Im Südosten Australiens herrscht weiter Land unter
Wo sonst Autos Vorfahrt haben, fahren auf einmal Kajaks: In Australien stehen vielerorts Gebiete tief unter Wasser. Das nächste Regengebiet nähert sich schon.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Südosten Australiens leidet weiter unter Überschwemmungen.
- Der Premierminister hat am Sonntag die betroffene Region besucht.
- Er kündigte finanzielle Hilfe für die Flutopfer an.
Die Lage in den Überschwemmungsgebieten im Südosten Australiens hat sich auch am Wochenende nicht entspannt. Premierminister Anthony Albanese zeigte sich am Sonntag bei einem Flug über den Ort Rochester im Norden des Bundesstaates Victoria betroffen.
Er habe «aus erster Hand gesehen, wie das steigende Wasser Häuser und Unternehmen beschädigte», schrieb Albanese auf Twitter und stellte dazu ein Foto, das aus einem Cockpit heraus aufgenommen wurde. Für die Flutopfer dort und in den anderen Überschwemmungsregionen in New South Wales und auf der Insel Tasmanien kündigte er finanzielle Hilfe an.
Ein neues Sturmgebiet ist im Anmarsch
In Rochester war am Samstag das erste Todesopfer der jüngsten Überschwemmungen - ein 71-jähriger Mann - entdeckt worden. Am Sonntag spitzte sich die Lage im Norden Victorias weiter zu. Die Behörden gaben am späten Abend (Ortszeit) laut der Nachrichtenagentur AAP neue Hochwasserwarnungen aus. Demnach drohten weitere Flüsse, gerade auch in der Gegend um Rochester über die Ufer zu treten. Für den gesamten Osten Australiens sagte der Wetterdienst zudem neue Stürme und eine breite Regenfront zur Wochenmitte voraus - ein neues Sturmgebiet formiere sich gerade, hiess es.
Zehntausende waren bereits in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen worden, ihre Häuser zu verlassen. Für besonders gefährdete Orte galten gar Evakuierungsbefehle. Die Einsatzkräfte retteten bisher Dutzende Menschen vor oder aus den Fluten. «Es bricht einem das Herz, wenn man bedenkt, dass dies für viele Menschen das dritte oder vierte Mal innerhalb von 18 Monaten ist, dass ihr Leben durch eine Naturkatastrophe dieses Ausmasses unterbrochen wird», zitierte die australische Nachrichtenagentur den Premier, der mit Victorias Regierungschef Daniel Andrews die Lage vor Ort sondierte.
Immer wieder Überschwemmungen in Australien
Australiens Ostküste war in diesem Jahr schon öfter von aussergewöhnlich starkem Regen und Überschwemmungen betroffen. Anfang Juli wurden Gebiete in der Millionenstadt Sydney, der Hauptstadt von New South Wales, meterhoch überflutet. Auch im März gab es rund um die Metropole und in weiten Teilen des Bundesstaates sowie in Queensland heftige Überschwemmungen. Heftige Regenfälle in den vergangenen Tagen hatten auch diesmal Flüsse über die Ufer treten lassen und ganze Gebiete unter Wasser gesetzt.
In Victoria war besonders der Norden betroffen, allen voran das Gebiet um Shepparton rund 180 Kilometer nördlich der Millionenmetropole Melbourne. Auf Fotos aus Shepparton ragten nur noch die Verkehrsschilder aus dem Wasser, ein Mann fuhr im Kajak auf einer Strasse entlang. Andere Aufnahmen zeigten, wie Retter des Katastrophenschutzes im Wasser watend Kinder aus den überschwemmten Gebieten trugen. Einwohner und Militärangehörige legten Sandsäcke aus und versuchten somit, die Wassermassen zu stoppen.
Verheerende Naturereignisse nehmen zu
Für viele Einwohner im Norden des Bundesstaates sei es mittlerweile zu spät, ihre Häuser zu verlassen, hatten die Behörden laut AAP bereits am Samstag gewarnt. Das Schlimmste sei noch nicht vorüber, hiess es in Medien. Der Regierungschef von Victoria sagte, einige Familien könnten wohl «für eine längere Zeit» nicht in ihre Häuser zurückkehren. Selbst wenn sich das Hochwasser zurückziehe, werde immer noch so viel zurückbleiben, dass Häuser für längere Zeit nicht zu bewohnen seien. Auch Vororte von Melbourne, der Hauptstadt von Victoria, standen teils unter kniehohem Wasser.
Ein Bericht des Weltklimarates (IPCC) vom Februar 2022 geht davon aus, dass Australien in Zukunft noch häufiger von verheerenden Naturereignissen heimgesucht wird. Stärkere Hitze, gefährlichere Feuer, mehr Dürren und Überschwemmungen, ein höherer Meeresspiegel und trockenere Winter sind demnach zu erwarten.