Jair Bolsonaro: Genesungswünsche und Kritik nach Corona-Diagnose
Nach Jair Bolsonaros positivem Corona-Test haben zahlreiche Genesungswünsche den brasilianischen Präsidenten erreicht. Es gibt aber auch Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Jair Bolsonaro gab gestern bekannt, dass er am Coronavirus erkrankt sei.
- Den Präsidenten Brasiliens erreichten seither zahlreiche Genesungswünsche.
- Angesichts seiner laxen Gesundheitspolitik wurde allerdings auch Kritik laut.
«Es ist nur eine kleine Grippe», sagte Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro zu Beginn der Corona-Pandemie. Mittlerweile sind in seinem Land fast 67'000 Personen gestorben, und auch der Präsident hat sich «die kleine Grippe» eingefangen.
Nach seiner Corona-Diagnose haben Jair Bolsonaro trotzdem zahlreiche Genesungswünsche erreicht. US-Präsident Donald Trump wünschte Bolsonaro am Dienstag (Ortszeit) eine «rasche Besserung».
Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, «dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt». Auch mehrere brasilianische Gouverneure schickten Genesungswünsche nach Brasília.
Kritik an laxen Gesundheitspolitik wird lauter
Angesichts seiner laxen Gesundheitspolitik wurde allerdings auch Kritik an dem Verhalten des Staatschefs laut. Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt.
Präsident Bolsonaro bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als «leichte Grippe» und stemmte sich gegen Schutzmassnahmen.
Er zeigte er sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern. Im Streit um die richtige Corona-Strategie hatten zuletzt zwei Gesundheitsminister das Handtuch geworfen.
Der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro zwar ebenfalls gute Besserung. «Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomographie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben», sagte er dem Fernsehsender Globo News.
«Es tut mir leid für die 1,6 Millionen Infizierten, dass wir den schlechtesten Krisenmanager der Welt haben», sagte der Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad. «Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro.»
Jair Bolsonaro wird mit Hydroxychloroquin behandelt
Nach einem Test in einem Militärkrankenhaus hatte Bolsonaro am Dienstag mitgeteilt, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber bereits wieder besser.
Er wolle nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen, dessen Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 bislang nicht bewiesen ist.
In den kommenden Tagen werde er in seiner Residenz in Brasília bleiben und die Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen, kündigte Bolsonaro an.
Für diese Woche geplante Reisen nach Bahia und Minas Gerais habe er abgesagt. Nach seinem positiven Corona-Test, liessen sich mindestens zehn Minister seines Kabinetts ebenfalls auf das Virus untersuchen.
Brasilien ist ein Brennpunkt der Corona-Pandemie
Unterdessen stieg die Zahl der Corona-Toten im grössten Land Lateinamerikas binnen 24 Stunden um 1254 - einer der höchsten Werte der vergangenen Wochen. Viele Krankenhäuser haben wegen der hohen Fallzahlen ihre Belastungsgrenze erreicht, das spiegelt sich in den Todeszahlen wider.
Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.
Insgesamt sind knapp 67'000 Patienten im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.
Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmassnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert.
In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder. Auf der Strandpromenade an der Copacabana tummelten sich zuletzt bereits wieder zahlreiche Menschen.