In Kabul ist es am Samstag zu einer schweren Bombenexplosion gekommen
Eine starke Explosion hat die afghanische Hauptstadt Kabul erschüttert. Mindestens 103 Menschen kamen dabei ums Leben, 235 weitere wurden verletzt.
Wie der Innenminister am Sonntag sagte, wurde der Attentäter von einem zweiten Krankenwagen begleitet, mit dessen Hilfe er durch einen ersten Kontrollpunkt gekommen sei. Dann habe er für 20 Minuten auf dem Parkplatz des Dschamhuriat-Krankenhauses gewartet, das ebenfalls an der schwer gesicherten Strasse liegt. Schliesslich sei er zu einem zweiten Kontrollpunkt weitergefahren, der zum Gebäude des Innenministeriums führte. Als Sicherheitskräfte ihn dort als Gefahr erkannten, zündete er seine Bombe. Es muss eine gewaltige Ladung gewesen sein - über Kabul stieg eine hohe Rauch- und Staubwolke auf.
Das Wichtigste in Kürze
- In Kabul hat sich erneut eine schwere Explosion zugetragen.
- Mindestens 95 Menschen sind tot, weitere 158 sollen verletzt sein.
Der Inhaber eines Kopiergeschäfts am Sedarat-Platz sagte im Fernsehen, es habe sich angefühlt, als habe die Detonation den Boden unter ihm bewegt. Er habe im Laden gesessen, als es geschah. «Da hat plötzlich eine starke Windböe alles Glas zerschmettert, es hat Splitter auf uns geregnet.» Der Mann im Nachbarladen habe kurz zuvor einen Jungen losgeschickt, um Essen zu holen. «Als wir hinausrannten, sahen wir den Jungen daliegen, voller Blut. Er war tot.»
Die radikalislamischen Taliban haben einen schweren Anschlag im Zentrum der afghanischen Hauptstadt mit nach offiziellen Angaben bisher mindestens 103 Toten und 235 Verletzten für sich reklamiert. In einer über den Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten Botschaft hiess, ein Selbstmordattentäter habe sich an einem Sicherheitsposten vor dem alten Ministerium des Inneren in die Luft gesprengt. Mehr als 80 Polizisten seien getötet und verletzt worden. Die meisten Funktionen des Ministeriums waren vor einigen Monaten in ein neues Haus gezogen, der alte Komplex wird aber noch genutzt.
Es ist der zweite schwere Anschlag der Taliban in Kabul innerhalb nur einer Woche. Am vergangenen Samstagabend hatten sie das grosse Hotel Intercontinental angegriffen und mindestens 20 Menschen getötet, darunter eine deutsche Entwicklungshelferin. Der Leiter der italienischen Hilfsorganisation Emergency, die eine Klinik für Kriegsverletzungen betreibt, schrieb auf Twitter: «Es ist ein Massaker.» Emergency hat demnach mehr als 50 Verletzte bei sich.