Grosser Protestmarsch gegen Justizumbau erreicht Jerusalem
Tausende machten sich als Zeichen gegen den Justizumbau von Tel Aviv aus auf in Richtung Jerusalem. Nun hat der Protestmarsch sein Ziel erreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Tagen marschierten Tausende von Tel Aviv aus in Richtung Jerusalem.
- Die Wanderung ist 70 Kilometer lang, nun haben die Demonstranten ihr Ziel erreicht.
- Sie wollen die Nacht auf Sonntag vor dem Parlament verbringen.
Ein tagelanger Protestmarsch gegen die umstrittene Justizreform in Israel mit Zehntausenden Menschen ist laut Organisatoren am Samstag in Jerusalem eingetroffen. Mehrere Hundert Demonstrantinnen und Demonstranten hatten am Dienstagabend die rund 70 Kilometer lange Wanderung von Tel Aviv nach Jerusalem begonnen.
In den vergangenen Tagen wurde der kilometerlange Protestzug immer grösser. Nach Schätzungen des israelischen Senders Channel 13 nahmen am Samstag mehr als 70'000 Menschen teil. Ihr Plan ist demnach, die Nacht auf Sonntag vor dem Parlament zu verbringen. Auch in weiteren Städten Israels waren am Abend Kundgebungen mit Tausenden Menschen geplant.
Widerstand innerhalb des Militärs nimmt zu
Am Sonntagvormittag will Israels rechtsreligiöse Regierung ein Kernelement ihrer Pläne zur Schwächung der Justiz den Abgeordneten vorlegen. Mit der endgültigen Verabschiedung des umstrittenen Gesetzes wird jedoch nicht vor Montagnachmittag gerechnet.
Seit mehr als einem halben Jahr spaltet das Vorhaben weite Teile der israelischen Gesellschaft. Regelmässig gehen Tausende dagegen auf die Strasse. Zuletzt nahm auch der Widerstand innerhalb des Militärs zu.
Verhandlungen über einen Kompromiss blieben bisher erfolglos. Medienberichten zufolge sollen im Hintergrund aber weiter Bemühungen laufen. Das Gesetz ist Teil eines grösseren Pakets, das von Kritikern als Gefahr für Israels Demokratie eingestuft wird.
Dem Höchsten Gericht des Landes soll es so künftig nicht mehr möglich sein, eine Entscheidung der Regierung oder einzelner Minister als «unangemessen» zu bewerten. Kritiker befürchten, dass dies Korruption und damit auch die willkürliche Besetzung wichtiger Posten und Entlassungen begünstigt. Die Netanjahu-Regierung wirft der Justiz dagegen vor, sich zu sehr in politische Entscheidungen einzumischen.