Israel-Ticker – HRW: Israel hungert Bevölkerung im Gazastreifen aus
Im Israel-Krieg gehen die Kämpfe nach der Feuerpause intensiv weiter. Israel dringt im Gazastreifen weiter vor. Alle Neuigkeiten hier im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
- Israel führt seine Offensive im Gazastreifen fort.
- Zuletzt hat die Armee ein grosses Hamas-Tunnelsystem freigelegt.
- Die neusten Entwicklungen gibt es hier im Ticker.
Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel mit über 1200 Toten am 7. Oktober lancierte Tel Aviv eine Gegenoffensive auf den Gazastreifen. Dadurch verlor die Hamas die Kontrolle über das Gebiet, mehrere hochrangige Mitglieder wurde getötet. Auch Tausende Zivilisten sind gestorben, was zu Kritik am israelischen Vorgehen führt.
Nach einer einwöchigen Feuerpause, in der Gefangene ausgetauscht wurden, gehen die Kämpfe im Israel-Krieg seit über einer Woche wieder weiter. Israel ist in den Süden des Gazastreifens vorgedrungen und hat die dort grösste Stadt Chan Junis eingekesselt.
Am Wochenende meldete die israelische Armee, dass das grösste Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen freigelegt wurde.
In diesem Ticker werden Sie laufend über die Entwicklungen im Israel-Krieg informiert. Die Geschehnisse vom Sonntag können Sie im Ticker hier nachlesen.
20.34: Die islamistische Terrororganisation Hamas hat am Montag ein neues Video von israelischen Geiseln veröffentlicht. Auf den Aufnahmen sind drei ältere Männer zu sehen, einer davon spricht auf Hebräisch in die Kamera. Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und wann es gedreht wurde, war zunächst unklar. Israelischen Medienberichten zufolge waren die drei Männer im Alter zwischen 79 und 84 Jahren aus einem Kibbutz im Grenzgebiet in den Gazastreifen verschleppt worden.
Ein Sprecher des israelischen Militärs bezeichnete die Aufnahmen als «grausamen Terror».
18.06: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach israelischen Angaben bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mehr humanitäre Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen angemahnt. Es gehe darum, wie die USA Israel auf dem Weg zu «dauerhafter» Sicherheit am besten unterstützen könnten, wurde Austin am Montag vom Presseamt der israelischen Regierung zitiert.
«Und das bedeutet, dass wir dringende Bedürfnisse angehen müssen und den fast zwei Millionen Vertriebenen in Gaza mehr humanitäre Hilfe zukommen lassen und diese Hilfe besser verteilen müssen», sagte Austin demnach bei dem Treffen im israelischen Verteidigungsministerium in Tel Aviv.
Beschuss an Grenze zu Libanon
16.34: An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon ist es am Montag erneut zu gegenseitigem Beschuss gekommen. Die israelische Armee teilte mit, aus dem nördlichen Nachbarland seien Flugobjekte in den israelischen Luftraum eingedrungen und es habe auch Beschuss mit Raketen gegeben.
Daraufhin habe israelische Artillerie die Abschussorte unter Feuer genommen und Kampfjets Stellungen der Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen. Israel hat die Hisbollah wiederholt gewarnt, es werde auf einen grossen Angriff durch die Schiitenmiliz mit aller Härte reagieren.
15.54: Bei einer Razzia des israelischen Militärs in Faraa sind palästinensischen Angaben zufolge am Montag vier Menschen getötet worden. Sie seien durch Schüsse ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.
Terroristen hätten bei der Razzia Sprengsätze auf die Einsatzkräfte geschleudert und auf sie geschossen, hiess es von Israels Armee. Die Soldaten hätten zurückgefeuert. Bei der Razzia sei ein gesuchter Verdächtiger festgenommen worden.
Neue Geisel-Gespräche im Israel-Krieg?
15.19: Der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad lotet einem Medienbericht zufolge neue Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln aus.
Mossad-Chef David Barnea berate mit CIA-Direktor William Burns und dem katarischem Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani in Warschau. Dies meldete die Zeitung «Haaretz» am Montag.
Israelischen Medien hatten zuvor berichtet, dass Barnea nach Europa reisen werde, um ein mögliches neues Abkommen zu besprechen. Ziel sei die Freilassung weiterer noch im Gazastreifen festgehaltener Geiseln. Vermittler Katar unterhält gute Beziehungen zur Hamas.
Wassermangel als grosse Bedrohung im Israel-Krieg
14.31: Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat vor den Auswirkungen des Wassermangels und sanitären Einrichtungen im Gazastreifen gewarnt.
«Ich bin sicher, dass es auf lange Sicht genauso gefährlich wie die Bombardierungen sein und ebenso viele Menschen töten könnte.» Das sagte Mitarbeiter Ricardo Martinez in einem am Montag von der Organisation veröffentlichten Interview.
Das Wassersystem sei zusammengebrochen. Anwohnern stünde höchstens ein Liter Wasser am Tag zur Verfügung – «zum Trinken, Waschen und Kochen». Laut UN benötigen Menschen als Minimum dafür 15 Liter.
Israel-Krieg: 110 Tote bei Luftangriffen im Gazastreifen
14.01: Bei israelischen Luftangriffen im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde vom Montag mindestens 110 Menschen getötet worden.
Die Menschen seien gestorben, als mehrere Wohnhäuser in dem Stadtteil Dschabalia getroffen worden seien, sagte ein Sprecher der Behörde. Unter Trümmern würden Dutzende weitere Opfer vermutet. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Die israelische Armee betonte auf Anfrage: Sie prüfe vor einem Angriff Ziele sehr genau, um zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden. Man warne Menschen vor einem bevorstehenden Angriff. Die Hamas mische sich absichtlich unter die Zivilbevölkerung.
Menschenrechtler werfen Israel Kriegsverbrechen vor
13.51: Israels Regierung nutzt nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) das Aushungern von Zivilisten als Mittel der Kriegsführung. Dies stelle ein Kriegsverbrechen dar, teilte die Organisation am Montag mit.
Ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums warf HRW vor, parteiisch zu sein und zum Massaker der Hamas am 7. Oktober, das Auslöser des Gaza-Kriegs war, geschwiegen zu haben. Er nannte die Organisation «antisemitisch und antiisraelisch».
Laut HRW blockiert die israelische Armee absichtlich die Lieferung von Wasser, Nahrung und Treibstoff und verhindert humanitäre Hilfen. Human Rights Watch bezog sich auf Befragungen vertriebener Palästinensern im Gazastreifen. Sie hätten grosse Schwierigkeiten, ihre Grundbedürfnisse zu sichern. Israel sei als Besatzungsmacht verantwortlich für die Versorgung.
Freigelassene Geisel spricht über ihre Erfahrungen im Israel-Krieg
12.59: Eine von der Hamas freigelassene deutsch-israelische Frau hat im US-Fernsehen über ihre Entführung und ihre Geiselhaft im Gazastreifen gesprochen.
Sie sei nach der Verschleppung wie eine Trophäe durch die Strassen in dem palästinensischen Küstengebiet geführt worden. «Ich war kein Mensch», sagte Yarden Romann-Gat in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview dem US-Sender CBS. Viele Leute hätten ihre Zurschaustellung gefeiert.
Später sei die Deutsch-Israelin ohne andere Geiseln in einem Haus festgehalten und immer von einer männlichen Wache beobachtet worden. Das sagte sie in der Sendung «60 Minutes» weiter.
Romann-Gat habe einen Hidschab zum Anziehen bekommen, sich aber dennoch nicht geschützt gefühlt. Ihre Entführer hätten ihr alles antun können. «Du kannst keiner Sache widersprechen, es könnte dich dein Leben kosten.»
Sie habe Angst vor den israelischen Bombardierungen gehabt, sagte sie. «Es ist eine sehr beängstigende Erfahrung, in einem Kriegsgebiet zu sein. Man kann es nicht ignorieren. Es ist sehr intensiv.»
Ihre Schwägerin wird noch immer im Gazastreifen festgehalten. Einige Details aus der Zeit ihrer Gefangenenschaft wollte sie laut CBS nicht teilen.
Israel-Krieg: Armee will Kirchen-Vorfall untersuchen
12.33: Nach Vorwürfen der Tötung zweier Frauen, die in einer Gaza-Kirche Schutz gesucht haben sollen, hat Israels Armee eine Untersuchung angekündigt. Die Armee prüfe den Vorfall ausführlich, teilte das Militär auf Nachfrage am Sonntagabend mit.
Vorläufigen Ergebnissen zufolge hätten israelische Truppen «eine Bedrohung in der Gegend der Kirche identifiziert». Vorwürfe zu Schäden gegen «sensible Orte» und insbesondere Kirchen würde die Armee äusserst ernstnehmen. Auch mit Blick darauf, dass christliche Gemeinden eine Minderheit darstellen im Nahen Osten.
Nach Darstellung des lateinischen Patriarchats von Jerusalem soll ein israelischer Scharfschütze eine Frau und ihre Tochter «kaltblütig» getötet haben. Er habe sie auf dem Gelände der Kirchengemeinde erschossen. «Wo sich keine Kriegsteilnehmer aufhalten», hiess es in einer Mitteilung vom Samstag. Eine Warnung habe Israels Armee vorher nicht ausgesprochen.
WHO entsetzt über Spital-Zerstörung im Israel-Krieg
06.31: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel vorgeworfen, ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zerstört zu haben.
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus schrieb am Sonntagabend auf der Plattform X, vormals Twitter: «Die WHO ist entsetzt über die wirksame Zerstörung des Kamal-Adwan-Krankenhauses im Norden von Gaza in den letzten Tagen. Diese machte es funktionsunfähig und führte zum Tod von mindestens acht Patienten.»
Die Patienten, darunter ein neunjähriges Kind, seien wegen unzureichender medizinischer Versorgung gestorben. Israel wies die Kritik zurück.
Die Ständige Vertretung Israels bei der UN warf Tedros vor, nicht zu erwähnen, dass sich die Hamas im Kamal-Adwan-Krankenhaus einnistete.
Bevor die israelische Armee das Gelände betreten habe, sei in Abstimmung mit den medizinischen Teams ein Dialog geführt worden. Die Armee habe ein humanitäres Zeitfenster zugelassen, und der grösste Teil des Krankenhauses sei evakuiert worden.
Auf dem Gebiet seien 90 Terroristen festgenommen worden. «Israel zerstörte auch die Infrastruktur der Terroristen. Und fand zahlreiche Waffen und Geheimdienstdokumente, die unter anderem in der Säuglingsstation in den Brutkästen versteckt waren.»