Hier könnte sich der Iran an den USA rächen
Die Tötung des iranischen Top-Generals durch die USA verschlechtert die Sicherheitslage im ganzen Nahen Osten. An diesen Orten könnte der Iran zurückschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit dem Tod des iranischen Top-Generals Soleimani hat sich die Lage im Nahost verschärft.
- Der Iran wird auf die durch die USA durchgeführte Tötung reagieren.
- Viele Nahostländer könnten die Folgen des US-Flugangriffs zu spüren bekommen.
Die Frage ist nicht ob, die Frage ist wann und wo sich der Iran für die Tötung des iranischen Top-Generals Kasem Soleimani rächen wird. Klar ist auch, der Tötungs-Befehl von US-Präsident Donald Trump wird Folgen in der ganzen Region des Nahen Ostens haben.
Der Iran ist stark vernetzt in der Region und es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wo der Iran zurückschlagen könnte. Allem voran im Irak.
Irak
Über 16 Jahre ist es her, als die USA im Irak einmarschiert sind und Diktator Saddam Hussein gestürzt haben. Seither sind die Amerikaner mit Soldaten im Land. Derzeit sind nach CNN-Schätzungen noch rund 5000 US-Soldaten im Irak stationiert. Nun wurden nach dem Anschlag auf Soleimani gestern Freitag abermals Soldaten in die Region entsendet.
Mit dem Sturz Husseins 2003 haben die Amerikaner nicht nur einen unliebsamen Diktator beseitigt, sie haben faktisch auch den unter Hussein unterdrückten Schiiten an die Macht verholfen. Im Irak gehören über 60 Prozent dieser Religionsgruppe an. Sie sind eng mit dem Iran (ebenfalls Schiiten) verbandelt. Der Iran ist selbst an einem stabilen Irak interessiert.
Vor allem sunnitische Kreise im Irak begrüssten gestern die Tötung des Iran-Generals und eines weiteren irakischen Shiiten-Miliz-Führers. Der US-Luftschlag dürfte nicht nur die Gefahr auf Anschläge auf Amerikaner im Irak gesteigert, sondern auch die den schwellenden Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten im Irak gefördert haben. Der Weg hin zu mehr Stabilität im Irak scheint endgültig vom Tisch, zumal die USA ihre Vermittlerrolle vollends verspielt haben und nur noch als Besatzungsmacht angesehen werden dürften.
Syrien
Seit 2011 wütet in Syrien ein erbitterter Bürgerkrieg. Wie auch im Irak konnten die sunnitische Terrorgruppe Islamischer Staat mit Hilfe von Schiitischen Milizen vertrieben werden. Der schiitische Diktator Baschar al-Assad wird von der ebenfalls schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon, von Russland und iranischen Militärberatern unterstützt.
Die USA sind mit rund 500 bis 1000 Soldaten im Land und unterstützen syrische Rebellen. Dass sie mit dem Rückzug aus dem Türkisch-Syrischen Grenzgebiet den kurdischen Rebellen in den Rücken gefallen sind, kommt der USA nun sicher nicht zu Hilfe.
Israel – Palästina
«Al-Quds» heisst die iranische Sondereinheit, die Soleimani bis zu seinem Tod anführte – gleich wie die Stadt Jerusalem in Israel auf Arabisch lautet. Ihr hehres Ziel ist die «Rück»-Eroberung Jerusalems und die Vernichtung Israels.
In Palästina unterstützt der Iran anti-israelische Kräfte wie die Hamas oder den sunnitischen Islamischen Dschihad. Auch für Israel – den wichtigsten Verbündeten der USA in der Region – dürfte sich die Bedrohungslage verschlechtert haben.
Jemen
Im 2015 startet Saudi-Arabien zusammen mit einer Koalition sunnitischer Staaten im Jemen eine Militärintervention. Ziel war es, mit Luftschlägen die schiitische Huthi-Rebellen, welche die Jemenitische Hauptstadt Sanaa einnehmen konnten, zurückzuschlagen. Damit trieben sie die Huthi-Rebellen in die Hände des Erzfeindes Iran.
Die mit dem Iran verbündeten Rebellen haben nach dem Tod Soleimanis zur Vergeltung aufgerufen. «Wir verurteilen dieses Attentat und die Lösung dafür sind schnelle und direkte Vergeltungsmassnahmen», erklärte ein hochrangiger Huthi-Vertreter auf Twitter.
Saudi-Arabien – Strasse von Hormus
Während Monaten kam es in der Strasse von Hormus zu mehreren Zwischenfällen. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Unter anderem die USA beschützen seither mit Kriegsschiffen die Handelsroute.
Die iranische Führung hatte mehrmals gedroht, das Nadelöhr zu blockieren. Etwa könnten Seeminen zum Einsatz kommen. Mit einer Blockade könnten die Mullahs den internationalen Schiffsverkehr empfindlich treffen.
Auch weitere Öl-Anlagen in mit den USA verbündeten Ländern, wie etwa in Saudi-Arabien, könnten Ziele der Iraner sein. Bereits im September sollen zwei Anlagen im Golfstaat durch Drohnen attackiert worden sein.
Afghanistan
Auch Afghanistan fürchtet sich nach der Tötung von Soleimani vor mehr Gewalt in der Region. Die USA hatten kürzlich die Gespräche mit den militant-islamistischen Taliban über Wege zum Frieden wieder aufgenommen. In Afghanistan sind derzeit rund 12'000 US-Soldaten stationiert. Trump verfolgt das Ziel, die Truppenzahl im iranischen Nachbarland zu senken.
Weitere US-Soldaten sind etwa in der Türkei (ca. 1700), Ägypten (ca. 300), Kuwait (ca. 1800), Bahrain (ca. 4000), Katar (ca. 10'000) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (ca. 350) stationiert.