Darum eskalieren die Proteste im Iran gerade
Nach dem Tod einer jungen Iranerin tragen Frauen im Land ihre Wut auf die Strasse. Es gibt Festnahmen, sogar Tote. Droht die Situation zu eskalieren?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tod von Mahsa Amini löste im Iran einen gewaltsamen Protest gegen die Regierung aus.
- Als Reaktion darauf übt Präsident Raisi harte Gegenwehr – inklusive Dutzenden Toten.
- Die USA und die EU kritisierten das Vorgehen und planen Sanktionen gegen den Iran.
Es waren einzelne Haarsträhnen, die aus ihrem Kopftuch ragten. Und nun ist Mahsa Amini tot. Die 22-Jährige wurde vor zwei Wochen wegen ihres Verstosses gegen die streng islamische Kleiderordnung festgenommen. Kurz darauf fiel sie ins Koma und verstarb.
Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Kritiker jedoch werfen der Sittenpolizei vor, Gewalt angewandt zu haben – was eine ungeheure Wut unter den Frauen im Iran entfachte.
Zu Tausenden gehen sie auf die Strassen, brennen ihre Kopftücher an und schneiden ihre Haare ab. Manche skandieren sogar «Tod dem Diktator», andere wiederum setzen Autos und Mülleimer in Brand, verprügeln sogar Polizisten.
Als Reaktion auf die gewaltsamen Proteste ordnete Präsident Ebrahim Raisi bereits mehrfach hartes Durchgreifen an. Die Folge: Festnahmen und Tote. Wie viele Menschen den Protesten aber tatsächlich zum Opfer fielen, kann offiziell nicht beziffert werden.
Der iranische Staatssender IRIB etwa ging am Sonntag von 41 Toten aus, die Menschenrechtsorganisation Human Rights sogar von über 50 Menschen. Die iranischen Behörden jedoch haben zuletzt von 17 bis 20 Toten gesprochen.
Menschen im Iran erhalten internationale Unterstützung
Auch den Zugang zum Internet liess Raisi stark einschränken. Insbesondere mobile Funknetze funktionieren kaum. Tesla-Chef Elon Musk hat deshalb am Freitag verkündet, seinen Starlink-Satellitenbreitbanddienst zu aktivieren.
Solidarisch mit den Menschen im Iran zeigen sich auch die USA und die Europäische Union. Trotz laufenden Atomverhandlungen arbeiten sie an ersten Schritten, um die Sittenpolizei zu sanktionieren.
Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften. Vornehmlich in den Metropolen sehen viele Frauen die Regeln inzwischen aber eher locker und tragen beispielsweise ihr Kopftuch nur auf dem Hinterkopf – zum Ärger der erzkonservativen Regierung.