Hamas veröffentlicht weiteres Geisel-Video
Die Hamas hat ein Video einer US-israelischen Geisel veröffentlicht. Es ist unklar, wann und unter welchen Umständen es entstanden ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hamas hat ein Video einer Geisel veröffentlicht.
- Der US-israelische Doppelbürger hat beim Überfall am 7. Oktober seinen Unterarm verloren.
- Am Abend kam es in Israel zu spontanen Demonstrationen.
Die islamistische Hamas hat am Mittwoch erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 24 Jahre alter Mann zu sehen, der der israelischen Regierung schwere Vorwürfe macht. Sie habe die israelischen Bürger nicht beschützt und im Stich gelassen – die Geiseln bereits seit fast 200 Tagen.
Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Druck und Drohungen sprach, war zunächst unklar. Die Aufnahme war zudem nicht datiert, das Hamas-Massaker war am Mittwoch allerdings 201 Tage her.
The Goldberg-Polin family has given permission for the video of their son Hersh, who has been held captive by Hamas for 201 days, to be published and used after it was released by the terror organization Hamas today.
— Bring Them Home Now (@bringhomenow) April 24, 2024
For more than 200 days, 133 hostages have been held captive by… pic.twitter.com/1pD4RcxEe0
Der Mann, der vom Nova-Musikfestival verschleppt wurde, sagte in dem Video weiterhin, durch die Luftangriffe der israelischen Armee seien 70 Geiseln im Gazastreifen getötet worden. Allerdings weiss Israel nach eigenen Angaben derzeit nicht, wie viele der in den Gazastreifen verschleppten Menschen tot sind und unter welchen Bedingungen sie ums Leben kamen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte: «Wir werden nichts unversucht lassen, um unsere Entführten zu finden.»
Noch 130 Geiseln in Gaza – wie viele leben, ist unklar
Israel war bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird aber befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten. Die Nachrichtenseite ynet schrieb kürzlich. «Die Geiseln sterben weg, laut Schätzungen sind schon heute weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben.»
Die aus Israel entführten Menschen befänden sich in einer «unterirdischen Hölle» ohne Nahrung, Wasser und medizinische Behandlung, sagte der Entführte in dem vom militärischen Arm der Terrororganisation, den sogenannten Kassam-Brigaden, veröffentlichten Video weiter. Er forderte die israelische Regierung darin auch auf, die Geiseln nach Hause zu bringen.
Unterarm von Granate abgerissen
Auf den Aufnahmen ist der junge Mann mit fehlendem Unterarm zu sehen. Sein Unterarm wurde israelischen Medien zufolge abgerissen, als Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober Granaten in ein Versteck warfen, in dem er und andere Menschen Schutz gesucht hatten. Berichten zufolge ist der Mann israelischer und amerikanischer Staatsbürger.
Er bitte seine Familie, für ihn stark zu bleiben, sagte er dem Video zufolge weiter. Seine Mutter setzt sich auf internationaler Bühne stark für seine Freilassung ein. Sie hielt unter anderem emotionale Ansprachen bei einer Grosskundgebung in Washington und vor den Vereinten Nationen in Genf.
Mutter der Geisel erleichtert
«Wir sind erleichtert, ihn lebend zu sehen, machen uns aber auch Sorgen um seine Gesundheit und sein Wohlergehen», sagten seine Eltern in einer Erklärung, die das Forum der Geisel-Angehörigen veröffentlichte. Sie hätten seit seiner Entführung erstmals die Stimme ihres Sohnes gehört. «Wenn du uns hören kannst, sagen wir dir: Wir lieben dich, bleib stark, überlebe.»
«Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Angst, noch mehr unschuldige Leben zu verlieren, grösser», teilte das Forum der Geisel-Angehörigen nach Veröffentlichung des «erschütternden» Videos mit. «Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Zeit zu verschwenden. Die Geiseln müssen oberste Priorität haben.» Seit mehr als 200 Tagen ertragen sie täglich körperliche, sexuelle und psychische Qualen, wie es in der Erklärung weiter hiess.
Proteste nach Video-Veröffentlichung
Am Abend nach der Veröffentlichung ist es in Israel spontan zu Protesten gekommen. Hunderte Menschen versammelten sich in Jerusalem in der Nähe der Residenz des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, um für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren, meldeten mehrere Medien übereinstimmend. Darunter seien auch Freunde des entführten jungen Mannes gewesen, der auf den zuvor veröffentlichten Video zu sehen war. Es kam zu Zusammenstössen mit der Polizei.
Polizeiangaben zufolge zündeten Demonstranten Feuer, und Feuerwerkskörper an und warfen Mülltonnen um. Sie blockierten demnach auch den Verkehr. Sicherheitskräfte hätten versucht, sie auseinanderzutreiben. Vier Menschen wurden demnach festgenommen.
Die Hamas hat bereits mehrfach Aufnahmen der aus Israel verschleppten Menschen gezeigt. Diese Art von Videos werden von Israel als Psychoterror gegen die Angehörigen eingestuft.