Forscher trainieren Toilettengang von Kühen für den Klimaschutz
Ursprünglich als Witz entstanden, trainierten Forscher 16 Kälber darauf, in einen Stall zu pinkeln. So sollen Treibhausgasemissionen verringert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Urin von Kühen setzt das Treibhausgas Distickstoffmonoxid frei.
- Könnte dieser aufgefangen werden, könnte die Umweltbelastung erheblich reduziert werden.
- Forscher trainierten 16 Kälber deshalb nun darauf, in einen Stall zu pinkeln.
Im Rahmen eines Forschungsprogramms zur Verringerung von Treibhausgasemissionen haben Wissenschaftler Kühen beigebracht, in einem dafür vorgesehenen Bereich zu urinieren.
Die Möglichkeit, den Urin aufzufangen, könnte die Umweltbelastung durch Rinderhaltung erheblich reduzieren. Dies erklärte ein Team neuseeländischer und deutscher Wissenschaftler in einem Artikel in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins «Current Biology».
Die Wissenschaftler trainierten demnach 16 Kälber mit Hilfe von Futterbelohnungen darauf, in einen Latrinenstall zu urinieren. Die Ergebnisse seien vergleichbar mit dem, was von einem dreijährigen Kind zu erwarten sei, erklärten die Forscher.
Die Idee, Kühe zu trainieren, um ihren Urin aufzufangen, sei ursprünglich durch einen Witz entstanden, sagt der Tierverhaltensforscher Lindsay Matthews. «Die Reaktion der Leute ist natürlich 'verrückte Wissenschaftler'», aber das mache durchaus Sinn.
Urin von Kühen problematisch für Klima
Denn die Urinausscheidungen von Kühen sind in zweierlei Hinsicht problematisch: Sie setzen das Treibhausgas Distickstoffmonoxid, allgemein bekannt als Lachgas frei. Und sie enthalten grosse Mengen Nitrat, das sich im Boden und in Gewässern ablagert.
«Wenn wir zehn oder 20 Prozent der Urinausscheidungen auffangen, könnten wir den Ausstoss von Treibhausgasen und die Nitratauswaschung erheblich reduzieren.» Dies sagt Douglas Elliffe von der Universität Auckland. Der aufgefangene Urin soll danach behandelt werden.
Elliffe zufolge zeigen die Forschungsergebnisse, dass das Toilettentraining von Kühen grundsätzlich möglich ist. Die Herausforderung bestehe nun darin, das Konzept zu erweitern, um grosse Herden zu trainieren. Zudem muss es an die Umgebungen wie Neuseeland angepasst werden. Denn hier verbringen Tiere die meiste Zeit im Freien und nicht im Stall.
In Neuseeland verursacht die Landwirtschaft etwa die Hälfte der Treibhausgasemissionen, hauptsächlich in Form von Methan und Lachgas. Seit Jahren wird deshalb intensiv nach möglichen Lösungen geforscht. Andere Projekte sind die Zucht von Nutztieren mit geringem Methanausstoss oder die Verwendung alternativer Futtermittel. Sogar Impfungen von Tieren, damit sie weniger schädliche Gase produzieren, gehören dazu.