In Hongkong: Deshalb gehen Aktivisten erneut auf die Strasse

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler, AFP

Hong Kong,

Am Montag gehen erneut Hunderte in Hongkong demonstrieren. Obwohl das umstrittene Auslieferungsgesetz auf Eis gelegt ist, gehen die Proteste weiter.

Proteste in Hongkong
Eine gestreckte Faust ist über Demonstranten auf den Strassen von Hongkong zu sehen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Proteste in Hongkong gegen das Auslieferungsgesetz gehen weiter.
  • Hunderte Menschen gehen an diesem Montag auf die Strasse.
  • Ein Aktivist spricht vom «letzten Kampf».

Das kontroverse Auslieferungsgesetz nach China mobilisiert in Hongkong noch immer die Massen. Nach heftigen Protesten und schweren Zusammenstössen mit der Polizei vor wenigen Wochen gehen die Hongkonger erneut auf die Barrikaden.

Der jährliche Protestmarsch am 1. Juli, anlässlich des Jahrestags der Rückgabe des Gebiets an China, hat heute Montag erneut Tausende auf die Strasse gelockt.

Proteste in Hongkong
Demonstranten protestieren mit Regenschirmen auf einer Strasse während der Feierlichkeiten zum 22. Jahrestag der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie an China. - dpa

Die Regierungschefin Carrie Lam hat inzwischen das umstrittene Gesetz auf Eis gelegt. Doch die Protestbewegung will weiter auf die Strasse gehen, bis das Gesetzesvorhaben vollständig aufgegeben wird. Auch der Rücktritt von Lam wird weiterhin gefordert. Einen Rücktritt liess Lam bisher aber nicht durchblicken.

Umstrittenes Gesetz löste Proteste aus

Ausgelöst hatte Lam die Demonstrationen dadurch, dass sie das umstrittene Gesetz schnell durch die Peking-treue Mehrheit im Legislativrat durchwinken wollte.

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam
Carrie Lam, Regierungschefin von Hongkong, verlässt das Rednerpult nach einer Pressekonferenz im Legislativrat. Nach den Massenprotesten in Hongkong hat sich Carrie Lam bei der Bevölkerung für die Kontroverse über das Gesetz für Auslieferungen an China entschuldigt. - dpa

Das Gesetz hätte Auslieferungen auch an das chinesische Festland ermöglichen sollen. Bis anhin hatte sich Hongkong von Auslieferungen an das chinesische Festland distanziert. Dies, weil das chinesische Justizsystem wenig transparent und die Verhängung der Todesstrafe weit verbreitet ist.

Trotz Beteuerungen der Regierung, keine China-Kritiker auszuliefern, befürchten Kritiker, dass bei einer Verabschiedung des Gesetzes auch Dissidenten vor chinesische Gerichte gestellt werden könnten.

«Rechtsstaat in Gefahr»

«Auslieferungen nach China sind ein Thema, das grosse Ängste weckt – auch in Wirtschaftskreisen», erklärt Aktivist Joshua Wong. «Der gesamte Rechtsstaat ist in Gefahr.» Dies treffe die Stadt ins Mark.

Wong ist seit den Regenschirmprotesten vor fünf Jahren ein prominentes Gesicht von Hongkongs Demokratiebewegung. Man mache sich keine Illusionen, erklärt Wong in einem Interview mit «Die Tageszeitung». Peking behalte das letzte Wort.

«Freie Wahlen bleiben aber unser Ziel.» Dies hätte Peking einst vertraglich zugesichert.

Joshua Wong Regenschirm bewegung
Joshua Wong (Mitte) war wegen seiner Rolle in der «Regenschirm»-Bewegung 2014 zu einer zweimonatigen Haftstrafe verurteilt worden. - dpa

Werde das Gesetz doch noch durchkommen, «könnte es der letzte Kampf gewesen sein». Doch der Demokratiebewegung sei es zumindest gelungen, das Gesetz auf Eis zu legen. «Der Kampf ist noch lange nicht vorbei», zeigt sich Wong kämfperisch.

Seit 1997 ist Hongkong wieder chinesisch

Bei der Rückgabe der britischen Kolonie an China am 1. Juli 1997 hatte Peking Hongkong unter der Formel «Ein Land, zwei Systeme» für 50 Jahre weitreichende innere Autonomie zugesagt. In der Sonderverwaltungszone gelten daher Grundrechte, die den Bürgern der Volksrepublik vorenthalten werden – etwa Meinungs- und Pressefreiheit.

Die Opposition wirft Peking jedoch vor, sich zunehmend in Hongkongs Angelegenheiten einzumischen und damit die Autonomievereinbarungen auszuhöhlen.

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