Baerbock in Syrien: Handschlag-Eklat bei Treffen mit Machthaber
Aussenministerin Annalena Baerbock erlebt bei ihrem Besuch in Syrien einen diplomatischen Zwischenfall, als ihr der neue Machthaber den Handschlag verweigert.
Bei ihrem Besuch in Damaskus ist Aussenministerin Annalena Baerbock am Freitag in eine unangenehme Situation geraten. Der neue syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa verweigerte der deutschen Politikerin den Handschlag zur Begrüssung.
Die Grünen-Politikerin reagierte laut «Stern» gelassen. Es sei ihr schon bei der Anreise klar gewesen, dass es keine «gewöhnlichen Handschläge» geben werde.
Der Hintergrund für die Verweigerung des Handschlags liegt im Glauben des syrischen Machthabers. Als Islamist schüttelt Ahmed al-Scharaa generell keiner Frau die Hand.
Handschlag-Eklat um Baerbock als schlechtes Zeichen
In den sozialen Netzwerken sorgte die Begrüssungsszene für Empörung. Eine Nutzerin kommentierte: «Ich wäre nur hingefahren, wenn von vorneherein klar ist, dass er Baerbock öffentlich die Hand gibt».
Der frühere Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, zeigte sich im «Stern» ebenfalls irritiert über den verweigerten Handschlag. «Das ist nicht gut, auch wenn wir das aus anderen Ländern kennen, wo extrem konservativ-islamische Männer an der Macht sind.»
Perthes fügte hinzu: «In Syrien gehört das nicht zur Tradition. Ich hoffe, dass al-Scharaa dafür auch in Syrien kritisiert werden wird.»
Internationale Reaktionen
Frankreichs Aussenminister Jean-Noël Barrot, der Baerbock bei ihrem Besuch begleitete, äusserte sich ebenfalls zu dem Vorfall. Gegenüber dem französischen Radiosender RTL äusserte er sein Bedauern über al-Scharaas Verhalten.
Barrot betonte jedoch, dass der Handschlag nicht der Zweck der Reise gewesen sei. Er verwies auf wichtigere Themen wie den Umgang mit inhaftierten IS-Anhängern und das Chemiewaffenarsenal der gestürzten Regierung
Klare Forderungen an Syrien
Trotz des Vorfalls blieb Baerbock souverän und konzentrierte sich auf den eigentlichen Zweck ihrer Reise. Sie stellte der neuen syrischen Führung klare Bedingungen für die Unterstützung Europas.
Sie fordert «einen politischen Dialog unter Einbeziehung aller ethnischen und religiösen Gruppen.» Auch Frauen in Syrien müssen repräsentiert werden.
Die Aussenministerin betonte, dass Europa Syrien unterstützen werde, aber nicht zum Geldgeber neuer islamistischer Strukturen werden wolle.
Hintergründe zum Damaskus-Besuch
Der Besuch Baerbocks in Syrien war der erste einer EU-Aussenministerin seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad.
Die neue Führung unter Ahmed al-Scharaa, der früher unter dem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani bekannt war, gibt sich gemässigt. Erste Staaten strecken wieder ihre Fühler nach Syrien aus.
Trotz des Handschlag-Eklats bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehungen zwischen Europa und dem neuen Syrien entwickeln werden. Die klaren Forderungen Baerbocks zeigen, dass die EU ihre Unterstützung an Bedingungen knüpft.