«Staatsfeindliche Operationen» und «Sabotage»: Die Begrifflichkeiten über das, was sich am Golf von Oman an mehreren Handelsschiffen zugetragen haben soll, sind nebulös. Was genau steckt dahinter?
Golf von Oman
Ein Boot der Küstenwache der Vereinigten Arabischen Emirate passiert einen Öltanker. Foto: Jon Gambrell/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der unter norwegischer Flagge fahrende Öltanker «Andrea Victory» ist am Sonntagmorgen im Golf von Oman auf mysteriöse Weise beschädigt worden.
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Der Tanker sei «von einem unbekannten Objekt» getroffen worden, sagte ein Sprecher des Seefahrt-Dienstleisters Thome Ship Management der Deutschen Presse-Agentur.

«Die Crew an Bord ist wohlauf. Es gibt zwar einen Schaden, aber das Schiff ist stabil», sagte er. Der Tanker habe zu dem Zeitpunkt im Emirat Fudschaira vor Anker gelegen. Fudschaira liegt an einer der wichtigsten Wasserstrassen der Welt für Ölexporte.

Die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatten zuvor von «staatsfeindlichen Operationen» gegen vier Schiffe in der Region berichtet. Der Energieminister Saudi-Arabiens, Chalid al-Falih, sagte, zwei saudische Öltanker seien bei einem «Sabotageangriff» schwer beschädigt worden.

Die genauen Umstände blieben mysteriös. Es gab am Montag zunächst weder Details noch eine unabhängige Bestätigung der angeblichen Zwischenfälle. Nach Informationen des saudi-nahen TV-Senders Al-Arabija stammten die weiteren beiden Schiffe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie aus Norwegen.

Das kleine Emirat Fudschaira liegt im Osten der VAE am Golf von Oman, der die Arabische Halbinsel und den Iran trennt. Hier befindet sich eine der wichtigsten Wasserstrassen der Welt für Ölexporte. Der Hafen von Fudschaira ist ein wichtiger Lager- und Umschlagort vor allem für Öl. Zuletzt hatten die Spannungen in der Region massiv zugenommen. Hintergrund ist der Konflikt mit dem Iran. Saudi-Arabien und die VAE betrachten die Islamische Republik als Erzfeind.

Die zwei saudischen Tanker sollten im Auftrag des Staatskonzerns Saudi Aramco Rohöl am Kunden in den USA liefern, sagte Minister Al-Falih laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur SPA. Verletzte habe es nicht gegeben und es sei auch kein Öl ausgetreten. Die «Attacke» habe die weltweite Ölversorgung treffen sollen.

Die Arabische Liga und der von Saudi-Arabien geprägte Golf-Kooperationsrat (GCC) warnten vor einer Verschärfung der Lage. «Bedrohungen an Land oder Seegrenzen sowie auf Transport- und Handelsrouten gegen jegliches Mitglied der Arabischen Liga sind eine nicht hinnehmbare Verletzung der arabischen nationalen Sicherheit.» Der Arabischen Liga gehören 21 arabische Staaten in Vorderasien und Afrika an sowie die palästinensischen Autonomiegebiete. Der GCC sprach von einer «gefährlichen Entwicklung» und einer «Gefahr für die Seeschifffahrt» in der Region.

Der Iran forderte eine Untersuchung der angeblichen Sabotageversuche. Aussenamtssprecher Abbas Mussawi forderte eine «lückenlose Untersuchung» und sprach von negativen Auswirkungen auf die Sicherheit des Persischen Golfes.

Die USA hatten den Druck auf die iranische Führung zuletzt massiv erhöht, unter anderem mit Sanktionen und militärischen Drohungen. Bundesaussenminister Heiko Maas warnte seinen US-Kollegen Mike Pompeo bei einem Treffen in Brüssel unterdessen vor einem Krieg mit dem Iran. Man wolle nicht, dass es zu einer militärischen Eskalation komme, sagte der SPD-Politiker in dem Gespräch am Rande eines EU-Ministertreffens.

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