Gestrandeter Premier Haitis in Dominikanischer Republik unerwünscht
Haitis Regierungschef Ariel Henry ist in der Dominikanischen Republik aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht.
Der Präsident der Dominikanischen Republik hat den im Ausland gestrandeten Interims-Premierminister des Nachbarlandes Haiti zur unerwünschten Person erklärt. Haitis Regierungschef, Ariel Henry, sei aus Sicherheitsgründen nicht willkommen, sagte der dominikanische Präsident Luis Abinader laut einer Mitteilung seines Büros vom Samstag (Ortszeit). Die Krise in Haiti stelle auch eine direkte Bedrohung der Stabilität und Sicherheit der Dominikanischen Republik dar.
Ende Februar war in Haiti, wo Banden laut UN bereits etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollierten, die Gewalt eskaliert. Henry war zu der Zeit auf einer Auslandsreise, unter anderem in Kenia – dem Land, das eine vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Sicherheitsmission in Haiti anführen soll. Seither kehrte er offenbar wegen der Sicherheitslage nicht nach Haiti zurück. Am Dienstag reiste Henry nach Puerto Rico, nachdem ihm die Dominikanische Republik, die sich die Karibikinsel Hispaniola mit Haiti teilt, keine Landeerlaubnis erteilte. Haitis zwei internationale Flughäfen sind wegen der Gewalt geschlossen.
Die zwei wichtigsten bewaffneten Gruppen des Landes hatten sich zusammengeschlossen. Ihr Anführer, Jimmy «Barbecue» Chérizier, forderte Henry zum Rücktritt auf – andernfalls werde es zu einem Bürgerkrieg kommen. Die Banden befreiten mehr als 4500 Häftlinge aus zwei Gefängnissen und griffen unter anderem Einrichtungen der Polizei und der Regierung an. Die Opferzahlen sind unbekannt.
Gewalt legt Haiti lahm
Henry, ein 74-jähriger Neurochirurg, hatte die Regierungsgeschäfte übernommen, nachdem Präsident Jovenel Moïse am 7. Juli 2021 in seiner Residenz ermordet worden war. Seitdem wurden keine Wahlen abgehalten. Die USA forderten Henry in den vergangenen Tagen auf, den politischen Übergang zu beschleunigen.
Die Gewalt legte Port-au-Prince und andere Teile Haitis grossteils lahm. Sie verschärfte auch die bereits prekäre humanitäre Lage in dem armen Land, in dem laut UN fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner unter akutem Hunger leidet.