Einen Tag nach den grössten Massenprotesten seit drei Jahrzehnten in Hongkong kommt der Aktivist Joshua Wong aus dem Gefängnis.
aktivist
Joshua Wong (M), einer der führenden Köpfe der Demokratiebewegung, geht vor Reportern. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern Montag wurde der Hongkonger Aktivist Joshua Wong freigelassen.
  • Er ruft zu mehr Widerstand und zum Rücktritt der Regierungschefin Carrie Lam auf.
Ad

«Hallo Welt und hallo Freiheit.» Mit diesen Worten meldete sich Joshua Wong, der führende Kopf der Demokratiebewegung, gestern Montag auf der politischen Bühne zurück. Er wurde aus seiner Haft entlassen.

Es war Zufall, dass der 22-jährige Hongkonger Aktivist ausgerechnet einen Tag nach dem Massenprotest aus dem Gefängnis kam. Wegen seiner Rolle in der prodemokratischen «Regenschirm»-Bewegung 2014 hatte der ehemalige Studentenführer eine zweimonatige Haftstrafe absitzen müssen. Er kam wegen guter Führung einen Monat früher frei.

Der Aktivist ruft zu Widerstand auf

«Vorwärts Hongkong. Zieht das Auslieferungsgesetz zurück. Tritt zurück, Carrie Lam. Beendet alle politischen Strafverfolgungen», so gab Aktivist Wong gestern Montag auf Twitter die Marschrichtung vor.

Auf seinen ersten Schritten in Freiheit lobte er vor Journalisten die «Millionen Hongkonger», die protestiert hatten. Durch zivilen Ungehorsam und direkte Aktionen hätten sie die Welt wissen lassen, dass sie «in der Unterdrückung nicht still halten».

Es war ein Sieg, dass die Regierungschefin das Gesetz am Wochenende auf Eis legte und sich «aufrichtig und demütig» entschuldigte. Es war zugleich der grösste politische Rückzug der chinesischen Führung seit 2012.

Hongkongs Regierungschefin Lam ist angezählt

Damit ist Hongkongs Regierungschefin Lam angezählt. Auch wenn sich Chinas Aussenministerium am Montag noch hinter sie stellte, zweifeln hohe Beamte in Peking an ihrem Geschick. Auf jeden Fall brauchen sie ein Bauernopfer.

Peking wollte das Gesetz sicher auch gerne, um mit Hilfe der Justiz seinen Griff über Hongkong auszuweiten. Aber Lam hatte den Widerstand unterschätzt und sich in eine Sackgasse manövriert.

Nie zuvor in den vergangenen drei Jahrzehnten waren so viele Menschen in Hongkong auf die Strasse gegangen. Am Sonntag vor einer Woche demonstrierten nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen Hunderttausenden und einer Million Menschen. Am Mittwoch kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei.

Der gewaltsame Polizeieinsatz mit Tränengas und Gummigeschossen sorgte für Empörung. Am Sonntag gingen deshalb noch einmal mehr Hongkonger als vor einer Woche auf die Strasse . Die Organisatoren zählten bis zu zwei Millionen - das wäre gut ein Viertel der Bevölkerung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

HaftHongkongGesetzTwitter