Flüchtete Carlos Ghosn in einem Kontrabass-Koffer aus Japan?
Eine Gruppe Paramilitärs schmuggelte Carlos Ghosn vermutlich in einem Kontrabass-Koffer aus dem Haus. Anschliessend setzte er sich in den Libanon ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn setzte sich vor seinem Prozess in den Libanon ab.
- Er wurde womöglich in einem Kontrabass-Koffer aus dem eigenen Haus geschmuggelt.
- Ghosn wird vorgeworfen, Firmenkapital zweckentfremdet zu haben.
Die Flucht von Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn (65) aus seinem Hausarrest in Japan scheint Hollywood reif:
An einer Dinner-Party gab sich offenbar eine Gruppe Paramilitärs als Musiker aus. Dies um den Ex-Nissan-Chef aus dem Haus zu schmuggeln, mutmasst der libanesische Nachrichtensender «MTV».
Die Paramilitärs sollen den eher kleingewachsenen Top-Manager in einem Kontrabass-Koffer versteckt und aus dem Haus geschafft haben. Anschliessend habe sich Ghosn mit seinem französischen Zweitpass und einem Privatjet kurz vor Beginn seines Prozesses nach Libanon abgesetzt. Eine offizielle Bestätigung gibt es derweilen nicht.
Ehefrau half bei Flucht
Die spektakuläre Flucht soll, so berichtet der «Tagesanzeiger» von Carlos Ghosns Ehefrau geplant worden sein. Mit dieser hätte sich der Autozar laut Kautionsauflagen gar nicht unterhalten dürfen.
Der frühere Konzernchef von Renault besitzt die französische, brasilianische und libanesische Staatsangehörigkeit sowie ein Anwesen in Libanons Hauptstadt Beirut.
Interpol hat nun einen internationalen Haftbefehl gegen den Ex-Nissan-Chef ausgestellt. Ghosn soll nun in der kommenden Woche im Libanon zu den Vorwürfen befragt werden. Danach werde entschieden, ob japanische Experten an den dortigen Ermittlungen beteiligt würden.
Eine Rückkehr von Ghosn wird laut «SRF» aber eher schwierig, da nur die USA und Südkorea ein Auslieferungsabkommen mit Japan haben.
Im Falle einer Einreise würde Frankreich Ghosn wiederum nicht ausliefern. «Frankreich liefert niemals seine eigenen Staatsangehörigen aus», sagte die Staatssekretärin im Wirtschafts- und Finanzministerium, Agnès Pannier-Runacher dem Sender BFMTV.
«Frei» und «sehr glücklich»
Ghosn habe die Türkei als Durchreiseland genutzt. Er sei auf dem für den regulären Betrieb geschlossenen Atatürk-Flughafen in Istanbul zwischengelandet. Nun wurden in der Türkei sieben Personen zur Befragung festgenommen – darunter seien vier Piloten. Es wird angenommen, dass sie Ghosn bei der Flucht halfen, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu.
Ermittler haben zudem in Tokio das Haus des geflohenen Ex-Autobosses durchsucht. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag.
Nach seiner Ankunft in Beirut liess der Autoboss verkünden, dass er vor «Ungerechtigkeit und politischer Verfolgung» geflohen ist. Nun ist er zusammen mit seiner Frau «frei» und «sehr glücklich», wie «Blick» berichtet.
Ghosns Fall
Ghosn wurde in Japan einst als Star gefeiert. Er schmiedete die Renaut-Nissan-Allianz und half somit Nissan aus seiner Krise. 2016 schloss sich Mitsubishi dem Bund an.
Von seinen Spitzenposten bei Nissan und Mitsubishi wurde Ghosn nach seiner Festnahme 2018 entlassen. Später trat er auch als Renault-Chef zurück. Ghosn wird beschuldigt Firmenkapital zweckentfremdet und private Verluste auf Nissan übertragen zu haben.