Am Montag hat das israelische Parlament über einen Teil der umstrittenen Justizreform abgestimmt und diesen verabschiedet. Es gab weiterhin grosse Proteste.
Eine grosse Menschenmenge protestiert vor dem Parlament in Jerusalem gegen den Plan der Regierung von Netanjahu zur Überarbeitung der Justiz.
Eine grosse Menschenmenge protestiert vor dem Parlament in Jerusalem gegen den Plan der Regierung von Netanjahu zur Überarbeitung der Justiz. - Mahmoud Illean/AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Israels Parlament verabschiedet die umstrittene Justizreform trotz massivem Widerstand.
  • Am Montag wurde ein Kernelement im Parlament nach langen Debatten abgesegnet.
  • Tausende Menschen protestieren weiterhin gegen die Schwächung der Justiz.
Ad

Trotz massiven Widerstands hat Israels Parlament ein Kernelement der umstrittenen Justizreform verabschiedet. 64 von 120 Abgeordneten stimmten nach tagelanger Debatten am Montag für einen Gesetzentwurf, der die Handlungsmöglichkeiten des Höchsten Gerichts einschränkt.

Die Opposition boykottierte die Abstimmung. Das Gesetz ist Teil eines grösseren Pakets. Kritiker stufen es als Gefahr für Israels Demokratie ein.

Mit dem neuen Gesetz ist es dem Höchsten Gericht nicht mehr möglich, eine Entscheidung der Regierung als «unangemessen» zu bewerten. Kritiker befürchten, dass dies Korruption und damit auch die willkürliche Besetzung wichtiger Posten und Entlassungen begünstigt. Die Netanjahu-Regierung wirft der Justiz dagegen vor, sich zu sehr in politische Entscheidungen einzumischen.

Israel-Krieg
Netanjahu am 5. März in Jerusalem - POOL/AFP

Der Staat Israel hat keine schriftliche Verfassung und fusst stattdessen auf einer Sammlung von Grundgesetzen. Daher kommt dem Höchsten Gericht eine besondere Bedeutung bei der Wahrung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu.

Tausende Menschen protestieren gegen Justizreform

Seit mehr als einem halben Jahr spaltet das Vorhaben weite Teile der israelischen Gesellschaft. Regelmässig gehen Tausende Menschen gegen eine Schwächung der Justiz auf die Strassen. Verhandlungen, auch in letzter Minute, über einen Kompromiss blieben erfolglos.

Zuletzt nahm auch der Widerstand innerhalb des Militärs zu. Mehr als Zehntausend Reservisten kündigten an, nicht mehr zum Dienst zu erscheinen, sollte ein Teil der umstrittenen Pläne verabschiedet werden. Auch aus der Wirtschaft und weiteren Teilen der Gesellschaft gab es solche Drohungen.

Netanjahus Koalition ist die am weitesten rechts stehende, die das Land je hatte. Die Gesetzesänderungen erfolgen auch auf Druck von Netanjahus strengreligiösen Koalitionspartnern. Sie könnten Netanjahu laut Experten jedoch auch in einem schon länger gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AbstimmungOppositionKorruptionRegierungGerichtGesetzStaatParlament