Israel unter Raketenbeschuss - Militär greift weiter Ziele in Gaza an
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 190 Raketen seien seit Freitag von militanten Palästinensern auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär am Samstag mit.
Sie gingen demnach auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Rund 36 Raketen seien noch innerhalb des Gazastreifens zu Boden gegangen. Mehrere Städte, darunter auch die Küstenstadt Tel Aviv, öffneten aus Sorge vor weiteren Attacken öffentliche Luftschutzräume.
Israels Streitkräfte hatten am Freitag eine grossangelegte Militäraktion gegen die extremistische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) begonnen. Bei Luftangriffen im Gazastreifen wurde Militärchef Taisir al-Dschabari gezielt getötet. Der hochrangige Kommandeur war dem Militär zufolge verantwortlich für Raketenangriffe aus dem Gazastreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten.
Bei dem Einsatz starben nach palästinensischen Angaben seit Freitag mindestens 12 Menschen, darunter neben Al-Dschabari ein fünfjähriges Kind und weitere PIJ-Mitglieder. 84 Menschen seien verletzt worden. Auch die israelischen Angriffe gingen am Samstag weiter.
Das israelische Militär teilte mit, neben Militärposten seien zwei Waffenproduktionsstätten sowie sechs Raketenabschussanlagen angegriffen worden. Zudem sei es im Westjordanland in der Nacht zu 20 Festnahmen gekommen, davon standen den Angaben nach 19 in Verbindung mit dem Islamischen Dschihad.
Die Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Er ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden und nach der Hamas die zweitstärkste militärische Kraft in dem Küstenstreifen.
Ende des Konflikt nicht in Sicht
«Die Kämpfer des Islamischen Dschihad sind bereit, den Krieg fortzusetzen», teilte die militante Organisation Medienberichten zufolge am Samstag mit. Allein 60 Raketen seien seit Samstagmorgen auf Israel abgefeuert worden. Sie zielten demnach auch auf den internationalen Flughafen Ben-Gurion im Zentrum Israels.
Israels Armee stellt sich derweil auf einen längeren Einsatz ein. «Das Militär ist auf eine einwöchige operative Tätigkeit vorbereitet, entsprechend der Anweisung der politischen Ebene und des Generalstabschefs», teilte das Militär mit. Ministerpräsident Jair Lapid sagte am Freitag: «Israel ist nicht an einer breiten Operation im Gazastreifen interessiert, hat aber auch keine Angst vor ihr». Am Samstagabend wurde eine Sitzung des Sicherheitskabinett einberufen.
2019 hatte Israel auch den Vorgänger von Al-Dschabari, Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata, gezielt getötet. Damals folgten massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.
Israel: Es gab konkrete Angriffspläne
Der Eskalation voran gegangen war die Festnahme eines Anführers des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft. Berichten zufolge soll es konkrete Pläne eines Angriffs auf israelische Zivilisten gegeben haben.
Israels Streitkräfte hatten sich bereits im vergangenen Jahr einen elftägigen Konflikt mit militanten Palästinensern im Gazastreifen geliefert. Nach palästinensischen Angaben starben damals 255 Menschen, in Israel kamen nach israelischen Behördenangaben 13 Menschen ums Leben. Mehr als 4000 Raketen wurde nach israelischen Angaben auf Israel aus dem Gazastreifen abgefeuert. Ägypten vermittelte schliesslich eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas.
Während des Sechstagekrieges 1967 hatte Israel unter anderem das Westjordanland und den Gazastreifen erobert. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Staaten begründen die Massnahme mit Sicherheitsinteressen.