Jamal Khashoggi: Söhne vergeben Mord an ihrem Vater
Die Söhne des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi haben seinen Mördern vergeben - und könnten diese so vor der Todesstrafe bewahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Söhne von Jamal Khashoggi haben seinen Mördern vergeben.
- Somit entgehen die Mörder einer Todesstrafe.
Die Familie des ermordeten regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat den Tätern nach eigenen Angaben vergeben.
«Wir, die Söhne des Märtyrers Jamal Khashoggi, erklären, dass wir denjenigen verzeihen, die unseren Vater getötet haben». Dies schrieb Kashoggis ältester Sohn Salah am Freitag auf Twitter.
Dieser Schritt kann bedeuten, dass die Täter der Todesstrafe entgehen. Khashoggis türkische Verlobte Hatice Cengiz und Menschenrechtler reagierten mit scharfer Kritik, weil sie befürchten, dass die wahren Schuldigen straffrei ausgehen.
Ankündigung kurz vor Ramadan-Ende
Die Erklärung kommt kurz vor dem Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan an diesem Wochenende. Traditionell werden zu diesem Anlass in vielen muslimischen Ländern Amnestien verkündet. Salah Khashoggi zitierte aus dem Koran, wonach diejenigen auf Gottes Lohn hoffen dürften, die vergäben und für Ausgleich sorgten.
Ein saudisches Strafgericht hatte im Dezember im Fall Kashoggi fünf Männer zum Tode verurteilt. Drei Angeklagte erhielten hohe Haftstrafen.
Insgesamt standen elf Personen vor Gericht. Die Namen der Angeklagten sollten unter Verschluss bleiben, bis die Urteile rechtskräftig sind. Der saudische Analyst Ali Schihabi kam am Freitag zu dem Schluss, dass die Täter nun der Todesstrafe entgingen. Dies, da die Familie nach dem in Saudi-Arabien geltenden islamischen Recht (Scharia) das Recht zur Vergebung habe.
Abscheulicher Mord an Jamal Khashoggi
Hatice Cengiz schrieb am Freitag auf Twitter, dieser abscheuliche Mord habe keine Verjährungsfrist. Niemand besitze das Recht, seinen Mördern zu vergeben.
Der Chef der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Kenneth Roth, twitterte: Man könne sich nur ausmalen, welche «Kombination aus Bestechungen und Drohungen» sie dazu gebracht habe, den brutalen Mördern zu vergeben.
Die UN-Sonderberichterstatterin für den Fall, Agnès Callamard, erklärte: Saudi-Arabien habe wiederholt bewiesen, dass das Land im Falle Khashoggis keine Gerechtigkeit walten lassen wolle. «Das ist das letzte Teil des Straffreiheitspuzzles, der letzte Akt einer Justizparodie, die vor der Weltöffentlichkeit gespielt wird.»
Die Mörder würden frei herumlaufen. Callamard veröffentlichte auch schon ein Untersuchungsbericht. Sie kam zum Schluss, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Kronprinzen Mohammed gebe.
Salah von Kronprinz empfangen
Salah Khashoggi, der in Saudi-Arabien lebt, hatte sich bereits früher im Namen der Familie zu dem Mord geäussert. Nach der Tat kondolierten ihm König Salman und der Kronprinz bei einem Besuch im Palast. Im vergangenen Herbst warf Salah Khashoggi dann Gegnern Saudi-Arabiens vor, den Tod seines Vaters für ihre Zwecke missbrauchen zu wollen.