Israel-Gaza-Krieg: Teenager zeigen «locker» ihren Alltag – Lob
Der Israel-Gaza-Krieg dauert an. Zwei Teenager zeigen ihren Alltag und die Zerstörung vor Ort – doch die Videos werfen auch Fragen auf. Experten ordnen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Instagram-Account «omarherzshow» zeigt den Alltag im Gazastreifen.
- Dahinter stecken die beiden Jugendlichen Mohammed und Omar.
- Durch die alltäglichen Inhalte könne man sich besser hineinversetzen, so ein Experte.
Die beiden Freunde Mohammed und Omar sind Social-Media-Stars. Ihr Instagram Account «omarherzshow» hat über 1,5 Millionen Follower. Täglich zeigen sie ihren Alltag im Israel-Gaza-Krieg in kurzen Videos: Sie gehen Kaffee trinken, Fussball spielen oder einkaufen beim Markt – was junge Menschen halt so machen.
Doch in den Posts wird auch eine andere Realität gezeigt: die permanente Angst vor einem israelischen Angriff und die Zerstörung des Gaza-Streifens.
Influencer zeigen Zerstörung im Israel-Gaza-Krieg
Omar und Mohammed leben momentan im Süden des Kriegsgebiets. Durch die militärischen Operationen von Israel mussten sie am Anfang des Konfliktes vom Norden des Gaza-Streifens flüchten.
Auf der Suche nach Sicherheit fanden sie wie Millionen anderer Palästinenserinnen und Palästinenser Zuflucht in der Stadt Rafah.
Doch die israelische Regierung brach ihr Versprechen, in Rafah keinen Krieg zu führen. Die jungen Männer zeigen auch die Zerstörung der umliegenden Gebiete und sprechen über ihre Angst.
Experte lobt: «Gut gemacht»
«Sie möchten wohl das ‹New Normal› (Deutsch: Neue Normalität) in Gaza darstellen und zeigen, wie ‹locker› sie es nehmen», vermutet Social-Media-Experte Mike Schwede.
«Der Kontrast zu unserem Alltag bewegt wohl mehr, als wenn man die ganzen schrecklichen Aufnahmen sieht.» Dadurch könne man sich als Zuschauerin oder Zuschauer gut hineinversetzen.
Er stellt fest: «Die Videos sind gut gemacht.» Eine Tatsache, die auch stutzig machen kann. Schliesslich befindet sich das Land der beiden Influencer im Krieg, die Ressourcen sind knapp.
Hinzu kommt, dass Omar und Mohammed zwar über die «Massaker» des israelischen Militärs sprechen. Zu den Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober äussern sich die beiden jedoch nicht. Werden sie etwa zu Propagandazwecken finanziert?
Hinter Videos steckt wohl Spendenaktion, nicht Propaganda
Nein, glaubt Nahost-Experte Reinhard Schulze. «Es scheint mir so, dass der Account im Zusammenhang mit einer Spendenaktion steht», sagt er zu Nau.ch.
Der emeritierte Professor könne nur spekulieren. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die beiden Teenager im Zusammenhang mit der Terrororganisation Hamas stehen.
Der Account habe ein grosses Interesse daran, die Situation in Rafah zu «normalisieren». «Er zeigt zwar die katastrophale Lage, aber er dokumentiert sie nicht», sagt der Islamwissenschaftler.
Die Situation im Süden des Gaza-Streifens werde beschönigt, indem die Menschen in «ganz normalen, alltäglichen Umwelten» gezeigt werden. Er sieht die Videos also kritischer als Schwede. Doch für ihn spricht das auch gegen Propaganda.
Die beiden Influencer haben eine Anfrage von Nau.ch nicht beantwortet.