Demenz: Neue Forschungsarbeiten analysieren nicht-kognitive Symptome

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USA,

Neue Forschungsergebnisse konzentrieren sich auf die jüngsten Erfolge und anhaltenden Herausforderungen von Demenz-Kranken.

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Nicht nur Demenz-Kranke, sondern auch Forscher kämpfen gegen deren Vergessen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Forschungsarbeiten zur Demenz rattern im Eiltempo voran.
  • Neue Studien fokussieren sich auf nicht-kognitive Symptome der Krankheit.

Die mit der Krankheit einhergehenden charakteristischen Symptome der Demenz wie Gedächtnisverlust und Beeinträchtigung der Denkfähigkeit sind einschlägig bekannt, es sind jedoch oft die verhaltensbedingten und psychischen Symptome (Behavioral and Psychological Symptoms of Dementia, BPSD) wie Unruhe, Angst, Apathie, Depression, Umherwandern, Halluzinationen, Schlaflosigkeit, Inkontinenz und Disinhibition, die die grössten Herausforderungen bei der Pflege darstellen und die Hauptursachen für die Unterbringung im Betreuten Wohnen oder in Pflegeheimen sind. Bleiben diese Symptome unbehandelt, können sie den geistigen Verfall beschleunigen und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) hat derzeit keine medikamentöse Behandlung dieser Symptome bei Menschen mit Alzheimer-Demenz zugelassen. Alle gegenwärtig eingesetzten Arzneimittel sind für andere Indikationen bestimmt und werden für Alzheimer-Patienten zweckentfremdet «off-label» verschrieben.

«Diese unterschätzten und unterbehandelten Symptome bei Menschen mit Alzheimer und anderen Formen der Demenz sind oft sehr schwer zu ertragen und überhaupt schwierig zu behandeln», erklärt Maria Carrillo, PhD, Chief Science Officer der Alzheimer's Association. «Was wenig Erwähnung findet, ist, wie belastend und überwältigend sich diese mit regelmässiger Häufigkeit auftretenden Symptome auf das Leben der Alzheimer-Kranken und der Familienangehörigen und Betreuer auswirken».

«Auch therapeutische Behandlungsweisen beachten»

«Es ist sehr wichtig, dass wir uns im Zuge der laufenden Fortschritte, die wir bei der Behandlung und Prävention hinsichtlich Gedächtnisfunktion und Denkfähigkeit bei Alzheimer und anderen Demenzformen machen, auch auf therapeutische Strategien für verhaltensbedingte und andere, nicht-kognitive Symptome konzentrieren», so Carrillo weiter.

Die Alzheimer's Association empfiehlt nicht-pharmakologische Ansätze wie beispielsweise psychosoziale Interventionen als Alternative zur pharmakologischen Therapie, wenn es um die Behandlung demenzbedingter Verhaltensweisen geht. Diese Therapien umfassen Validierung, Reminiszenz und andere personalisierte psychosoziale Interventionsansätze.

Psychotrope Medikamente (Antipsychotika, Antidepressiva, Antikonvulsiva und andere) können in Betracht kommen, wenn mit nicht-pharmakologischen Ansätzen keine Besserung erzielt wird, insbesondere dann, wenn durch das demenzbedingte Verhalten körperliche oder seelische Schäden drohen, ob für den Kranken selbst oder den Pflegenden. Der Einsatz derartiger Medikamente muss jedoch mit äusserster Sorgfalt erfolgen und sollte regelmässig ausgewertet werden, um den geeigneten Zeitpunkt für das Ende der Behandlung zu bestimmen. Die FDA stellte fest, dass die Verwendung von Antipsychotika zur Behandlung von demenzbedingtem Verhalten bei älteren Demenzkranken mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist.

Nicht-kognitive Symptome stehen neu im Fokus. (Symbolbild)
Nicht-kognitive Symptome stehen neu im Fokus. (Symbolbild) - dpa

Die Wirksamkeit von Nabilon

Die Ergebnisse einer randomisierten, doppelblinden klinischen Studie deuten darauf hin, dass Nabilon – ein synthetisches Cannabinoid – wirksam zur Behandlung der Agitation bei Alzheimer-Kranken dienen kann. «Agitation – und dies schliesst verbale und physische Ausbrüche, allgemeine emotionale Not, Unruhe und Hin- und Herwandern ein – ist eine der häufigsten Verhaltensänderungen, die mit der fortschreitenden Alzheimer-Erkrankung einhergehen, und kann bedeutenden Stress beim Pflegepersonal auslösen», sagt Krista L. Lanctôt, PhD, Senior Scientist am Sunnybrook Health Sciences Centre und Professorin für Psychiatrie und Pharmakologie & Toxikologie an der University of Toronto.

Lanctôt und ihre Kollegen untersuchten den potenziellen Nutzen von Nabilon für Erwachsene, die an mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz mit klinisch signifikanter Agitation litten. Über die 14-wöchige Studiendauer hinweg erhielten die 39 Teilnehmer (77 Prozent männlich, Durchschnittsalter 87 Jahre) Nabilon in Kapselform (mittlere therapeutische Dosis=1.6 +/- .5 mg) für sechs Wochen, gefolgt von sechs Wochen Placebo, mit einer Woche zwischen jeder Behandlungsperiode. Zusätzlich zur Agitation wurden auch allgemeine Verhaltenssymptome, Gedächtnisleistung sowie körperliche Veränderungen und die Sicherheit bestimmt. Die Forscher stellten fest:

Die Forscher konnten im Rahmen der Studie zusätzlich einen geringfügigen Nutzen im Hinblick auf Kognition und Ernährung beobachten. Unter Nabilon zeigten Studienteilnehmer verstärkt eine Sedierung (45 Prozent) im Vergleich zu Placebo (16 Prozent).

Geringer Effekt, hohe Nebenwirkungen

«Die derzeit verschriebenen Behandlungsformen zur Agitation bei Alzheimer wirken nicht bei jedem, und zeigen eine, wenn überhaupt, geringe Wirkung. Sie treiben jedoch das Risiko schädlicher Nebenwirkungen hoch, einschliesslich des erhöhten Sterberisikos. Es besteht von daher ein dringender Bedarf an sichereren Optionen bei der Medikation», erklärt Lanctôt. «Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nabilon sich als wirksam zur Behandlung von Agitation erweisen könnte, das Risiko einer Sedierung muss jedoch sorgfältig überwacht werden. Eine grössere klinische Studie würde es uns ermöglichen, unsere Erkenntnisse darüber zu bestätigen, wie wirksam und sicher das Medikament bei der Behandlung von Agitation bei Alzheimer ist».

Hinweis: Marihuana ist von der FDA weder zur Behandlung noch zum Management von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zugelassen. Im Zuge des zunehmenden Einsatzes von Marihuana zu medizinischen Zwecken ist wichtig anzumerken, dass klare Erkenntnisse für die Verwendung bei Patienten mit Alzheimer oder anderen Demenzformen noch fehlen.

Marihuana ist ein bei Alzheimer im Wesentlichen ungetestetes Medikament. Es liegen derzeit keine robusten, konsistenten klinischen Studiendaten vor, die den Einsatz von Marihuana zur Behandlung von Alzheimer-Demenz oder verwandten Erkrankungen unterstützen. Die Alzheimer's Association vertritt die Ansicht, dass weitere Forschung auf diesem Gebiet erforderlich ist.

Ein weiterer Befund der Forscher ist: Beleuchtung kann Schlaf, Stimmung und Verhalten von Alzheimer-Kranken verbessern.

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