coronavirus zu wenig Spitalbetten
In Indien gibt es vergleichsweise wenige Ärzte und Krankenhausbetten. Und es stehen gerade mal 0,5 Spitalbetten pro 1000 Einwohner zur Verfügung. Das zeigen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Auf den Intensivstationen der Spitäler der indischen Millionenmetropole Mumbai werden Betten und Beatmungsgeräte für Corona-Patienten knapp. Spitäler seien deshalb angewiesen, Covid-19-Patienten bereits dann zu entlassen, wenn sie auf dem Weg der Besserung seien. Das sagte die Vizechefin der Gesundheitsbehörde der Stadt, Mangala Gomare, zur Deutschen Presse-Agentur.
Zudem würden die Patienten gebeten, zu Hause in Quarantäne zu bleiben. Indische Medien zeigten Handyaufnahmen, auf denen mehrere in einem Bett und auf dem Boden liegende Patienten zu sehen waren.
Am selben Wochenende, als die Infektionszahlen explodierten, öffnete in Neu Dehli ein temporäres Spital mit 10'000 Betten. Es wurde in einem spirituellen Zentrum gebaut und hat eine Fläche von 20 Fussballfelder.