Indiens Hauptstadt ergreift eine Reihe von Massnahmen gegen gefährlichen Smog
Das Wichtigste in Kürze
- Bauern im Umland dürfen abgeernete Felder nicht mehr abbrennen.
Am Dienstag verhängte das Oberste Gericht des Landes für Neu Delhis Umgebung ein sofortiges Verbot, abgeerntete Felder abzubrennen. Diese landwirtschaftliche Praxis trägt massiv zu der gefährlichen Feinstaubbelastung in Indiens Hauptstadt bei.
Durch das Abbrennen von Stoppelfeldern verlören die 20 Millionen Menschen in Neu Delhi «wertvolle Jahre», begründete der Oberste Gerichtshof seine Entscheidung über eine Klage von Aktivisten. «Menschen sterben» durch die Luftverschmutzung und dies dürfe «in einem zivilisierten Land nicht passieren».
Das Gericht drohte, wenn das Abbrennen von Stoppelfeldern kein Ende nehme, würden die gesamten Staats- und Polizeihierarchien bis hin zu örtlichen Beamten dafür verantwortlich gemacht. Das Anzünden von Stoppelfeldern ist eigentlich bereits verboten, viele Bauern halten sich aber nicht daran.
In der kühleren Jahreszeit nimmt die Luft den Rauch von den Feldern auf und trägt ihn bis in die grossen Städte. Zusammen mit Autoabgasen, den Emissionen von Fabriken und dem Staub von Baustellen ergibt dies einen giftigen Smog-Cocktail, der Beschwerden wie Augenbrennen und Atemnot verursacht.
Am Sonntag erreichte die Konzentration von Feinstaub-Partikeln der Kategorie 2,5 PM in Neu Delhi den höchsten Wert seit fast drei Jahren. Fast tausend Mikrometer des Feinstaubs pro Kubikmeter Luft wurden gemessen - die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Wert von unter 25. Die PM-2,5-Feinstaubpartikel können durch die Blutbahn in die Lunge eindringen und schwere Atemwegs- und Herzerkrankungen verursachen.
Nach Angaben der Website «AirVisual» war Neu Delhi am Dienstag weiterhin die Stadt mit der schlimmsten Luftverschmutzung weltweit, gefolgt von der indischen Metropole Mumbai. Laut WHO sind unter den weltweit am meisten verschmutzten Städten 14 indische Städte.
Vor dem berühmten Mausoleum Taj Mahal, rund 250 Kilometer südlich von Neu Delhi, wurde ein Kleinbus mit einer Luftreinigungsanlage aufgebaut. Wegen des Smogs, den auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem am Samstag beendeten Indien-Besuch zu spüren bekommen hatte, wurde vergangene Woche für Neu Delhi bereits ein vorübergehendes Verbot für Bauarbeiten verhängt. Die Behörden verteilten Gratis-Atemmasken an Kinder, die Schulen der Stadt sollen bis Mittwoch geschlossen bleiben.
Am Montag trat in Neu Delhi ein Fahrverbot in Kraft, das abwechselnd für Autos mit geraden und ungeraden Ziffern auf ihrem Nummernschild gilt. 465 Polizisten und andere Beamte sowie 2000 Freiwillige überwachten die Einhaltung des Fahrverbots und verhängten Strafen gegen knapp 260 Autofahrer. Die sieben Millionen Motorräder und Motorroller in Neu Delhi sowie Transportfahrzeuge und Fahrzeuge mit rein weiblicher Besetzung wurden von dem Fahrverbot ausgenommen.
Neu Delhis Regierungschef Arvind Kejriwal, der seine Stadt unlängst als «Gaskammer» bezeichnet hatte, sprach von einem Erfolg. Auf den Strassen seien dadurch 1,5 Millionen Autos weniger gewesen, erklärte er. Der Klimaexperte Siddharth Singh kritisierte das Fahrverbot hingegen als «ineffektiv», weil die Autoabgase nur «einen kleinen Teil» zu dem Smog-Problem beitrügen.